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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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an meiner mit heißer Schokolade gefüllten Tasse.
    „Gestern ist Mr. Carlyle noch sehr spät zum Ball gekommen, und als die Duchess ihm der nächtlichen Stunde wegen Vorhaltungen machte, erklärte er, bei dir gewesen zu sein, mit dir diniert, Champagner getrunken und getanzt zu haben - und zwar hier in deinem Schlafzimmer! Er behauptete, er habe es getan, weil er es ungerecht fand, dass du das Fest verpasst hast. Du lieber Himmel! Das bisschen Aufregung über mein Kollier war sogleich vergessen, nur Mrs. Boothby-Locke hat sich laut gewundert, dass wohl etwas in der Luft von Moreston House liegen müsse, das junge Damen dazu bringe, sich leichtfertig zu benehmen. Du kannst sicher sein, dass Mr. Carlyle sie mit einem Blick in die Schranken gewiesen hat. Gott sei Dank. Ich hasse Mrs. Boothby-Locke. Ich wünschte, sie wäre tot."
    So schockierend diese Äußerung auch war, ich überging sie. „Aber es war genau so, wie Mr. Carlyle gesagt hat", bestätigte ich. „Er kam ungefähr um Mitternacht her, begleitet von einer Schar Bediensteter und, ob du es glaubst oder nicht, einem kleinen Orchester." Ich berichtete Louisa über das Souper, die Musik und sogar Mrs. Collins, erzählte ihr indes nicht alles. Ich verschwieg ihr, wie Mr. Carlyle mich beim Tanzen angesehen und wie er die Hände in meinem Haar vergraben hatte. Ich erwähnte auch nicht, dass ich den Eindruck gehabt hatte, er wolle mich küssen, bis dann Mrs. Collins gehüstelt hatte.
    „Nun, ich muss sagen, ich hätte nie damit gerechnet, dass ausgerechnet du Strolch Carlyle erobern würdest", äußerte Louisa schließlich beinahe verärgert. „Wer hätte je gedacht, dass er einem unbedarften Mädchen vom Lande zum Opfer fallen würde!"
    Louisas Worte verletzten mich, doch ich überwand mich zu erwidern: „Ich bin sicher, du misst dem Ereignis zu viel Bedeutung bei. Es ist allseits bekannt, dass er den Ruf hat, sich unglaublich extravagant aufzuführen. Das war nur ein weiterer seiner Einfälle, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn inzwischen dürfte in London niemand mehr über etwas anderes reden."
    Louisas Miene erhellte sich. „Ja, das muss es sein. Zweifellos hoffte er, die Druckereien würden eine weitere Karikatur von ihm herausbringen. Und vor möglichen Konsequenzen hat er sich geschützt, indem er Mrs. Collins mitbrachte. Mrs. Boothby-Locke war maßlos enttäuscht, als sie hörte, dass diese Person ihn begleitet hat."
    Louisa plapperte noch eine Weile weiter und verließ mich dann.
    Am Nachmittag begegnete ich ihr in der Halle. Sie nahm einen Brief aus der Tasche und hielt ihn mir hin. Mit einem Blick sah ich, dass er von dem mir verhassten Absender stammte.
    Verzweifelt fragte ich mich, ob ich nicht schon ohne diese Schreiben genug Ärger hätte. Und ich hatte angenommen, nie wieder einen solchen Brief zu erhalten.
    „Hibbert hat ihn mir heute Morgen gegeben. Ich habe leider vergessen, dir den Brief auszuhändigen", sagte Louisa achtlos und betrachtete flüchtig das Kuvert, bevor sie es mir reichte. „Welch scheußlichen Geschmack deine Bekannte in Yorkshire hat, Connie. Dieses grässliche Papier, und das billige Siegel! Nun, da du in so gehobenen Kreisen verkehrst, wäre es wohl besser, diese Verbindung aufzugeben. Sie entspricht wohl kaum den Maßstäben des Strolchs."
    Ich nahm den Brief an mich und steckte ihn ein. Dann begab ich mich sogleich in mein Zimmer und machte ihn auf. Seit er mir von Louisa übergeben worden war, hatte ich das Gefühl gehabt, er würde mir ein Loch in die Tasche brennen.
    Der Inhalt war so bösartig, dass ich beim Lesen erschrocken aufschrie.
    „Hure!" begann der Text. „Bastardhure!" Und dann wurde mir versichert, ich müsse zahlen, teuer für meine Lasterhaftigkeit zahlen. Man werde mich und meine ganze Verderbtheit vor aller Welt bloßstellen. Ich würde krank und hungernd unter dem gemeinsten Abschaum Londons sterben. Mr. Carlyle würde mich nicht haben wollen, wenn er die Wahrheit über mich wüsste.
    Meine Hände zitterten, als ich den Brief hinlegte. Nunmehr war die von mir befürchtete definitive Drohung an mich gerichtet worden. Es dauerte einige Zeit, bis ich wieder vernünftig denken konnte. Ich machte mir Sorgen um meinen Onkel, denn ich wusste, wie er leiden würde, wenn die Beschuldigungen öffentlich erhoben wurden. Ich sorgte mich um meine Freunde daheim und fragte mich, welcher von ihnen mir beistehen werde, falls das überhaupt jemand tat. Ich steigerte mich in die hellste Aufregung und

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