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Walzer der Liebe

Titel: Walzer der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hazard
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„Zumindest vorerst."

12. KAPITEL
    Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, und berichtete Mr. Carlyle nach kurzem Zögern von den schrecklichen anonymen Briefen, die ich und Louisa erhalten hatten. Dann fügte ich hinzu, dass weder ihr noch mir nach reiflichem Überlegen jemand eingefallen sei, der die Briefe verfasst haben könne. Schließlich hätte sie angedeutet, er könne das zu seiner Belustigung gemacht haben. Wider Erwarten äußerte er sich nicht dazu. Ich schluckte und gestand, dass wir am Abend seiner Gala seine Räume durchsucht hatten, um einen möglichen Beweis für seine Schuld zu finden. Zu meiner Bestürzung hätte ich das gleiche Papier entdeckt, auf dem die an mich gerichteten Verleumdungen geschrieben waren.
    Ich griff in mein Ridikül, zog das Blatt heraus, das ich aus dem Ankleidezimmer entwendet hatte, und reichte es Mr. Carlyle. Ich händigte ihm auch einen der anderen Briefe zum Vergleich aus.
    Es war sehr still im Raum, als Mr. Carlyle die Bögen begutachtete.
    „Ja, das ist das gleiche Papier", bestätigte er. „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen." Er stand auf und zerknüllte die Blätter. „Was genau glauben Sie, hierdurch zu erreichen, Miss Ames?" fragte er harsch. „Wollen Sie mich erpressen? Oder wollen Sie sich damit begnügen, mich mit Ihren Verdächtigungen zu ruinieren?"
    „Ich will Sie nicht ruinieren", versicherte ich rasch. Ich war den Tränen nahe und flehte ihn im Stillen an, mich nicht so abweisend anzusehen. Der Gedanke, dass er mich wegen meiner Unterstellungen hassen könnte, war mir unerträglich. „Sie behaupten, diese Briefe nicht geschrieben zu haben. Doch wie kann ich sicher sein? Es gibt niemanden sonst."
    „Es gibt Hunderte anderer Leute, die das getan haben könnten", entgegnete er. „Ja, selbst die unschuldige Miss Louisa wäre dazu imstande gewesen. Ja, ja! Auch sie hat Briefe bekommen, aber sie hätte sie an sich selbst adressieren können, um jeden Verdacht auszuräumen, den Sie vielleicht gegen sie hegten."
    „Wenn Sie gelesen hätten, was man ihr geschrieben hat, würden Sie das jetzt nicht sagen", erwiderte ich. „Der Inhalt war schrecklich. Niederträchtig. Viel schlimmer als das, was in meinen Briefen stand."
    „Darf ich die an Sie gerichteten Zeilen lesen?" fragte Mr. Carlyle.
    Verzweifelt reichte ich ihm die Briefe. Nun hatte ich ihn endgültig verloren. Die Chance, die ich vielleicht früher bei ihm gehabt haben mochte, war jetzt dahin.
    Er las die Briefe mehrmals. Ich glaubte schon, er würde nie damit fertig werden.
    Schließlich legte er sie neben sich auf den Tisch. „Die Handschrift ist offensichtlich verstellt", bemerkte er.
    Ich erinnerte mich an die Schriftprobe, die Gloria Hefferton mir am Vormittag nichtsahnend gegeben hatte. War das wirklich erst heute Vormittag gewesen? Es kam mir wie eine Ewigkeit vor! Miss Hefferton hatte Louisa besuchen wollen, die jedoch noch nicht zum Frühstück erschienen war. Ich hatte ihr ein wenig Gesellschaft geleistet und dann in der Absicht, etwas Schriftliches von ihr zu bekommen, erwähnt, meine Cousine habe einen Laden entdeckt, in dem es besonders hübsche Accessoires gebe. Sie hatte dies bestätigt und mir die Adresse des Geschäftes genannt. Da ich allerdings behauptet hatte, über ein äußerst schlechtes Namens- und Ortsgedächtnis zu verfügen, hatte Miss Hefferton sich erboten, mir die Anschrift aufzuschreiben.
    Ich nahm den Zettel aus meinem Ridikül und schaute noch einmal kurz auf die Notiz, ehe ich sie Mr. Carlyle schließlich aushändigte. „Das habe ich heute von Louisas Freundin erhalten. Sie ist eifersüchtig auf mich. Ich hielt sie eine Zeit lang für die Schuldige, bis dann auch Louisa diese Briefe bekam."
    „Sie hat eine ausgeprägte Handschrift, die ganz anders ist als die in diesen Briefen", befand er, nachdem er die Schriften eingehend verglichen hatte, und gab mir den Zettel zurück. Dann stand er auf und ging zum Schreibtisch. Ich fragte mich, was er vorhabe, als er einige der Dokumente durchblätterte. Er legte ein Blatt beiseite, zog ein anderes hervor und schrieb etwas darauf.
    „Hier ist eine Probe meiner Handschrift, Miss Ames." Er kam zurück und übergab mir die beiden Bögen. „Dieses Papier habe ich soeben beschrieben, das andere zu einem früheren Zeitpunkt. Ich habe sogar versucht, die Handschrift, in der Ihre Briefe verfasst wurden, zu kopieren."
    Beunruhigt starrte ich Mr. Carlyle an, der verächtlich die Mundwinkel verzog.

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