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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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Gesprächsstoff geben, indem Sie an einem jungen Mann, der noch grün hinter den Ohren ist, ein Exempel statuieren."
    Mr. Carlyle beugte sich näher und schaute mich prüfend an. „Sie sehen nicht besonders gut aus, Miss Ames", stellte er fest. „Irgendwie wirken Sie angespannt. Bereitet die Schulter Ihnen immer noch Schmerzen?"
    „Die Prellung ist abgeheilt. Wie Sie sehen können, sind auch die blauen Flecken verschwunden."
    „Weshalb sind Sie dann so verkrampft und nervös?"
    „Aus keinem besonderen Grund", behauptete ich kühn. „Ich kann allerdings auch nicht behaupten, darüber erfreut zu sein, dass Sie mir sagen, ich sähe nicht besonders gut aus. Zweifellos ist das unvernünftig von mir. Sie haben wirklich eine sehr eigentümliche Art, jemandem Komplimente zu machen."
    Ungeduldig wedelte Mr. Carlyle mit einer Hand. „Ich habe Ihnen kein Kompliment gemacht. Seien Sie vernünftig, und hören Sie auf, mich ablenken zu wollen."
    Ich holte tief Luft. „Entweder fangen wir dieses Gespräch noch einmal von vorn an, oder wir trennen uns", erwiderte ich streng und zwang mich dabei, so ruhig wie möglich zu sprechen. „Wie ich hörte, waren Sie nicht in der Stadt. Hatten Sie eine angenehme Rückreise?"
    „Nein. Ich wünschte, Sie würden mir verraten, was Sie belastet. Am harten Zug um Ihren verlockenden Mund ... und das ist das einzige Kompliment, das Sie heute Abend von mir erhalten werden, mein liebes Kind ... sehe ich, dass Sie nicht die Absicht haben, mir Ihre Sorgen zu erzählen. Ich wünschte, Sie hätten Vertrauen zu mir. Vielleicht habe ich mich nicht immer so benommen, wie ich das hätte tun sollen, aber ich bin kein schlechter Mensch. Was Sie betrifft, so hege ich nur die besten Absichten."
    „Danke", äußerte ich verwirrt. Mr. Carlyle hatte todernst geklungen. Ich befasste mich nicht weiter mit seinem hübschen Kompliment, weil ich mir das für später aufheben wollte, und dachte über seine neueste, überraschende Bitte nach. Eigentlich wünschte ich mir nichts mehr auf der Welt, als mich ihm anvertrauen zu können, ihm mein Herz auszuschütten, ihm von den schrecklichen Briefen zu berichten, von meinen Problemen mit Louisa und dem Argwohn, jemand habe mich absichtlich vor dem Drury Lane Theater vor die Kutsche gestoßen. Ich wusste indes, dass ich Mr. Carlyle das unmöglich sagen konnte. Wir waren nicht miteinander verwandt und nicht einmal besonders gute Freunde. Das, was ich über ihn wusste, fußte zumeist auf Klatsch. Es wäre dumm von mir gewesen, meine Sorgen bei ihm abzuladen. Dennoch kann ich Ihnen kaum beschreiben, wie sehr ich mich danach sehnte. Im Nachhinein ist mir klar geworden, wie viel besser es gewesen wäre, wenn ich mit ihm gesprochen hätte. Wie viel Leid und Nöte hätten vermieden werden können, wäre ich offen zu Mr. Carlyle gewesen. Es gibt Zeiten, da ist es klüger, sich auf seinen Instinkt zu verlassen und auf die Schicklichkeit zu pfeifen. Damals wusste ich das jedoch noch nicht, und deshalb schwieg ich und beobachtete betont neugierig die Tanzenden.
    „Es hat keinen Sinn", sagte er. „Ihre Miene ist zu entlarvend. Sie leben noch nicht lange genug und haben auch noch nicht so viel durchgemacht, als dass Sie wüssten, wie Sie Ihrem Gesicht den absolut gleichgültigen Ausdruck geben können, den Sie jetzt erreichen wollen. Ich hoffe, das gelingt Ihnen nie."
    „Warum?" fragte ich und schaute wieder Mr. Carlyle an. Der Ausdruck in seinen blauen Augen war ernst und eindringlich.
    „Weil Ihre Frische und Naivität ein Teil Ihres Charmes sind, Miss Ames. Ich werde, ob Sie nun damit einverstanden sind oder nicht, diskret Erkundigungen über die von Ihnen erwähnten jungen Gecken einziehen. Zufälligerweise habe ich nämlich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, um wen es sich dabei handeln könnte. Ich versichere Ihnen, sie werden Sie nicht wieder belästigen."
    „Bitte, unterlassen Sie das", warf ich hastig ein. „Das würde nur erneut Aufmerksamkeit auf die Situation lenken, und ich hoffe, dass die Leute sie endlich vergessen werden."
    „Falls Miss Louisa Lord Bryce weiterhin so eifrig und so offenkundig nachstellt, könnte Ihnen der Wunsch erfüllt werden." Mit einer Kopfbewegung wies Mr. Carlyle auf Louisa, die sich beim Earl eingehakt hatte und so eng bei ihm stand, dass es aussah, als seien die beiden eine Person. Lord Bryce löste sich von ihr und wandte sich von dem Paar ab, mit dem er und Louisa geplaudert hatten. Dann redete er lange und eindringlich auf

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