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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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eine Diskussionsangelegenheit halten. Es mag gegen ihn vorgegangen werden, wie er mit uns vorhat.«
    Seufzend wankte der Abt ab. Tappelte später wieder zu Breuner, zaghaft und ängstlich-begierig wie Fürst Eggenberg zu den Jesuiten. Und immer kam Breuner darauf zurück, es bliebe nichts übrig; sie seien rettungslos verloren, und selbst wenn Wallenstein nichts verbräche, sie müßten seiner Herr werden und ihn hernehmen. »Wir können seiner nicht schonen; Ihr mögt ihn lieben wie Euer eigenes Kind; er muß, ob heute oder morgen, mit Hab und Gut daran glauben. Ihr müßt Euch entscheiden, Ihr seht doch alles klarer als der Fürst Eggenberg oder Trautmannsdorf oder der Pater Lamormain. Er tut uns den Gefallen, daß er selber die Frage aufwirft: Habsburg oder Friedland. Er wirft die Frage auf; doch. Aber, Ehrwürden, täte er es nicht, es hülfe uns nichts: wir müssen ihn fangen auf irgendeine Weise. Wir müssen ihm eine Falle stellen.« Entsetzt Anton: »Aber wenn der verdienstvolle Mann nichts verbricht?« »Wir müssen ihn reizen dazu; er muß ins Garn.«
    Ein Jesuit orientierte den Baron Breuner: es sei unsinnig, Gleichheit vor dem Gesetz. Wenigstens vor dem moralischen Gesetz seien die Menschen keineswegs gleich. Es käme auf den Stand, die Person an. Unter Umständen könne ein Edelmann töten, vielleicht hätte ein Bürger dazu kein Recht. Eine edle Gesellschaft, die in Gefahr schwebe, kompromittiert zu werden, könne der Bloßstellung oder Beschimpfung durch Ermordung des Bösen zuvorkommen. Wer werde Hinterlist tadeln. Von einem sehr Starken von vorn angefallen zu werden ist Tapferkeit; wenn aber ein Nichtstarker töten müsse, solle er darauf verzichten, weil er nicht von vorn angreifen kann? Etwa weil er dem Volke später nicht als tapfer, als Held erscheine? Welches Hängen und Kleben an Silben. Wer werde so billigen Urteilen nacheilen.
    Schlick und die Jesuväter wurden durch Spione auf dem laufenden erhalten über das eigentümliche Konspirieren im Pilsener Lager, zuletzt über verstärkten Botenverkehr mit Sachsen. Der dicke breitnasige Italiener Piccolomini, Wallensteins ehemaliger Leibgardenkapitän, zuletzt General der Kavallerie, ein schweißduftendes hitziges Tier, hielt sich in diesen Wintertagen in Wien auf, um mit Schlick über seine Beförderung Fühlung zu nehmen. Er bot sich bei einem Spazierritt um die Basteien, als Schlick auf die gespannten eigenartigen Verhältnisse hinwies, selbst zu Diensten an; dem Wallenstein trug er nach, daß er ihn dem dänischen Günstling, dem Holk, unterstellt hatte; Stimmen sprachen davon, daß Holk in Sachsen nicht ohne Mitwirkung dieses haarumwallten Herzogs von Amalfi umgekommen sei, und zwar durch ein bequemes Gift. Das trübäugige Untier, der schwere bigotte Schlick, gab ihm im Morast des Unteren Werd den Auftrag, die sächsische Korrespondenz des Friedländers zu überwachen und zu stören; es mußte auf alle erdenkliche Weise verhindert werden, daß Wallenstein Machtzuwachs erhielt; isoliert sollte er niedergedrückt werden. Schlick verbot dem General, bevor sie sich der Stadt näherten, mit irgend jemand am Hofe in Verbindung zu treten; es herrsche hier ein lauer unentschiedener Geist; durch die Lauheit sei das Übel erst gewachsen.
    Der Italiener erhielt, bevor er abreiste, von dem einsilbigen Präsidenten des Hofkriegsrats das Dekret mit seiner Ernennung zum kaiserlichen Marschall in die fleischigen Hände gedrückt, dazu den Geheimbefehl, bis zum verabredeten Augenblick Verschwiegenheit über die Ernennung zu bewahren. Schon nach fünf Tagen konnte der Italiener nach Wien melden, daß er durch eine kleine zuverlässige Schar seiner Landsleute zwei der sächsischen Kuriere habe meucheln lassen; es hätten sich bei ihnen Chiffrebriefe für den Grafen Trzka gefunden, die er mitschickte.
    Mit Gewalt mußte Graf Schlick den Ansturm des spanischen Oñate und einiger jesuitischer Herren abweisen, die ihn zu sofortiger Niederwerfung Wallensteins drängten; er deutete ihnen die Schwierigkeit der Situation an. Man könnte nur Schritt für Schritt vorgehen, man riskiere, den Herzog vor der Welt als Märtyrer hinzustellen. Man müsse ihn bequem ganz herauskommen lassen, im Augenblick die Zeit zur Unterminierung seines Bodens ausnutzen.
    Um diese Zeit verließ Graf Slawata, der noch immer schöne blühende Mann, Wien, den Hof und Küttner, um nach Prag zurückzukehren. Küttner begleitete ihn einen halben Tag Wegs. »Vergesse der Herr nicht unsere

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