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Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
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Hüften geschlungen wankte er
hinauf zum Haus. Als er nach einer Weile den Pfad wieder herunterkam, hatte er
eine geöffnete Flasche Wein dabei. Schwenkte sie wie zum Gruß, doch als Erik
näher kam, begriff er, dass die Geste sinnlos gewesen war. Die Augen der
Italienerin hatten sich bereits auf den Gegenstand in seiner anderen Hand geheftet:
ein elfenbeinfarbenes Kreuz mit einer Öse. »Bentornata«, murmelte sie.
    Erik ließ
das Anch-Kreuz in ihre ausgestreckten Hände fallen.
     
    So saßen
sie dort ein Stück voneinander entfernt oberhalb der Seerosen des Waldsees,
des Stegs und des Strandes. Die Italienerin war unter Eriks Handtuch immer noch
nackt und untersuchte das Kreuz, während er in großen Schlucken Wein trank.
Einmal versuchte er ihr die Flasche an die Lippen zu halten, doch sie wich ihm
ohne aufzuschauen rasch aus.
    Es dauerte
entsetzlich lange - er konnte nicht verstehen, was die Italienerin die ganze Zeit
machte. Sie drehte den Schaft immer und immer wieder, als wollte sie den
Anschein erwecken, sie könnte die verschlungene Inschrift entziffern. Manchmal
kam es ihm vor, als hörte er sie sogar einige Silben vor sich hin murmeln, doch
als er auf ihre Lippen schaute, war ihr Mund geschlossen.
    »It's
my cross, you know. I found it«, sagte Erik leise.
    Elena
wandte sich in seine Richtung, und er hätte schwören können, dass sie ihre
Zähne wie ein Raubtier bleckte. Jetzt hatte die Italienerin nichts
Unterwürfiges mehr an sich, im Gegenteil, ihr perfektes Gesicht wirkte
verschlossen und kühl.
    »You
know, I have one other little secret ...«
    Erik rutschte
näher heran.
    »Ein
anderes kleines Geheimnis, das ich dort unten gefunden habe. Von dem nur ich
weiß.« Sie hob den Blick.
    »Aber das
wird etwas mehr kosten. A kiss, it's gonna cost you a kiss
to see it.«
    Die
Italienerin lachte auf, bevor sie sich die Hand vor den Mund hielt.
    »A kiss«,
wiederholte er mit lallender Stimme. »A ki ...«
    Mit einer
ausladenden Bewegung schlang Erik seinen Arm um die Schultern der Italienerin
und drückte ihr Gesicht gegen seinen Mund. Doch dann spürte er einen scharfen
Ellenbogen in der Magengegend und rang nach Luft. Sie war wieder frei.
    »Just a
little kiss«, versuchte Erik es noch einmal.
    »Wo?«, hörte er
die Italienerin fragen.
    Ihre
Stimme klang keinesfalls mehr ergeben, sondern eher geschliffen scharf und
spitz. Sein Mund machte einige Kaubewegungen, und er verspürte einen sauren
Geschmack sowie Übelkeit. Plötzlich kamen alle aufgestauten Aggressionen in ihm
hoch und begruben alles auf ihrem Weg unter sich:
    »Das
kostet dich was, kapierst du das, du Fotze!«
    Er warf
sich in einer Bewegung auf sie, die so heftig war, dass er selber erschrak.
Presste seine Lippen gegen ihre, zwang sie, den Mund zu öffnen, und schob seine
Zunge hinein. Doch erst nachdem Erik sich auf den Brustkorb der Italienerin
gesetzt und ihre Arme mit seinen Knien gegen den Boden gedrückt hatte,
realisierte er das Ausmaß seiner Aggressionen.
    »Pezzo di
merda!«
    Er presste
eine Hand fest auf ihren Mund, während er mit der anderen entschlossen das
Handtuch von ihrer Brust wegzog. Für einen kurzen Augenblick verlor Erik die
Kontrolle über die eine Hand der Italienerin, und obwohl es ihm fast gelungen
war, ihren Schlag abzuwehren, ließ ihre Ohrfeige seine Wange wie Feuer
brennen. Wie konnte diese winzige Hand nur so kräftig zuschlagen?
    Jetzt
verlor er völlig die Fassung, spürte den Gestank aus diesem verdammten Bergwerk
und sah die Fotografin mit ihrem Pferdeschwanz und den verfickten Fotos vor
sich. Erik zwang die Arme der Italienerin wieder gegen den Boden und bewegte
sich mit seinem Unterleib auf ihren Mund zu.
    Doch als
es ihm gerade gelungen war, das Handtuch von seinen eigenen Hüften zu
entfernen, kam es ihm vor, als zerberste sein Kopf. Er vernahm ein intensives
schneidendes Geräusch wie von einer kreischenden Kreissäge, die direkt durch
seine Stirn hindurchschnitt. Wälzte sich bleiern zur Seite und hielt sich die
Ohren zu, als würde das sein Leiden stoppen können. Er spürte scharfe Nägel
die sich eingruben und in seinem Kopf herumbohrten, es war, als ob ...
    Als er von
der Italienerin wegrollte, ließ der Schmerz nach, woraufhin er blinzelnd
begann, erneut nach ihrem Körper zu tasten.
     
    Irgendwo
zerbrach ein Glas.
     
    Obwohl es
ihm gelang, sich unmittelbar, bevor sie zum Schlag ausholte, aufzusetzen,
merkte Erik Hall nicht, wie die abgeschlagene Flasche angeflogen kam.
    Er würde
ebenfalls

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