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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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und rau gewesen war. Einzig das Licht war geblieben, das jetzt um sie
herum leuchtete, und sie fühlte sich wie von einer wärmenden Umarmung
umschlossen.
    »Nimm mich
mit«, flüsterte sie noch einmal.
    Dann
tauchten ein Paar Hände auf und nahmen ihr das Kreuz ab. Elena schaute zu dem
Gesicht hoch, das dem ihren so ähnlich war: die hohen Wangenknochen, der breite
Mund und die Augen, in die sie seit ihrer Kindheit nicht mehr geschaut hatte.
    »Elena,
deine Zeit ist noch nicht gekommen.«
    Die Stimme
der Mutter war kaum verklungen, als Elena sah, wie das Kreuz zu rauchen begann.
Es veränderte langsam seine Form und färbte sich in der Hand der Lichtgestalt
schwarz wie Kohle.
     
    Don, der
an der Seite Elenas stand, spürte ebenfalls die Wärme, doch das, was er dort in
der funkelnden Wolke erblickte, konnte er nicht begreifen. Im Licht stand eine
gebeugte Gestalt, die wie eine sehr alte Frau aussah. Ihr ergrautes langes Haar
war zu einem ihm wohlbekannten Knoten hochgesteckt.
    Als er zu
den Waden der Frau hinunterschaute, an denen sich narbige Verwachsungen
entlangschlängelten, begriff er, dass er selber zum Licht wollte, und Elena
ihn mitnehmen musste.
    »Bube
...«, murmelte Don.
     
    Elena
spürte einen Stoß, als Don dichter an sie heranrückte, und die Kette zwischen
den Handschellen klirrte, als sie schwankend vor der Lichtgestalt standen. Im
selben Augenblick ertönte in dem gewaltigen Hohlraum ein ohrenbetäubendes
Bersten von Tausenden von Säulen, die sich unter ihrer Last bogen, bis
irgendwo eine von ihnen zusammenbrach und in Stücke springend zu Boden krachte.
    Jetzt, da
er so dicht dran stand, fühlte sich Dons Körper viel leichter an. Der heftige
Lärm, den die einstürzenden Säulen verursachten, kümmerte ihn nicht. Alles,
was sich außerhalb des Lichts abspielte, verlor für ihn an Bedeutung.
    Die
Gestalt griff nach der Kette, die ihn mit Elena zusammenhielt. Und im nächsten
Augenblick hoben Dons schwarze Dr. Martens-Stiefel vom Boden des Hohlraums ab
und begannen zu schweben.
     
    Die
Gestalt zog sie weg von der strahlenden Sonnenscheibe in die Höhe oberhalb der
zirkeiförmigen Ansammlung von Steinblöcken. Vom himmelhohen Dach regneten
Steine und Schutt auf all die Männer herunter, die nun darum kämpften
hinauszugelangen. Don konnte Agusto Lytton zwischen den herabstürzenden Pfeilern
hin- und herhasten sehen. Vater wurde von Soldaten in Camouflageanzügen in
seinem Elektrorollstuhl durch die Geröllmassen getragen.
    Die
Einzigen, die regungslos dastanden, waren Reinhard Eberlein und die Kröte. Sie
verharrten Seite an Seite vor dem wahnsinnigen Schein der Sonne.
     
    Die Kette
der Handschellen trug Don und Elena immer höher hinauf. Es war, als wären der
Lichtgestalt Flügel gewachsen, denn um sie herum hörte er flatternde Geräusche.
    Das
Letzte, was Don sah, als er sich umschaute, war, wie etwas Weißes aus Eva
Strands Stirn strömte. Es sickerte wie ein Bach zurück zur Quelle, in die
glühendheiße Umarmung der weißen Sonne.
    Dann wurde
die Geschwindigkeit so rasant, dass der Gegenwind sein Gesicht nach unten
presste. Don rang nach Luft, als Elena und er aus der Tiefe des einstürzenden
Daches nach oben befördert wurden.
     
    Der Polarstern
     
    Die
Druckwelle, die durch den zusammenstürzenden Gewölbegang erzeugt wurde,
presste die Lichtgestalt in schwindelerregender Fahrt voran. Als Don auf seine
Füße hinunterschaute, sah er, wie sich die Spitzen seiner Stiefel durch den
Staub schnitten, und die Handschellen rissen und zerrten so stark an seinem
Arm, dass er glaubte, er würde jeden Moment abreißen.
    Irgendwo
in dem blendenden Licht um ihn herum befand sich Elena, doch sie war kaum zu
erkennen. Don konnte hören, wie sie vor- und zurückschwankte, als sie die
Richtung wechselten und durch den senkrechten Tunnel nach oben gezogen wurden,
der zurück zur Erdoberfläche führte.
    Die
Flügel, die über ihnen peitschten und schlugen, wurden immer ausladender.
Unter Dons Füßen erloschen die funkelnden Stränge, und die sich verengenden
Tunnelwände begannen ihn zu umschließen.
    Im
Rauschen des Windes spürte er dennoch eine eigentümliche Stille, während er
unterhalb der Gestalt in der Luft hing. In seinem Inneren sprach Bube zu ihm
wie eine heilende Kraft, die sich durch das Labyrinth seiner Erinnerungen
bewegte und die Bilder von Schmerzen und Tod auslöschte.
    Er konnte
sehen, wie sie durch ihr 50er-Jahre-Haus ging und die Türen des Büfetts
schloss, die er niemals hätte

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