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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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war ich sonderbarerweise nicht überrascht, als mit der Morgenpost weitere anonyme Briefe für Louisa und mich eintrafen.
    Warum auch nicht? sagte ich mir resigniert und nahm das für mich bestimmte Couvert vom Tablett, das Hibbert mir mit missbilligender Miene hinhielt. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Damit war der Tag für mich endgültig verdorben. Ich hoffte jedoch, der Butler würde es nicht für notwendig erachten, Lord Moreston von den Briefen zu erzählen, erst recht nicht an diesem Tag. Ich fühlte mich benommen, war deprimiert und auf weitere Aufregungen wahrlich nicht versessen.
    „Wie ich sehe, hast auch du einen Brief von dieser unmöglichen Schneiderin bekommen, Cousinchen", äußerte Louisa und starrte angewidert auf das an sie gerichtete Schreiben. „Ich habe stets den Standpunkt vertreten, dass es ein Fehler ist, den niederen Klassen das Lesen und Schreiben beizubringen. Jetzt bin ich vollends davon überzeugt. Als ob wir die Absicht hätten, bei dieser Person Kundinnen zu werden!" Scheinbar gelangweilt hob sie den Kopf.
    „Oh, das wäre alles, Hibbert. Ich werde läuten, falls ich Sie brauche."
    Am liebsten hätte ich Louisas Geistesgegenwart laut gelobt. Wir tauschten jedoch nur Blicke über den Tisch, ehe wir diese auffallenden Siegel brachen. Dabei beschloss ich, nie wieder ein Gänseblümchen zu pflücken.
    „Was steht in deinem Brief?" wollte Louisa in sprödem, flüsterndem Ton wissen.
    „Wie eigenartig", antwortete ich bedächtig. „Diesmal droht man mir nicht. Die Botschaft lautet lediglich: ,Befürchten Sie nicht, ich hätte Sie vergessen, Miss Ames.' Und wie lautet dein Text, Cousinchen?" Ich fand, dass an diesem Morgen sie schlecht aussah. Ihr Gesicht war nicht nur bleich, sondern wirkte beinahe krankhaft grau. Ihre Augen hatten keinen Glanz, und ihre hübschen Lippen schienen geradezu blutleer. Sie dürfen allerdings sicher sein, dass ich nicht die Absicht hatte, sie auf ihr jämmerliches Äußeres hinzuweisen.
    Wortlos händigte sie mir ihren Brief aus.
    „Haben Sie den Viscount gefragt, ob das, was ich Ihnen geschrieben habe, der Wahrheit entspricht, Miss Louisa?" las ich. „Machen Sie sich nicht die Mühe. Er weiß, dass es an dem ist, wird aber alles abstreiten. Ich werde Ihnen wieder schreiben, sobald ich beschlossen habe, wie viel Geld erforderlich ist, um mich daran zu hindern, diesen wunderbaren Skandal im ganzen ton zu verbreiten."
    „Du wirst deinem Bruder alles erzählen müssen, Louisa", meinte ich, während ich ihr den Bogen zurückgab. „Denn wenn du nicht genügend eigenes Geld hast, um diese Person zum Schweigen zu bringen, wird er bestimmt alles herausfinden. Wird er dann nicht wütend sein, dass du ihm diese Sache verschwiegen hast?"
    „Ich kann ihm das nicht erzählen! Nein, das kann ich nicht!" antwortete Louisa rasch. „Geld habe ich aber nicht. Mein Taschengeld ist so niedrig, dass ich dauernd Schulden machen muss." Sie zögerte kurz und fuhr dann beinahe schüchtern fort: „Sollte es so weit kommen, Cousinchen, könntest du mir dann Geld leihen? Oder besser gesagt, könntest du es mir dann geben, denn die Chancen, dass ich je einen so großen Betrag, wie ihn dieser Teufel gewiss verlangen wird, mein Eigen nennen kann, sind äußerst gering."
    „Nein, das kann ich nicht", antwortete ich. „So viel habe auch ich nicht."
    Sie verzog das Gesicht. „Wenn du mir nicht helfen willst, musst du das nur sagen", erwiderte sie. Mit zitternden Fingern zerriss sie ihren Brief. Ich glaube, sie wusste nicht einmal, was sie tat. „Aber wage nicht, mir Armut vorzuheucheln", fuhr sie fort. „Das wäre sehr verlogen von dir, da alle Welt weiß, wie reich du bist."
    „Dann irrt sich alle Welt", entgegnete ich fest. „Wie ist dieses Gerücht überhaupt entstanden? Ich lebe auf einem Bauernhof. Gewiss, es ist ein großes Anwesen, aber trotzdem ein Bauernhof. Und Schafe produzieren kein Gold."
    Louisa schien mir kein Wort zu glauben. Sie war jedoch gezwungen, das Thema fallen zu lassen, weil ihr Bruder hereinkam und sich an das Kopfende des Tisches setzte.
    „Du bist heute Morgen sehr spät aufgestanden, Cameron", bemerkte Louisa. „Auch du siehst schrecklich aus. Hattest du beim Spielen einen schlechten Abend?"
    Lord Moreston furchte die Stirn. Ich war ebenfalls der Ansicht, dass er schlecht aussah.
    Sein Gesicht wirkte ebenso abgespannt wie Louisas und sein Blick gleichermaßen trübe.
    „Das, meine sehr liebe Weeza, geht dich nichts an", erwiderte er, während

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