Walzer der Liebe
die Öffentlichkeit dringt?"
„Nein, aber bei deinem Bruder können wir uns doch sicher darauf verlassen, dass er Stillschweigen bewahrt, und ..."
„Je mehr Personen Bescheid wissen, desto riskanter wird die Geheimhaltung", beharrte Louisa und schüttelte den Kopf. „Außerdem könnte Cameron beschließen, den Vorgang publik zu machen, um demjenigen, der das getan hat, Einhalt zu gebieten. Das könnte ich nicht ertragen. Nein, das könnte ich nicht!"
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu fügen, und so legte ich meine Briefe in die Schmuckschatulle zurück.
„Nun, du kannst deine Briefe behalten, obwohl ich nicht weiß, warum du das tun willst.
Ich hingegen werde meinen verbrennen", erklärte Louisa nachdrücklich. „Was glaubst du, wird als Nächstes passieren? Denkst du, ich würde noch weitere Briefe bekommen? Und wird der Verfasser allen Leuten diese Lügen über meine Mutter erzählen?" Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, rief sie schrill: „Ich kann das nicht ertragen! Wie soll ich Paul je dazu überreden, mich zu heiraten, wenn er glauben muss, meine Mutter sei wahnsinnig gewesen?"
Ich zog Louisa erneut an mich und redete beschwichtigend auf sie ein, bis sie sich etwas beruhigt hatte. Ich vermutete jedoch, dass weder sie noch ich von diesem Schrecken befreit waren. Gewiss stand uns noch mehr bevor, wenngleich es schwer war, sich vorzustellen, uns könne etwas noch Abscheulicheres geschrieben werden. Und was Lord Bryce betraf, so glaubte ich nicht, dass er sie je bitten würde, ihn zu heiraten, ganz gleich, in welchem Geisteszustand sich ihre Mutter befunden haben mochte.
Nachdem Louisa mich verlassen hatte, setzte ich mich hin und grübelte. Vor diesem Morgen war ich beinahe der Überzeugung gewesen, Louisa sei die Schuldige. Mehr noch, ich war bereit gewesen, ihren Schreibtisch zu durchsuchen. Jetzt, da auch sie zum Opfer geworden war, musste ich mich fragen, wer sonst die Briefeschreiberin sein könne. Gloria Hefferton? Aber sie war Louisas Freundin. Sie vergötterte sie. Wer dann?
Tief in meinem Herzen drängte es mich, herauszufinden, unter welchen Umständen die erste Lady Moreston wirklich gestorben war. Ich hatte nicht fragen wollen, ob die in dem Brief geschilderte Version zutraf, konnte aber nicht umhin, mich darüber zu wundern. In Gedanken sah ich eine schlanke, gut aussehende Frau mit Louisas Gesicht ihr Pferd mit der Peitsche antreiben und voranhetzen, bis es in heller Panik den letzten, tödlichen Sprung machte.
7. KAPITEL
Ich hatte mich von meinen Verletzungen erholt und nahm wieder am gesellschaftlichen Leben teil.
Eines Abends besuchten wir eine Soiree. Als wir eintrafen, herrschte großes Gedränge, und es dauerte eine Weile, bis ich Mr. Carlyle im Gespräch mit einem anderen Gentleman entdeckte. Ganz in meiner Nähe äußerte Mrs. Boothby-Locke zu ihrer Begleiterin, sie hoffe, Mr. Carlyle und diese Miss Ames würden es fertig bringen, sich zu benehmen, wenngleich sie keinen roten Heller darauf wetten würde.
Kaum hatte Mr. Carlyle mich bemerkt, kam er zu mir, und ich beschloss, mein bestes Benehmen an den Tag zu legen.
„Erweisen Sie mir die Ehre, diesen Tanz mit mir auszusitzen, Miss Ames", bat er und führte mich zu einem freien Sofa.
„Sie wollen heute Abend nicht tanzen, Sir?" erkundigte ich mich und deutete ein Lächeln an.
„Nein, und ich will auch keinen Spaziergang auf der Terrasse mit Ihnen unternehmen, wie einige Paare das bereits tun", antwortete er rasch. Er setzte sich neben mich und fuhr fort: „Ich habe die Sache falsch eingeschätzt und gebe das zu. Ich habe nicht geahnt, dass man von unserem kleinen Abenteuer solches Aufheben machen würde. Hoffentlich ist die Situation für Sie nicht zu unangenehm."
Ich erkannte, dass es Mr. Carlyle ernst war. Er hatte nicht so gedehnt wie sonst gesprochen.
„Einige der älteren Damen haben ihre Missbilligung beinahe in schneidender Form geäußert", erwiderte ich, da ich nicht gewillt war, ihn nach allem, was ich durchgemacht hatte, ungeschoren davonkommen zu lassen. „Und einige der jüngeren, freigeistiger denkenden Gentlemen scheinen mich jetzt für Freiwild zu halten. Nein, nein! Seien Sie unbesorgt, Sir! Ich habe ihnen den Kopf schnell zurechtgerückt."
„Wer hat es gewagt?" wollte er wissen. Obwohl er in ruhigem Ton gesprochen hatte, spürte ich, wie mir ein Schauer über den Rücken lief.
„Das werde ich Ihnen nicht verraten. Es ist nicht wichtig. Das fehlte mir noch, dass Sie dem ton wieder
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