Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallentin, Jan

Wallentin, Jan

Titel: Wallentin, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strindbergs Stern
Vom Netzwerk:
entlanggingen, begann sie ihm mit ihrer
hellen Stimme Fragen zum Kreuz zu stellen: wie es aussah, und ob er es genauer
untersucht hätte. Dann fragte sie ihn mehrfach, ob er noch etwas anderes dort
unten im Bergwerk gefunden hätte, von dem er der Polizei nichts berichtet
hatte.
    Selbst
wenn Erik gewollt hätte, konnte er nicht länger antworten, denn nun schnürte
sich seine Kehle zusammen, wie sie es immer tat, wenn er so nahe dran war wie
jetzt. Er tastete im Dunkeln nach der Hand der Italienerin und spürte, wie er
ihre Finger berührte. Doch sofort wurden ihre Schritte etwas schneller, und
bald schon öffnete sich vor ihnen der Abhang hinunter zum Strandstreifen am
See.
     
    Die weißen
Seerosen bedeckten die seidenglatte Oberfläche bis hinaus zum Ende des
T-förmigen Stegs. Normalerweise war die Blüte im September zu Ende, doch in
diesem Jahr gab es immer noch Blüten, deren schlüpfrige Stängel tief unten im
Schlamm und Morast auf dem Grund verwurzelt waren.
    Erik
setzte einen nackten Fuß auf die feuchten Holzplanken und stellte erst nach
einigen Schritten fest, dass die Italienerin offenbar nicht vorhatte, ihm zu
folgen. Er ging allein auf die metallene Leiter zu, die ins dunkle Wasser
hineinführte. Dort angekommen, wandte er sich um. Er sah Elena mit
verschränkten Armen am Strand stehen, während er begann, sich seiner Kleider zu
entledigen. Doch ihren Gesichtsausdruck konnte
er nicht erkennen.
    »So
... you want to see the cross, Elena?«, rief er ihr zu. »If you really want to
see it, you have to come and swim with me.«
    Dann
drehte Erik sich nackt in Richtung Wasser. Stand lange dort und ließ sie sich
sattsehen.
    »Signor
Hall ...«
    Das
Flüstern schien jetzt ganz nahe zu sein. Doch sein Körper war bereits in
Bewegung, und die Wasseroberfläche stürzte ihm entgegen.
     
    Er wusste
nicht, wie lange er sinken würde, doch der Alkohol ließ seinen Körper schwer
werden wie eine Rüstung aus Blei. Dann machten seine Arme einen ersten
instinktiven Schwimmzug, woraufhin ein zweiter folgte, und er schließlich die
Wasseroberfläche von unten durchstieß. Erik wälzte sich im Wasser auf den
Rücken, wo er mit offenen Augen dahintrieb.
    Nachdem er
ein paarmal gezwinkert hatte, stellte er fest, dass es tatsächlich die
Italienerin war, die dort nackt und mit einer schwarzen Bandage um ihren
kreideweißen Oberarm auf dem Steg stand. Dann streckte sie sich und entfernte
dabei die Arme von ihrer schlanken Taille und dem Dreieck zwischen ihren
Beinen. Tauchte schnell von der Kante des Stegs ein und kraulte an ihm vorbei
bis in die Mitte des Sees.
    Erst als
er Wasser schluckte, merkte Erik, dass ihm der Mund offen stand. Er versuchte
sie einzuholen, um ihren Körper berühren zu können, musste jedoch bald
aufgeben, und dann schien es, als liefe ein Film in Slowmotion ab.
    Die
Italienerin schwamm außer Reichweite auf dem Rücken ein Stück hinaus, und
schließlich trieben sie beide langsam im See umher. Keiner von ihnen sagte
etwas. Sie schien auch keine Eile zu haben. Sie lagen einfach nur da und ließen
sich unter einem weit entfernten Mond treiben, der um Haaresbreite davon
entfernt war, ein Vollmond zu sein. Ihre Brüste schwebten schwerelos auf dem
Wasser, und sie schien sich nicht an seinen Blicken zu stören.
    Doch dann
begann sich alles wieder zu bewegen, und Elena kletterte als Erste auf den
Steg. Sie griff nach einem der Handtücher und hüllte sich darin ein. Dann ging
sie hinauf zur Grasfläche, die vor dem Waldrand oberhalb des Strandes lag.
    Erik hatte
es eilig, ihr zu folgen. Als er sich durch das angenehm warme Wasser zum Steg
vorgekämpft hatte, und seine Füße die drei Sprossen erklommen, musste er sich
noch einmal vergewissern, um sicherzugehen, dass die Italienerin noch dort
saß.
    Er
hinterließ eine Reihe feuchter Abdrücke auf den Planken des Stegs und lief
weiter zur Grasfläche hinauf, bis er bei ihr angelangt war. Erik ging neben
Elena in die Hocke und startete einen weiteren Versuch, seinen Arm um ihre
Schultern zu legen. Sie bewegte sich rasch etwas nach hinten, und ihre Stimme
wurde leicht spitz, als sie sagte:
    »Sie haben
mir ein Kreuz versprochen.«
    »Yes,
yes«, murmelte er und versuchte sie erneut anzufassen.
    »So
first you will go and get it.«
    Unter den
langen Wimpern leuchteten ihre Augen schwarz, und nach einem weiteren
unbeholfenen Versuch sah er ein, dass er keine andere Wahl hatte, als noch
einmal aufzustehen.
    Mit
nacktem Oberkörper und einem Handtuch um die

Weitere Kostenlose Bücher