Walter Ulbricht (German Edition)
handschriftlichen Text, den er seinem Freund Nasser gewidmet hatte, und eine Menge Fotografien aus jener Zeit.
Wenn du deine Jahre bei Walter Ulbricht im Rückblick siehst: Was bleibt von ihm?
Zu seinem 75. Geburtstag 1968 war ich an der Herausgabe eines Bildbandes über ihn beteiligt. Wir nannten das Buch »Ein Leben für Deutschland«. Er glaubte an die »Wiedergeburt Deutschlands als friedliebender, demokratischer und einheitlicher Staat«. Es ist anders gekommen. Doch für mich bleiben der Stolz und die Genugtuung, mit dem bedeutendsten Politiker der DDR für die Verwirklichung einer Politik zum Wohle der Bürger des Landes die aktivsten Jahre meines politischen Lebens vertrauensvoll zusammengearbeitet zu haben.
Ewald Moldt
Unterwegs zum Nil – sieben Tage im Land der Pharaonen
Ewald Moldt, Jahrgang 1927, Antifa-Jugendausschuss Greifswald, SPD 1945, von 1947 bis 1950 Jugendamtsleiter in Greifswald, danach Studium an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Forst Zinna, Eintritt in den diplomatischen Dienst und von 1953 bis 1958 persönlicher Referent von Außenminister Lothar Bolz. Anschließend tätig an den DDR-Botschaften in Rumänien und Polen bis 1963, dann Leiter der Presseabteilung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, 1965 Botschafter in Bukarest. Von 1970 bis 1978 Stellvertretender Außenminister, danach, bis 1988, Ständiger Vertreter der DDR in Bonn. Nach seiner Rückkehr bis 1990 Stellvertretender Außenminister der DDR.
A m 21. Februar 1965 saß ich in einem Sonderflugzeug und flog mit einer IL 18 nach Dubrovnik. Ich gehörte zum Kreis jener, die Walter Ulbricht bei seinem offiziellen Besuch der Vereinigten Arabischen Republik Ägypten begleiteten. Als Leiter der Presseabteilung im Außenministerium war ich für Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Bis kurz vor der Abreise – auf nicht authentische Informationen und Gerüchte angewiesen – unternahm die Bonner Regierung verstärkt diplomatische Anstrengungen, um diesen Staatsbesuch zu verhindern. Präsident Nasser war nach Bonn eingeladen worden, doch geheime Waffenlieferungen der Bundesrepublik an Israel, die bekannt geworden waren, belasteten das Verhältnis zur VAR und anderen arabischen Staaten. Einschränkungen in den Beziehungen zu Ägypten, sogar Androhungen wie die Einstellung der Wirtschaftshilfe, die tatsächlich als Sanktion gegen den Ulbricht-Besuch am 7. März 1965 von der Bundesregierung beschlossen wurde, konnten jedoch die ägyptische Entscheidung nicht beeinflussen.
Im Hafen von Dubrovnik wartete schon die »Völkerfreundschaft« 1 . Mit der Fahrt entlang der Adriaküste begann am 22. Februar eine eindrucksvolle Schiffsreise über das Mittelmeer. Dass Militär-Jets der NATO-Anrainerstaaten, die uns keine Überflugrechte gewährt hatten, uns tief überflogen, haben wir als einen billigen Versuch gewertet, um auf die Bundesrepublik und ihre Rolle in der NATO aufmerksam zu machen. Am 24. Februar lief das Schiff in den Hafen von Alexandria ein. Von dort vor Anker liegenden Schiffen grüßten Seeleute das Staatsoberhaupt der DDR mit ohrenbetäubenden Tönen aus Nebelhörnern und Sirenen. Hunderte Ägypter kamen auf ihren kleinen und völlig überbesetzten Booten dem Schiff entgegen, um uns Gäste mit arabischer Herzlichkeit zu empfangen. Hier und da konnte man einen gewollten oder ungewollten Freudensprung ins Wasser beobachten. Ich hatte bereits während der Schiffsreise letzte Vorbereitungen für meinen Arbeitsbereich getroffen. Ulbricht, in bester Laune, zeigte sich schon an Bord zugänglich. Wir gingen gemeinsam mit den begleitenden DDR-Journalisten die einzelnen Programmpunkte in Ruhe durch.
Zur offiziellen Begrüßung erschienen Vizepräsident Hassan Ibrahim und weitere führende Persönlichkeiten. Eine Formation ägyptischer Streitkräfte war anwesend, und beide Nationalhymnen wurden intoniert. Mit einem Sonderzug ging es, am Suezkanal entlang, Richtung Kairo weiter.
Dort empfing uns der Präsident der Vereinigten Arabischen Republik mit allen Ehren und sehr freundschaftlich. Das ganze Kabinett und Mitglieder des diplomatischen Corps nahmen daran teil. Etwa eintausend Menschen waren erschienen, um Walter Ulbricht zu bejubeln.
Die Gespräche zwischen beiden Präsidenten verliefen im freundschaftlichen Geist. Gamal Abdel Nasser entwickelte seine Pläne für ein modernes Ägypten auf dem Wege zum sozialen Fortschritt und mit antiimperialistischer Orientierung. Er besaß eine beneidenswerte
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