Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
Vom Netzwerk:
beobachtete. Dann drehte Elena sich zum Metallbogen der Südamerikaner
und richtete sich langsam auf.
    »Jansen!«
    Vaters
durch den Nebel zischende Stimme. Im Staub hinter den Kabeln konnte man eine
Bewegung erahnen, doch es kam keine Antwort.
    »Denn Sie
sind doch wohl Jansen, der von den Toten zurückgekehrt ist?«, rief Vater.
»Allerdings wird es diesmal nur ein kurzer Besuch werden. Sie sehen ja, wie es
Ihrer Tochter hier ergangen ist.«
    »Und was
hatte sie mit uns zu tun?«, rief Lytton hinter seinem schützenden Bogen liegend
zurück. »Ihre verdammte Unterwelt hat meinen beiden Kindern das Leben
gekostet.«
    »Die
Dunkelheit fordert eben ihre Opfer. Wenn das jemand weiß, dann doch Sie«,
entgegnete Vater.
    Die
Sitzfläche des Elektrorollstuhls begann ihn langsam zum Stehen zu befördern.
Elena konnte sehen, wie Vaters verbranntes Gesicht über der Kante des Felsens
erschien.
    »Das hier
hat Ihre Tochter mir angetan, Jansen. Keiner hat sie und Titelman darum
gebeten, den Turm der Stiftung in die Luft zu sprengen. Wenn Sie selber es
wagen, sich zu zeigen, dann können Sie Ihren vielversprechenden Versuch gerne
fortführen.«
    »Und was
geschieht, wenn es uns gelingt, das Tor zu öffnen?«, rief Lytton zurück. »Wenn
wir Kontakt mit der Welt aufnehmen, die sich dahinter verbirgt?«
    Vater
antwortete nicht, und weitere Laserstrahlen leuchteten nacheinander auf. Doch
dieses Mal kamen sie von den Südamerikanern, die nun mit ihren eigenen
Maschinengewehren hinter dem Metallbogen Stellung bezogen hatten. Die Strahlen
beider Gruppen kreuzten sich im Nebel und bildeten ein Geflecht aus spähenden
Lichtachsen.
    »Ich mache
Ihnen einen anderen Vorschlag«, rief Lytton. »Sie bitten Ihre Tochter, mit dem
Kreuz zu uns zu kommen. Und dann werden Sie sich allesamt ohne größeres
Aufheben zurückziehen, so dass wir unsere Aufgabe hier abschließen können.«
     
    Elena
schaute auf den roten Punkt, der über ihren Brustkorb irrte. Er ging von einer
der Waffen aus, die nun von Lyttons Männern auf sie gerichtet wurden.
    Zugleich
sah Don, wie auf ihrem Hinterkopf ein weiterer roter Punkt aufleuchtete, der
aus der Waffe kam, die Vater in seiner Hand hielt.
    Elena
drückte das Kreuz gegen ihre Stirn, um seine kühlende Reinheit zu spüren. Sie
konzentrierte sich so stark sie nur konnte, um in ihrem Inneren der Stimme der
Mutter nachzuspüren. Sie schaute in Richtung der Schwarzen Sonne, die dort
schwerelos und unergründlich hing. Auf ihrer glänzenden Scheibe konnte Elena erkennen,
wie ihr eigenes Gesicht langsam Form annahm.
     
    Don war
ebenfalls aufgestanden, nachdem er Evas Kopf in dem weichen Staub zur Ruhe
gebettet hatte. Er folgte Elenas Blick zur schwebenden Sonne der Unterwelt.
    Es sah
aus, als wäre sie ein weiteres Mal dabei sich zu verändern, denn die Farbe
ihrer Scheibe war eine Ahnung heller geworden. An seinem Ohr konnte er Elena
eine Reihe von Silben murmeln hören, die wie Italienisch klangen. Mit jeder
Silbe, die sie aussprach, wurde das Sonnenlicht etwas stärker.
    »Elena«,
rief Vater.
    Doch es
schien, als würde sie ihn nicht hören. »Elena!«, zischte Vater noch einmal.
»Ich erwarte, dass du das Kreuz zu mir bringst.«
    Don sah,
wie der Schein, der von der Sonne ausging, im Rhythmus mit Elenas immer
schneller werdenden Mundbewegungen greller wurde. Um nicht geblendet zu werden,
hielt er sich eine Hand schützend vor die Augen. Nun erblickte er Agusto
Lytton, der unterhalb der leuchtenden Scheibe lag. Die Augenhöhlen des alten
Mannes waren das einzig Schwarze in seinem Schädel, der nun von strahlendem
Licht erhellt wurde.
     
    Elena
spürte, wie etwas an ihr zog und riss, als forderte man eine letzte Handlung
von ihr. Sie stand vor einem Tor, das von der Dunkelheit wegführte, wusste
jedoch nicht, wie sie es öffnen sollte.
    »Ich
möchte es, lo voglio«, murmelte sie. »Ich möchte, dass Sie das Kreuz von uns
entgegennehmen.«
    Im selben
Augenblick strömte so etwas wie ein Atemhauch aus der weißen Sonnenscheibe.
Eine lichte Wolke aus funkelndem Staub löste sich aus ihrer Mitte und schwebte
über der grauschwarzen Schicht dahin.
    Don sah,
wie die Wolke auf sie zukam und Elena einhüllte. Mit geschlossenen Augen
streckte sie das Kreuz vor, und er konnte hören, wie sie flüsterte:
    »Ich
möchte, dass Sie mich mitnehmen.«
     
    Als Elena
die Augen öffnete, konnte sie um sich herum nichts mehr von der Unterwelt
sehen. Die Nebelschleier waren fort, ebenso die Felsen und die Kälte, die so
bitter

Weitere Kostenlose Bücher