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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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konnte.
    Ich hasste die Vorstellung, dergleichen tun zu müssen, wusste jedoch, dass ich einen Weg finden musste, wie ich Louisas Schreibtisch durchsuchen konnte, um ein von ihr verfasstes Schriftstück an mich zu bringen. Ich rieb mir den Nacken und dachte daran, wie eigenartig es war, dass ich die Handschrift meiner Cousine nie zu Gesicht bekommen hatte.
    Ich war im Begriff, mich zu meiner Tante in ihren Salon zu begeben, als ein Lakai mir ausrichtete, der Viscount wünsche mich in der Bibliothek zu sprechen.
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Lord Morseton im Haus war. Derweil ich die Treppe hinunterging, fragte ich mich, ob er von Mr. Carlyles nächtlichem Besuch bei mir gehört hatte und darüber mit mir reden wolle.
    Aufmerksam betrachtete ich sein weißes Gesicht. Seine Miene war so leer und ausdruckslos wie immer, doch ich meinte, ein erbostes Funkeln in seinen grauen Augen zu entdecken. Ich hoffte, mir stünde nicht mehr als einer der berüchtigten Langley-Temperamentsausbrüche bevor.
    „Setz dich, Constance", befahl Lord Moreston und wies auf den vor seinem Schreibtisch stehenden Sessel. Ich tat, wie mir geheißen, und fühlte mich unwillkürlich wie ein ungezogenes Schulmädchen, dem im Büro der Schulleiterin die Leviten gelesen werden sollten. „Heute Morgen siehst du sehr hübsch aus", fügte Cameron Langley hinzu, und das überraschte mich. Die meiste Zeit schien er nicht zu bemerken, dass ich existierte.
    „Ich habe eine sehr beunruhigende Neuigkeit vernommen", fuhr er fort. Er stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und verschränkte wie im Gebet die Hände unter dem Kinn.
    „Ja?" fragte ich ruhig.
    „In ganz London erzählt man sich diese Geschichte", sagte er, und ein Anflug von Röte erschien auf der Haut über seinen Wangenknochen. „Ich bin sicher, du weißt, worauf ich anspiele. Ich meine Strolch Carlyles unerhörten Besuch neulich Abend. Ich muss dir sagen, dass ich entsetzt bin, Constance. Entsetzt!" Er schaute mich an, als hätte es allein in meiner Macht gelegen, das Eindringen Mr. Carlyles zu verhindern.
    „Das tut mir Leid. Ich konnte Mr. Carlyle nicht aufhalten. Hier war niemand, der mir hätte helfen können. Aber du darfst Hibbert nicht die Schuld geben. Er hat sein Möglichstes getan. Mr. Carlyle hat jedoch eine solche Menge eigener Bediensteter mitgebracht, dass ..."
    „Dessen bin ich mir bewusst. Wir müssen dafür dankbar sein, dass er zumindest vernünftig genug war, Mrs. Collins mitzubringen. Sie ist die Einzige, durch die die Leute davon abgehalten werden, dieses Debakel als eine Orgie zu bezeichnen. Und die mich davon abhält, Mr. Carlyle zum Duell zu fordern und darauf zu bestehen, dass er dich heiratet."
    Bei der Vorstellung, ich könnte schon bald an irgendeinem dunstigen Morgen neben Mr. Carlyle auf einer Wiese stehen, er mit einer Duellpistole in der Hand, ich in Brautkleid und Schleier, während an einer Seite der Szene ein Chirurg und ein Priester warteten, musste ich mich zwingen, nicht zu lachen.
    „Nichts dergleichen ist geschehen", brachte ich heraus, wenngleich ich sagen muss, dass Cameron mich argwöhnisch anschaute. Lag das vielleicht am Beben meiner Stimme? „Der Gentleman kam mit seinen Lakaien und einer Anstandsdame und brachte ein köstliches Souper sowie ein Orchester mit, damit wir tanzen konnten. Dann hat er das Haus verlassen. Das ist alles, was passiert ist."
    „Er hat dich nicht angefasst?" fragte der Earl misstrauisch.
    „Ja, als wir tanzten", antwortete ich und war entschlossen, nicht zu erwähnen, wie Mr. Carlyle mich in den Armen gehalten hatte, bevor er gegangen war.
    „Das alles ist höchst unangenehm", erwiderte Lord Moreston verärgert. „Ich hätte, als du herkamst, Cousinchen, nie gedacht, dass ich mir über dein Benehmen ebenso Sorgen machen müsse wie über das meiner Schwester. Ich habe dich für eine bescheidene, wohlerzogene junge Dame gehalten."
    „Ich hoffe, das zu sein", sagte ich und stand auf, weil ich das Gespräch leid war. „Der ton wird die Sache vergessen, sobald etwas anderes die Aufmerksamkeit der Leute fesselt. Ich glaube wirklich nicht, dass Mr. Carlyle so etwas noch einmal versuchen wird."
    Widerstrebend erhob sich auch Lord Moreston. „O nein!" entgegnete er in bitterem Ton. „Der Strolch wiederholt sich nie. Er lässt sich nur noch schlimmere und unerhörtere Eskapaden einfallen. Daher schlage ich vor, dass du vor ihm auf der Hut bist, da du sein Gefallen gefunden zu haben scheinst. Außerdem wüsste

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