Wallentin, Jan
müssen
natürlich ebenso dafür sorgen, dass das Schiff in angemessenem Abstand wartet,
um in Ruhe untersuchen zu können, was sich unterhalb der Öffnung befindet.«
Lytton
beugte sich über die Karte.
»Ich werde
Sergej Nikolajewitsch schon überreden. Der Eisbrecher muss einige Seemeilen
entfernt liegen bleiben und den Kurs halten, hier ...«
Lytton
deutete auf einen Punkt unmittelbar hinter dem schwarzen Kreuz, den er bereits
in der Karte eingezeichnet hatte.
»Von hier
aus werden wir den Helikopter nehmen und losfliegen, um herauszufinden, was
sich dort draußen im Eis verbirgt. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber
der Nordpol kann warten.«
Der
Bunsenbrenner stand immer noch auf dem Glastisch, und die Gegenstände auf dem
Drahtnetz des Dreifußes hatten sich wieder voneinander gelöst. Don wollte die
gesamte Ausrüstung zusammenpacken und Lytton und den Salon des Kapitäns wieder
verlassen. Doch er war zu langsam, denn der alte Mann streckte sich vor und
nahm das Kreuz in die Hand.
»Es wiegt
ja fast gar nichts«, stellte Lytton fest und ließ seine Finger über die
Inschrift gleiten, »und erstaunlicherweise ist es vollkommen kalt.«
»Es wird
das Beste sein, wenn wir ...«, begann Don, wurde jedoch von Lytton
unterbrochen:
»Wissen
Sie was? Ich glaube, ich möchte das Experiment noch einmal sehen. Dieser
Sternenstrahl war wirklich schön anzuschauen, und vielleicht kann man die
Position, auf die er weist, noch exakter ausmachen, wenn wir einen weiteren
Versuch unternehmen.«
Don stand
vom Sofa auf, um den Bunsenbrenner abzubauen. Lytton ergriff seine Hand und
sagte:
»Ich
bestehe darauf, Senor Goldstein. Wenn Sie einverstanden sind, kann ich ihn auch
selber anzünden.«
Dann
führte er die Spitze seines Zigarillos an die Öffnung des Gasrohrs. Schraubte
den Regler hoch, und bald brannte die weiße Flamme wieder.
Don stand
unschlüssig da und sah, wie Eva ihm half, das Kreuz und den Stern zu
platzieren. Die Rechtsanwältin wirkte nicht besonders beunruhigt über den
schnellen Entschluss Lyttons.
Don kehrte
ihnen den Rücken zu und entfernte sich ein wenig, um seine Gedanken im Hinblick
auf das zu sortieren, was gerade geschah. Durch die Fensterfront der
Kapitänssuite konnte er sehen, wie die Scheinwerfer den in dichten Schleiern
fallenden Schnee erleuchteten.
Nachdem er
eine Weile dort gestanden und dem dumpfen Knacken des Eises gelauscht hatte,
das unter dem Schiffsrumpf zerbrach, warf er einen Blick zurück auf den
Glastisch, über dem die Sphären nun wieder erkennbar wurden.
Lytton und
Eva schienen ihn nicht weiter zu beachten, als Don auf den geöffneten Sekretär
zuging, der an der hinteren Wand des Salons stand.
Er
berührte die Papierstapel, doch Lytton schien ein außergewöhnlich gutes Gehör
zu besitzen, denn der Südamerikaner sagte von hinten:
»Bitte
fassen Sie nichts an, Senor Goldstein.«
Don nahm
etwas zur Hand, das wie der Entwurf einer Konstruktionszeichnung aussah. Er
warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Lytton reagieren würde,
doch der alte Mann hatte jetzt nur noch Augen für den suchenden Lichtstrahl des
Polarsterns.
Lytton
Enterprises besaß offenbar ein breitgefächertes Tätigkeitsfeld, dachte Don,
als er zwischen den Papieren auf dem Sekretär weiterblätterte. Chemische
Formeln und physikalische Berechnungen stapelten sich dort mit
wirtschaftlichen Kalkulationen und Texten von nahezu spiritueller Natur.
Nachdem er
eine Kopie mit der technischen Beschreibung eines Kernspintomographen
betrachtet hatte, fiel sein Blick auf ein Foto einer Preisverleihung. Darauf
erblickte er einen deutschen Namen, der ihm ziemlich bekannt vorkam:
»Fritz
Haber ...?«, murmelte Don.
»Disculpe?«,
fragte Lytton, ohne die Sphären aus dem Blick zu lassen. »Wie bitte, was sagten
Sie gerade?«
»Ich sehe
hier, dass Ihr Unternehmen Lytton Enterprises ein >Scholarship of Fritz
Haber< an einen Luis Flores vergeben hat.«
»Jedes
Jahr wieder, schon seit langer Zeit, Senor Goldstein. Luis Flores ist ein sehr
begabter junger Chemiker. Wir sind wirklich stolz darauf, ihn unterstützen zu
können.«
»Ist
dieses Stipendium nach dem bekannten Fritz Haber benannt?«
»Nach dem
Nobelpreisträger, ja. Haber war praktisch einer der Gründer von Lytton
Enterprises, kann man sagen. Wieso fragen Sie?«
»Dieser
Fritz Haber also? Der Forscher, der den Nobelpreis für das
Haber-Bosch-Verfahren erhielt?«
»Ja, er
hat eine bahnbrechende Methode entwickelt, um
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