Wallentin, Jan
sechs Sitzen, die mit Kabeln verbunden waren, und vor einem der Sitze stand
ein Mann, dessen Gesichtshaut so dünn war, dass sie seine gelblichen
Schädelknochen darunter erkennen konnte.
Don
blinzelte in Richtung des Südamerikaners, um nicht auf die schwebende Schwarze
Sonne blicken zu müssen. Lyttons Männer hatten inzwischen Gummimasken mit Öffnungen
für Nase und Mund aufgesetzt. Sie umschlossen den gesamten Kopf und saugten
sich daran fest. Dann begannen die Gummimasken im Rhythmus der elektrischen
Energie ihrer Himströme in der Dunkelheit zu leuchten.
Schließlich
schloss Dons ehemaliger Kabinennachbar Rivera ein Kabel an der Vorrichtung an
seiner Schläfe an. Es verlief weiter zum nächsten Sitz und zum darauffolgenden
Südamerikaner. Nachdem sich alle sechs mit den Leitungen von Stuhl zu Stuhl
zusammengeschlossen hatten, saßen sie dort innerhalb ihres Metallbogens wie
eine aneinandergekoppelte menschliche Maschine.
Agusto
Lytton gab Rivera ein Zeichen, um die Prozedur in Gang zu setzen. Im
unterirdischen Dröhnen begannen die Kabel mit einem grünlichen Schein zu pulsieren.
Don wandte
sich Elena zu, um eine Antwort auf das zu erhalten, was dort gerade geschah,
doch sie schien ebenso wenig wie er zu verstehen, was die Südamerikaner mit
ihrer aufwendigen Konstruktion erreichen wollten.
Vater war
dabei, ein Nachtsichtgerät auf sein Maschinengewehr zu schrauben, und hinter
den Steinblöcken begannen die deutschen Soldaten in Deckung zu gehen. Lautlos
fielen sie in der dicken Staubschicht auf die Knie.
Dann
musste Don an Eva denken und begann mit den Augen nach ihr zu suchen. Doch in
dem Kreis zwischen den Steinblöcken befanden sich nur Agusto Lytton und seine
fünf miteinander verkabelten Männer. Vor ihren leuchtenden Schädeln fing die
Schwarze Sonne an, sich zu verändern. Ihre Scheibe wurde weich wie Lehm, und
der Lehm begann sich langsam und ausdauernd in einer zähfließenden Bewegung zu
drehen.
Als die
Scheibe sich immer schneller drehte, glich die Sonne einem schwarzen Wirbel.
Wie sie da vor den Männern innerhalb des Metallbogens schwebte, sah sie aus,
als wolle sie auch noch die letzten Spuren des Lichts in sich aufsaugen.
Die
Strahlen des Sonnenrades schienen zugleich immer länger zu werden. Einer von
ihnen reichte nahezu an die Frau heran, die sich einmal Rechtsanwältin Eva
Strand genannt hatte.
Sie musste
sich hinter der Sonnenscheibe aufgehalten haben, doch jetzt schritt Eva auf
Lytton zu. In ihrer Hand hielt sie den Gegenstand, der Don so weit von Lund
weggeführt hatte. Strindbergs Kreuz war immer noch durchsichtig und leuchtete
vor dem Hintergrund von Evas roter Jacke, doch Lytton schien seine Tochter
nicht weiter zu beachten. Er wollte seinen Blick einfach nicht von der
Schwarzen Sonne in der Unterwelt losreißen.
Als Eva an
ihrem Vater vorbeigegangen war, entfernte sie sich weiter von den
südamerikanischen Männern. Genau in der Mitte zwischen dem Metallbogen und den
Deutschen blieb sie stehen.
Die
Soldaten nahmen sie hinter den Steinblöcken ins Visier, doch sie schienen auf
ein Signal von Vater zu warten. Er richtete sein gesundes Auge auf Eva und
betrachtete sie, als sie sich zur Oberfläche aus Staub hinunterbeugte.
Sie nahm
eine Handvoll auf und fixierte das grauschwarze Pulver. Dann sah Don, wie Evas
gealtertes Gesicht angestrahlt wurde, als die Funken im Staub zu Leben
erwachten.
Nachdem er
sie lange angeschaut hatte, richtete sie ihren Blick auf ihn. Eva nickte und
lächelte Don flüchtig zu. Sie wirkte in keinster Weise erstaunt darüber, ihn
hier zu erblicken.
Hinter ihr
befanden sich der absorbierende Wirbel und die leuchtenden Köpfe der
Südamerikaner. Um sie herum das graue Meer aus leblosem Staub. Eva bewegte ihre
Lippen, als wollte sie etwas zu Don sagen, doch ihre Worte wurden von einem
weiteren langgezogenen Dröhnen verschluckt.
Nachdem
das Grollen abgeklungen war und wieder Stille herrschte, versetzten die
Handschellen Don einen Ruck. Er drehte sich um und sah, dass Elena jetzt
ebenfalls Eva Strand mit ihrem Blick fixierte.
Hinter
Elena justierte Vater sein Maschinengewehr, und als der rote Punkt
aufleuchtete, begriff Don, dass er ein Laservisier auf seine Waffe montiert
hatte. Dasselbe taten auch die anderen Deutschen, die sich hinter den
Steinblöcken verschanzt hatten. Das trübe Dunkel wurde nun zunehmend von
Laserstrahlen durchzogen.
Don drehte
sich wieder zu Eva um und konnte nicht verstehen, warum sie sich immer noch
nicht
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