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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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sondern auch noch einen weniger kostbar gekleideten Inder mit einer Schaufel zur Beseitigung des Dungs. Ich war sicher, der Mann war ebenso notwendig wie der Pfleger.
    „Welch andere exotischen Tiere mag Strolch noch für uns bereithalten", überlegte Louisa laut. „Hast du den Schlangenbeschwörer gesehen? Er hat eine Kobra im Korb, und wenn er Flöte spielt, dann erhebt sich die Schlange und tanzt zur Musik."
    „Wo ist sie?" fragte ich, entschlossen, dem Reptil aus dem Weg zu gehen. Ich mag keine Schlangen, nicht einmal die harmlosen heimischen Exemplare.
    Louisa wies auf eine kleine, vor der Mauer errichtete Plattform, auf der ein Zelt stand. Ich vernahm den hohen, piepsigen Klang der Holzflöte und fröstelte.
    „Es ist fast elf Uhr", bemerkte Louisa flüsternd. „Ich hatte Gelegenheit, mich umzusehen. Leider wird die Bibliothek zu gut bewacht. Muss Mr. Carlyle so viele Lakaien haben? Glücklicherweise scheinen in den oberen Etagen keine Dienstboten zu sein. Ich wollte mich dort jedoch nicht länger aufhalten. Daher habe ich keine Ahnung, wo sein Schlafzimmer ist. Das müssen wir gemeinsam heraus finden."
    „Aber wie sollen wir dort hinkommen, wenn die Halle voller Lakaien ist?" fragte ich. „Und vergiss die Hausmädchen nicht, die uns die Umhänge abgenommen haben."
    „Gleich hinter dem für die Damen bestimmten Raum gibt es eine Treppe. Geh da kurz vor Mitternacht hin. Ich werde dort auf dich warten." Louisa musste meine zweifelnde Miene bemerkt haben, denn sie packte meinen Arm. „Nein, wage es nicht! Du darfst jetzt nicht abspringen, Connie! Wir werden nie eine bessere Gelegenheit bekommen, um herauszufinden, ob Mr. Carlyle der geheimnisvolle Absender ist. Und wir werden diese Chance nicht verpassen. Hast du verstanden?"
    Ich nickte. Louisa hatte sehr energisch geklungen. Glücklicherweise baten uns in diesem Moment zwei junge Gentlemen zum Tanz, sodass wir keine Gelegenheit hatten, den Plan noch weiter zu diskutieren.
    Später wurde ich von einer Gruppe Tänzerinnen abgelenkt, die an mir vorbeiwirbelten. Sie trugen perlenbestickte Jacken und bunte, transparente Seidenhosen. Mehrere von ihnen hatten Edelsteine in den Nasenflügeln oder an den Ohren. Sie waren so geschmeidig und akrobatisch, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob sie den gleichen Knochenbau hätten wie andere Menschen.
    Erst kurz vor Mitternacht bemerkte ich, wie spät es war. Ich entschuldigte mich bei meinem Partner und begab mich zur Hintertreppe. In der Halle musste ich meine Schritte verlangsamen, weil zwei aus dem Ruhesalon kommende Damen an mir vorbeigingen. Dann eilte ich rasch weiter, atmete jedoch erst wieder tief durch, als ich die Hintertreppe erreicht hatte und der Sicht der anderen Gäste entzogen war.
    Im oberen Stockwerk brannten einige Öllampen, doch das Licht war nicht sehr hell. Louisa lächelte, als sie mich sah.
    „Ich befürchtete bereits, du würdest nicht kommen", flüsterte sie. „Ich habe alle Räume neben der Treppe durchsucht. Sie werden nicht benutzt." Beim Sprechen zündete sie die in zwei Leuchtern steckenden Kerzen an, die sich auf einem in der Nähe stehenden Tisch befanden. Sie hielt mir einen Leuchter hin und sagte: „Du nimmst diese Seite. Ich befasse mich mit der anderen. Es sind nur noch drei Räume übrig. Wir werden Mr. Carlyles Schlafzimmer schnell finden."
    Keines der Zimmer, in das ich schaute, war sein Schlafgemach. Ein Raum war ein Gästezimmer, der nächste ein Ankleidekabinett, der dritte ein kleiner Salon. Konnte es sein, dass Mr. Carlyle in der nächsten Etage schlief? Ich glaubte nicht, eine längere Suche noch durchstehen zu können.
    „Connie! Hier!" hörte ich Louisa gepresst flüstern. Ich eilte auf die andere Seite des breiten Korridors und traf Louisa in einem Ankleidezimmer an, das offenkundig benutzt wurde. Über der Marmorbadewanne hingen Handtücher, und die Toilettenartikel eines Gentleman lagen auf dem Frisiertisch - eine mit Silber beschlagene schwarze Haarbürste, ein Kamm, eine Zahnbürste. Mehrere Krawattentücher, die nicht verwendet worden waren, hingen über einer Sessellehne.
    „Hier herein!" Von einer anderen Tür her winkte Louisa mir zu.
    Ich hielt meinen Leuchter höher und folgte ihr in den großen Raum. Ein riesiges Himmelbett dominierte die Einrichtung. Es hatte mitternachtsblaue Vorhänge, und auf der Decke aus Goldbrokat türmten sich weiche Kissen. Eine hohe Spiegelkommode stand neben dem Kamin. Ich sah einen Stapel Bücher auf dem Tisch liegen. Ein

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