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Walter Ulbricht (German Edition)

Walter Ulbricht (German Edition)

Titel: Walter Ulbricht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon Krenz (Hrsg.)
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das Pack mal wieder nach ihm langte,
    Schlug er zu wie immer. Doch die Klaue,
    Plötzlich, riss nicht mehr. Er wars, der wankte.
    Und der Schlag verlief ins Ungenaue.
    Fast belustigt da ward der Erkrankte
    Seiner Ohnmacht inne, hob die Braue,
    Und indem versagte sein vergreistes
    Hirn die Gegenwart des mächtigen Geistes.
    Und da hatten sie ihn denn. Ihr schlechter
    Stil empfahl, dass man Humor benütze.
    Kein Geschrei sein sollt er, ein Gelächter,
    Clown, nicht Opfer. Eine Zipfelmütze
    Ward ihm angetan, ein maßgerechter
    Schlafrock, der die Taperglieder schütze,
    Und so war er in die sanfte Kuhle
    Eingepasst von einem Sorgenstuhle.
    Wie er endlich saß, so hergerichtet,
    Wagten sie sich kühn in seine Nähe.
    Auch ein Photokünstler war verpflichtet,
    Dass sein Zeugnis an die Presse gehe
    Und die Menge, kenntlich abgelichtet,
    Wie sie ihn besichtigten, besähe.
    Doch der Oberste der Dilettanten
    Machte sich zum Festtagsgratulanten.
    Und er sah das Glück in ihren Mienen.
    Schafsgesichter sah er, siegessatte,
    Und er sah sie in die Linse grienen,
    (Denn sie wollten alle auf die Platte),
    Und er kannte jedes doch von ihnen,
    Weil er jedes oft gedroschen hatte.
    Aus dem Ekel da vor dem Besuche
    Formte heimlich sichs in ihm zum Fluche.
    – Oh, mein Bau steht fest, hat Dach und Wände.
    Kein bestauntes oder schnelles Ende
    Hab ich deiner Wut vorherzusagen.
    Selbst ein Narr braucht Zeit, den abzutragen.
    Zehn, zwölf Jahre geb ich dir, ein langes
    Dauerleiden deines Niederganges.
    Gönner, der du bist, von Sklavenseelen.
    Kein Begriff erhelle Deine Welten,
    Keine Gutschrift soll, kein Eid soll gelten
    Und berichtet sein in ungelesnen
    Zeitungen von Dingen, nie gewesnen.
    Keine Straße soll dein Land verbinden,
    Keine Post soll den Empfänger finden,
    Und nichts soll in deinen Telephonen
    Als ein Brausen und ein Grausen wohnen.
    Rost wird ganze Industrieanlagen,
    weil ein Zahnrad mangelt, niedernagen,
    Während ab die Blätter, die entfärbten,
    Von den Bäumen gehn, den schmutzverderbten.
    Grässlich hören in den Meiereien
    Wird das Volk das Vieh nach Futter schreien
    Oder, unterm Dung verborgen, kleine
    Ferkel finden, kleine tote Schweine.
    Also zwischen Abfällen und Müllen
    Soll sich deine Jammerzeit erfüllen.
    Aber dann, am Rande der Vernichtung,
    Folgt des Vaterlandes Neuerrichtung
    Ruhmumglänzt auf meinen unzertrennten
    Unerschütterbaren Fundamenten. –
    Keine Silbe sprach er. Doch verstanden
    Alle sie den Inhalt seines Schweigens.
    Und sie wünschten dringend sich abhanden
    Aus dem Gruppenbilde, das sie eigens
    Angeordnet hatten, und verschwanden
    Rasch und äußerst müde des Sichzeigens.
    Doch in ihren Herzen blieb ein Beben.
    Denn ein Fachmann flucht nicht leicht daneben.

Rainer Fuckel
    Er war ein disziplinierter Patient und zu keinem Moment senil
    Rainer Fuckel, Jahrgang 1937, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Bad Liebenstein. Nach Schulbesuch 1951 Beginn einer Schlosserlehre, 1953 Eintritt in die SED, Geselle in einem SDAG-Betrieb, Besuch der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Jena 1954/55. Statt der geplanten Ingenieurausbildung Studium der Medizin, um, wie es hieß, die Position der Arbeiterklasse in der Ärzteschaft zu stärken. Ausbildung zum Internisten in der Kurklinik Bad Liebenstein. Oberarzt im Volksheilbad, 1968 Chefarzt im Regierungssanatorium »Heinrich Mann«. Von 1971 bis 1973 Ulbrichts »betreuender Arzt«. Danach, bis 1991, wieder in Bad Liebenstein. Seitdem niedergelassener Arzt (gemeinsam mit seiner Frau), in Ruhla.
    Du bist als Schlosserlehrling mit 16 Jahren in die SED eingetreten. Warum?
    Das war ein Reflex auf den Putsch vom 17. Juni.
    Kamst du aus politischem Hause?
    Nein, meine Eltern waren apolitisch. Es war eine jugendliche Trotzreaktion.
    Hast du das später bereut?
    Nein, wieso? Die Parteimitgliedschaft hat mir weder besonders geschadet noch sonderlich genützt. Von Vorteil war es nicht, stets nach dem Grundsatz leben und handeln zu müssen: Wo ein Genosse ist, da ist die Partei! Ich bedauere das nicht, im Gegenteil. In einer Gesellschaft der organisierten Verantwortungslosigkeit macht sich das Fehlen eines solchen politisch-moralischen Auftrages, der damals Millionen Menschen motivierte, nachhaltig bemerkbar.
    Wie wurden Sie Chefarzt im Regierungskrankenhaus. Hat Ihnen nicht doch das Parteibuch genützt?
    Es half der Genosse Zufall. Ich arbeitete im Volksheilbad und hatte gelegentlich Bereitschaftsdienst im Sanatorium. Da ist ein Staatssekretär auf mich

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