Walzer der Liebe
erwiderte Louisa, stur geradeaus starrend, und den Schritt nur etwas mäßigend. „Ich bin sehr zornig auf Gloria. Sie hat sich in Dinge eingemischt, die sie nichts angehen. Natürlich habe ich sie nicht dazu aufgefordert. Weit gefehlt!"
„Vermutlich hat sie das getan, weil sie dich gern hat", warf ich ein. „Sie hat mich gebeten, dir zu sagen, sie habe nur dein Bestes im Sinn."
Zu meiner Überraschung blieb Louisa stehen, drehte sich zu mir um und begann zu lachen.
Ihr Lachen klang dunkel und kehlig und schien tief aus ihrer Brust zu kommen. Es war so ansteckend, dass ich unwillkürlich lächelte.
„Was hast du? Warum lachst du?" erkundigte ich mich, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
„Ich ... ich kann dir das nicht sagen. Es ist zu lächerlich", antwortete sie und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
„Aber was hat Miss Hefferton getan? Was ist mit ihr?"
„Kannst du sie nicht vergessen, Connie? Ich finde das ganze Thema langweilig. Außerdem hätte ich nie gedacht, dass du dich für sie interessierst."
„Das tue ich auch nicht", erwiderte ich. „Aber trotzdem kann ich nicht umhin, mich zu fragen, worum es geht, wenn ich eine solche Szene miterleben muss."
Louisa seufzte. „Das ist eine persönliche Sache zwischen Gloria und mir", antwortete sie kalt. „Natürlich tut es mir Leid, dass du davon betroffen wurdest, aber ich musste ihr unverzüglich sagen, wie verärgert ich über ihr Betragen bin. Ich mag sie. Wir sind seit langem Freundinnen. Aber manchmal nutzt sie diese Freundschaft aus und überschreitet die Grenzen des Schicklichen. Dann ist es nötig, sie nachdrücklich in ihre Schranken zu weisen. "
Ich nickte und versuchte, den Eindruck zu erwecken, auch ich sei dieser Ansicht, wenngleich ich, offen gestanden, den Eindruck gewonnen hatte, mit ein paar leeren Floskeln abgespeist worden zu sein.
„Ich wollte mit dir über die anonymer, Briefe reden, Connie", wechselte Louisa unvermittelt das Thema. .Jetzt ist der richtige Augenblick dafür, da wir allein sind und aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gestört werden." Sie schaute sich um, als wolle sie sich vergewissern, dass niemand in der Nähe war, und fuhr dann fort: „Hast du je daran gedacht, dass unser geheimnisvoller Verfasser sehr gut Strolch Carlyle sein könnte?"'
„Mr. Carlyle?" fragte ich verblüfft. „Aber warum, in aller Welt, sollte er so etwas tun?"
„Ja, er! Nein, sag noch nichts. Lass mich ausreden." Louisa hielt inne, als müsse sie ihre Gedanken sammeln. „Ich weiß, du denkst, die Briefe seien wahrscheinlich das Werk einer Frau, und ich begreife, warum du das meinst. Aber Hugh Carlyle ist der festen Überzeugung, nicht nur stets bei allem tonangebend sein, sondern dauernd etwas Unerhörtes tun zu müssen, damit er Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Denk nur daran, wie er in dein Schlafzimmer gedrungen ist und dann unverzüglich allen Gästen auf dem Ball davon erzählt hat.
Wäre es daher nicht möglich, dass er, nachdem er dich an dem Nachmittag, als er dich bei Lady Beech kennen gelernt hat und mit dir im Garten spazieren gegangen ist, beschlossen hat, diese skurrilen Botschaften zu verfassen, um sich zu amüsieren? Er ist doch die meiste Zeit so grässlich gelangweilt."
Der leise Zweifelshauch, den ich empfunden hatte, verflog. „Aber ich habe den ersten Brief genau an dem Morgen unseres Besuches bekommen, noch ehe Mr. Carlyle und ich uns begegnet sind", wandte ich ein.
„Ach ja? Nun, vielleicht ist das der Grund, warum er dir bei Lady Beech besonderes Interesse geschenkt hat. Er hatte dich irgendwann im Mai gesehen, vielleicht bei einem Fest, und beschlossen, herauszufinden, ob er dich durcheinander bringen, vielleicht sogar zwingen könne, London zu verlassen und nach Yorkshire zurückzukehren. Möglicherweise hat er sogar mit einigen Freunden gewettet, dass er das schaffen würde. Strolch wettet gern, wie ich betonen möchte."
„Ich bin sicher, du irrst dich, Louisa. Was du sagst, klingt so ungereimt! Und was wäre, wenn man ihn als den Schuldigen entlarven würde? Warum sollte er ein solches Risiko eingehen? Er würde alles verlieren und allgemein geächtet werden."
„Ah! Aber er ist nicht in Gefahr. Aus Boshaftigkeit wendet er die Methode einer Frau an. Und von uns ist gewiss nicht zu erwarten, dass wir über die Briefe reden werden, nicht wahr? Sei ehrlich, hat er dich je gefragt, ob du dich ganz wohl fühlst? Wollte er wissen, ob dich etwas beunruhige?"
Darauf wusste ich keine
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