Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
Vom Netzwerk:
damals, bei seinem Besuch in Berlin am 26. Juli 1955: Auf dem Territorium des vor zehn Jahren untergegangenen Deutschen Reiches sind zwei souveräne deutsche Staaten entstanden. Eine Wiedervereinigung sei darum allein Sache der Deutschen und setze zunächst eine Annäherung von DDR und BRD voraus, wobei die sozialistischen Errungenschaften der DDR gewahrt bleiben müssten …
    Wir hatten auf der Fahrt zur Naturbühne von Steinbach-Langenbach Gesprächsstoff. Walter Ulbricht konnte sich an diese Mission vor zehn Jahren durchaus erinnern, er reflektierte lebhaft unsere damalige Begegnung und die danach einsetzende Entwicklung, die nicht im Interesse der meisten Deutschen in West und Ost lag.
    Die Bühne in der Schlucht am Heubachweg war in den 50er Jahren in freiwilligen Arbeitseinsätzen der Thüringer entstanden, auch die dort stationierten Sowjetsoldaten hatten dabei mit Hand angelegt, weshalb sie auch »Naturbühne Deutsch-Sowjetische Freundschaft« hieß. Im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW) war Thüringens größtes Theater im Grünen entstanden.
    Walter und Lotte Ulbricht wurden am Eingang von den örtlichen Honoratioren herzlich begrüßt und zu den – zugegeben: etwas unbequemen – Bänken geleitet. Wir sahen, mit schmerzenden Gesäßen, Millöckers »Bettelstudent«, eine Operette in drei Akten. Nach der Vorstellung gab es noch zwanglose Gespräche mit den Schauspielern vom Meininger Theater, das 35 Spielzeiten lang, bis 1991, diese Bühne bespielen sollte.

Weltläufigkeit

Günter Tschirschwitz
    Der erste Staatsbesuch in Prag
    Günter Tschirschwitz, Jahrgang 1930, Sohn schlesischer Landarbeiter, trat im März 1949 in die Deutsche Volkspolizei ein. Nach Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit kam er zum Personenschutz. Dort war er bis in die 80er Jahre tätig. Er begleitete wiederholt Walter Ulbricht auch auf Reisen ins Ausland. In seinen letzten Dienstjahren leitete er die Arbeitsgruppe »Betreuung« des MfS. Er schied als Oberstleutnant am 28. Februar 1990 aus den bewaffneten Organen aus.
    W ann und warum kamst du zum Personenschutz?
    Ich hatte mich im Frühjahr 1951 für einen Besuch an der VP-Offiziersschule beworben. Im Sommer wurde ich nach Berlin kommandiert, als dort die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten stattfanden. Dort meldete ich mich, wie befohlen, in der Hauptverwaltung für Ausbildung (HVA) in Adlershof, die mich gleich weiter nach Lichtenberg in die Normannenstraße schickten. Da erwarteten mich der Kaderleiter und sein Stellvertreter, Chefinspekteur Erich Wichert, und Inspekteur Richard Bein. Sie meinten, mit meinen 1,83 Meter sei ich für den Personenschutz geeignet. Ohne zu wissen, was das bedeutete, stimmte ich zu und wurde umgehend zum Hauptwachtmeister befördert. Am Nachmittag begleitete mich ein Mitarbeiter in die Freiwalder Straße in Hohenschönhausen und stellte mich Chefinspekteur Franz Gold vor, das war der Leiter der Abteilung PS. In den ersten Monaten arbeitete ich im Sekretariat des Leiters, wurde aber alsbald auch zu Sicherungs-Einsätzen abgestellt. Mein erster größerer Einsatz erfolgte im Oktober 1951.
    Die Fahrt nach Prag war deine erste Auslandsreise. Erzähl mal.
    Es handelte sich um den ersten DDR-Staatsbesuch in der Tschechoslowakei. Präsident Klement Gottwald hatte unseren Präsidenten Wilhelm Pieck eingeladen, in dessen Begleitung befand sich auch Walter Ulbricht. Wir reisten mit dem Regierungszug. Dabei gab es zwei Vorkommnisse leichterer Art. Als wir die Sächsische Schweiz passierten, fing das Fahrgestell des Salonwagens mörderisch an zu quietschen. Offenkundig waren die Lager nicht ausreichend gefettet worden. Das hatte dann ein Nachspiel. Aber offen gestanden: Der Einzige, der sich wirklich darüber erregte, war mein Chef Franz Gold.
    Und die zweite Panne: Walter Ulbricht suchte die Toilette auf, bekam aber die Tür nicht geöffnet. »Genosse Generalsekretär«, sagte ich beflissen, »kann ich helfen?« Er winkte ab. »Lass mal, ich bin Tischler. Ich weiß, wie man mit verquollenem Holz umgeht!« Ulbricht schlug mit seinen großen Händen an zwei, drei Stellen gegen die sperrende Tür, ein kräftiger Ruck – und schon öffnete sie sich.
    Und Prag. Was geschah dort?
    Insgesamt waren wir zwölf Personenschützer, sechs gehörten zum Sicherungskommando – da war ich mit dabei – und die anderen zum Objektkommando. Das sicherte das schlossähnliche Gebäude, in welchem die Delegation untergebracht war. War diese unterwegs, fuhr ein

Weitere Kostenlose Bücher