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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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ich es zu schätzen, Cousinchen, wenn du daran denkst, dass du, wenngleich wir nicht direkt miteinander verwandt sind, doch eine nahe Verwandte der Langleys bist und dein Benehmen auf den ehrwürdigen Namen Moreston zurückfällt."
    Ich versuchte, meine Verstimmung zu verhehlen. Auf dem Weg zur Tür fragte ich mich, wie Lord Moreston es wagen könne, mich derart abzukanzeln. Wie konnte er sich dazu erdreisten, obwohl nichts, das ich getan hatte oder möglicherweise hätte tun können, auch nur im Mindesten so schlimm war wie Louisas tagtäglich demonstriertes Verhalten ?
    Kaum im Korridor angelangt, hörte ich laute Stimmen. Zwei Männer standen vor der Eingangstür und stritten mit dem bestürzten Mr. Hibbert, der bedauerlicherweise allein war.
    Sie drangen auf die Bezahlung offener Rechnungen.
    Ich stieg die Treppe hinauf und fragte mich, ob Lord Moreston oft in pekuniären Schwierigkeiten stecke. Das war ziemlich überraschend. Die Familie lebte, als könne sie endlos über Geld verfügen. Vielleicht hatte er die Rechnungen nur verlegt. Oder er hatte sie vergessen.
    Henrietta Mason kehrte von dem Besuch bei ihrer Freundin zurück. In den nächsten Tagen verhielt Louisa sich sehr still, viel zu still, wie ich fand. Sie sprach selten, und wenn sie redete, klang ihre Stimme farblos und gleichmütig. Sie widersprach niemandem mehr, was in krassem Gegensatz zu ihrem sonstigen Betragen stand, und wenn sie außer Haus ging, erkundigte sie sich stets, ob sie etwas für mich erledigen könne. Ihr Gebaren hätte mich beruhigen sollen, erzeugte mir jedoch Unbehagen.
    Eines Morgens saßen wir beim Frühstück, und ich las die Hofnachrichten durch, in der Hoffnung, herauszufinden, wo Mr. Carlyle sich neuerdings aufhielt. Hibbert brachte Louisa einen Brief. Ich schenkte dem Vorgang keine große Beachtung und war daher überrascht, als ich einen Ausruf von ihr vernahm.
    Ich schaute über die Zeitung hinweg und sah, dass Louisa ein Couvert in der Hand hielt, das mir schwach vertraut vorkam. Als ich den grellblauen Wachsklecks auf der Rückseite bemerkte, schlug mein Herz schneller.
    „Aber dieser Brief kann nicht für mich sein, selbst wenn er an mich adressiert ist", sagte Louisa. „Das sind doch das gleiche Papier und Siegel, wie sie von deiner Freundin in Yorkshire benutzt werden. Weshalb hätte sie mir schreiben sollen?"
    Ich saß nur sprachlos da, während Louisa das Siegel brach, den Umschlag öffnete und das Blatt Papier herauszog. „O nein!" äußerte sie Sekunden später. „Nein, nein! Das kann nicht sein!"
    Ihre Stimme war lauter geworden, und der mit dem Herrichten der auf dem Sideboard stehenden Spirituslampen beschäftigte Lakai zog sich hastig in den Korridor zurück.
    „Wer würde etwas so Schreckliches tun?" jammerte Louisa, und die Tränen kullerten ihr über das blasse Gesicht. „Wer würde solche Sachen behaupten?"
    „Darf ich den Brief sehen, Cousinchen?" fragte ich.
    Einen Moment lang hielt sie ihn mir entgegen, zog ihn jedoch hastig zurück, als ich danach greifen wollte. „Nein, ich kann ihn niemandem zeigen", antwortete sie aufstöhnend. „Er ist zu schrecklich."
    „Ist er nicht unterschrieben?" wollte ich wissen.
    „Nein", sagte sie unter Tränen. Als sie sich mit der Serviette die Augen trocknete, bemerkte ich, wie sehr ihre Hand zitterte.
    „Ich hatte nie eine Freundin in Yorkshire", gestand ich. Jetzt half nur die Wahrheit weiter, denn ich musste die Botschaft nicht lesen, um zu wissen, dass sie von derselben bösartigen Person verfasst worden war, die mich gequält hatte. „Meine Briefe waren anonym. Ich habe die Freundin erfunden, weil ich nicht wusste, wie ich den Erhalt der Schreiben erklären sollte. Wie du konnte ich es nicht ertragen, dass jemand sie sieht."
    „Sie waren abscheulich?" fragte Louisa. „So wie dieser Brief?" Als ich nickte, fuhr sie fort: „Vielleicht sollten wir die Mitteilungen vergleichen. Wir könnten etwas über die Identität der Person herausfinden. Weißt du, wenn zwei Leute sich den Kopf zerbrechen, ist das besser, als wenn nur einer das tut, Connie. Ach, wenn ich mich doch nicht so besudelt fühlen würde! Besudelt und irgendwie missbraucht!"
    „So habe ich mich gefühlt, seit die Briefe eingetroffen sind", gab ich zu. Plötzlich merkte ich, dass ich allmählich mein seelisches Gleichgewicht wiederfand. Lag das daran, dass ich nicht mehr allein dastand? Weil ich jemanden hatte, mit dem ich über die anonymen Verleumdungen reden konnte? „Komm in mein

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