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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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habe nie einen Menschen mit größerer Courtoisie traktiert als ihn; er fragte nach seiner Frau und der Schwägerin; sie saßen beide in Gitschin. Ilow sollte schleunigst ein paar Kroatenkompagnien auf Gitschin werfen; im Falle der Gefahr sollten die Frauen ihm nach. Nachdem sie lange stumm nebeneinander gesessen hatten – draußen knarrten schon die Wagen des aufbrechenden Heeres, die Lafetten; Pferde wieherten und stießen mit den Köpfen gegen die Fensterläden –, gab Wallenstein dem kopfsenkenden Trzka leise Auskunft über seinen Brief an Ferdinand. Oberst Mohr vom Wald und Breuner überbrächten ihn; er habe vor, sich außerhalb der Erblande an die Peripherie des Reiches nach Hamburg oder Danzig zurückzuziehen; ihm bliebe ja nichts mehr als zu sterben; seine Herzogtümer wollte er behalten. »Ist es Euer Ernst?« flüsterte Trzka, ohne den Kopf zu heben. »Ich bin alt, Trzka, das ist wahr, und ich lebe nicht mehr lange. Meinen Brief werde ich überall veröffentlichen, sobald ich wieder Luft schöpfe. Er reißt ihnen die Maske ab. Du wirst sehen: es liegt ihnen nichts daran, ich bin ihnen auch in Hamburg im Wege. Die Jesuiten haben ein böses Gewissen, weil sie den Frieden in Deutschland nicht aufkommen lassen wollen. Darum wollen sie mich beseitigen. Der Kaiser will mein Geld, ich bin sein Gläubiger.« »Die Herrlichkeit Piccolominis in Prag wird nicht lange dauern.« »Ich kenne sie in Wien. Sie scheuen die gröbste Ungerechtigkeit nicht, wenn sie ihnen in ihren Kram paßt. Mit dem Pfälzer wurden sie rasch fertig. Solange ich auf den Beinen stehe, werden sie ihre Not mit mir haben. Von Ungarn bis jetzt habe ich, Trzka, unter ihnen mich ducken müssen. Jetzt reden wir ein offenes Wort.« Trzka schüttelte die Fäuste, unwillkürlich knirschte er mit den Zähnen: »Die ganze Armee steht hinter Euch.« »Und wenn es nur die halbe oder ein Viertel ist – wenn ich selbst meine zwei Beine behalte. Sie sollen keine frohe Stunde von mir haben. Trzka, alle Waffen sind im Kampf erlaubt. Ich schwöre auf die Armee nicht. Diodati ist nicht allein. Nicht geredet, lehr mich Menschen kennen. Es wird nicht leicht halten. Du suchst einige Kroaten aus, sie schleichen sich nach Prag, tausend Gulden für jeden, der mitläuft, zehntausend Gulden, wer Piccolomini vergiftet oder erdolcht. Ich verlass’ mich, daß Ilow sofort nach Gitschin reiten läßt und die Frauen in Sicherheit bringt.«
    Es war dann nicht nötig, daß die bestürzten Herren Maßnahmen zur Heranziehung fremder Hilfe von sich aus trafen. Jetzt leitete Wallenstein alles selbst, mit Umsicht und größter Schärfe. In Pilsen wurden alle Pferde angespannt. Die Kriegskasse mitgenommen: zehntausend Taler, sechstausend Dukaten, siebzehn Goldketten. Den Kreishauptleuten nahm man zehntausend Taler. Der Stadt Pilsen wurde vor dem Abmarsch noch eine Kontribution von dreißigtausend Talern auferlegt. Schweden, Sachsen, Franzosen wurden noch einmal mobilisiert, nach keiner Seite legte sich Wallenstein bloß; so unerschüttert war er. Graf Trzka schrieb verzweifelt an den jungen Herzog von Sachsen-Lauenburg, der sich noch um den Weimaraner bemühte: »Eile, Eile, Eile!« Arnim wurde vom Herzog selbst aufgefordert, die entscheidenden Entschlüsse ungesäumt zu fassen; es sei, drohte er, die Krisis für Kursachsen; er selbst rücke zu einem Schlage auf Prag los. Der Kaiser werde aus Österreich geschlagen werden.
    Das ganze Heer, aufgebrochen, rückte nördlich. Eine Unruhe und Unsicherheit war unter den Knechten aller Waffenarten und den unteren Chargen: Generalrendezvous der Heere war bei Prag befohlen, aber Kroaten mit leichter Artillerie flogen der Armee voraus, der Troß wurde kriegsmäßig gesichert. Man rollte auf gefrorenen Chausseen ohne Hindernis vorwärts. Plötzlich kamen Befehle von rückwärts aus dem Hauptquartier, das sich eben in Bewegung setzte: es seien Gerüchte verbreitet von Meutereien in Prag; allen wurde die strengste Zucht, widerspruchsloser Gehorsam befohlen, der Generalprofoß bereise das marschierende Heer, an das Reiterrecht wurde erinnert. Und kurz darauf: der Vormarsch sei zu beschleunigen, Prag werde bei Widerstand zur Plünderung auf sechs Stunden preisgegeben.
    Man rollte durch stille Dörfer; Pfarrer, die man befragte, erklärten kleinlaut, von Prag seien sie angewiesen, auf allen Kanzeln Friedlands, des gewesenen Generalfeldhauptmanns, Absetzung auszuschreien; es laufe ein kaiserliches Mandat im Land um, er sei ein Verräter, darum sei

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