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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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sind Frauen tatsächlich seltsame Geschöpfe.

10. KAPITEL
    Als der Wagenschlag von einem livrierten Lakai geöffnet wurde, hatte ich unwillkürlich den Eindruck, als würde ein Bühnenvorhang aufgezogen und die Lampen gelöscht, damit das Stück beginnen konnte.
    Das Portal wurde von mehreren Fackeln beleuchtet, die in hohen Halterungen steckten und die Umgebung in strahlendes Licht tauchten. Die Freitreppe war mit einem gold-weißschwarz gemusterten Brokatläufer bedeckt. Derweil wir den in der Halle wartenden Hausmädchen unsere Umhänge überließen, sah ich weitere Lakaien wartend vor den Wänden aufgereiht stehen. Beiläufig fragte ich mich, wo Mr. Carlyle so viele Männer gefunden haben mochte, die über einen Meter achtzig groß waren. Ich wusste, der Adel schätzte hoch gewachsene Lakaien. Es hatte den Anschein, dass Mr. Carlyle die größte Zahl solcher Bediensteten beschäftigte.
    Unser Gastgeber empfing die Gäste vor der Salontür. Im Gegensatz zu ihnen war er nicht maskiert und trug formelle Abendgarderobe - weiße Kniehosen und Strümpfe, schwarze Schuhe, einen eleganten schwarzen Rock und ein blendend weißes Hemd. Ein Smaragd glitzerte auf seinem Krawattentuch. Ich gestehe, dass ich Mr. Carlyle so stattlich fand wie sein Haus.
    Als ich ihn begrüßte, lächelte er leicht. „Ich hoffte, Sie würden Gold wählen", sagte er leise. „Das bringt Ihr Haar besonders gut zur Geltung. Ich weiß, dass Tizian nie etwas Schöneres gemalt hat."
    Nach der Begrüßung meiner Tante und meiner Cousine gingen wir in den Salon, der mit plissierter goldener Seide ausgeschlagen war. Zahlreiche Sessel und Sofas waren für diejenigen aufgestellt worden, die es vorzogen, gemütlich mit Bekannten zu plaudern, statt zu tanzen oder umherzuflanieren, um zu sehen und gesehen zu werden. An einem Ende des Raums spielte ein Streichquartett leise ein Stück, und Lakaien reichten Champagner.
    Glücklicherweise entdeckte meine Tante sogleich einige besonders enge Freunde.
    Nachdem ich ihr geholfen hatte, bei ihnen in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen, war ich frei, um mich auf dem Fest umzutun. Ich sah, dass die Terrassentüren weit geöffnet waren und noch mehr Gäste sich auf der Terrasse und im Garten aufhielten. Ich bahnte mir einen Weg zu ihnen. Natürlich war Louisa längst verschwunden, um ihren eigenen Interessen nachzugehen.
    Mir stockte der Atem, als ich ins Freie trat. Hinter der breiten Terrasse, auf der ich kürzlich erst mit Lady Beech und Hugh Carlyle bei Limonade und Eis gesessen halte, war ein großes Zelt aus goldener Seide aufgebaut worden. Es überspannte die Tanzfläche, deren Errichtung Lady Beech und ich beobachtet hatten, und in der Mitte stand ein Brunnen. Ich fragte mich, ob Champagner aus ihm floss.
    Es gab viele Pfade, die um das Zelt und weiter auf das Gelände führten. Sie waren von weiteren Fackeln erhellt, und in den Bäumen und Büschen schimmerten bunte Lichter. Hie und da erhoben sich große, mit weißen Rosen bedeckte Pergolen. Natürliches Licht gab es kaum, da wir Neumond hatten. Ich fand es überaus nachlässig, dass Mr. Carlyle versäumt hatte, für Vollmond zu sorgen.
    Während ich am Rand der Terrasse stand, hörte ich ein eigenartiges Geräusch. Neugierig drehte ich mich um und sah einen großen Elefanten kommen. Ein Korb, in dem mehrere Personen saßen, war auf seinem Rücken festgeschnallt. Ein in Schwarz und Gold gekleideter Wärter, der einen großen Turban trug, befahl ihm in einer Sprache, die ich nicht verstand, sich hinzuknien. Gehorsam sank das riesige Tier auf die Knie, sodass seine „Passagiere" die offene Kabine verlassen konnten. Weitere Gäste versammelten sich, um ebenfalls dieses Abenteuer zu erleben. Als der Korb wieder voll war, hieß der Wärter den Elefanten sich aufrichten.
    Dabei hob der Dickhäuter den Rüssel und trompetete. In Anbetracht der zivilisierten Umgebung fand ich das Geräusch ziemlich wild, wild und verloren klingend, und ich erschauerte.
    Lord und Lady Beech gesellten sich zu mir, und eine Zeit lang plauderten wir mit verschiedenen Bekannten, während wir den Champagner genossen. Das im Zelt platzierte Orchester spielte einen Ländler, und ich sah die allesamt in Weiß, Gold und Schwarz gekleideten, maskierten Gäste sich zur Musik drehen. Mr. Carlyles Gala war wirklich ein großer Erfolg.
    Ein wenig später fand Louisa sich bei mir ein. Sie amüsierte sich über den Elefanten, der nicht nur den ihm Befehle erteilenden Wärter bei sich hatte,

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