Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
ihn.“
„Wenn du meinst“, stimmte Nicole ausgesprochen gleichgültig zu.
„Wenn ich meine? Kirchen zu besichtigen hattest du doch vorgeschlagen! Was ist los? Seit du von deinem Ausritt mit Lord Basingstoke zurück bist, bläst du Trübsal, wenn du es auch abstreitest. Bist du seinetwegen unzufrieden? Gestern Abend schienst du mit ihm recht glücklich zu sein.“
„Nun, amüsant ist er ja“, gab Nicole zu, während sie die beiden Bücher einem Angestellten übergab, damit er sie auf Rafes monatliche Rechnung setzte. „Schimpf nicht mit mir – ich habe ihm heute Morgen erklärt, dass ich mich nicht so … verpflichtet fühlen mag, da wir, du und ich, unsere erste Saison genießen wollen.“
Lydia beugte sich näher und flüsterte: „Du hast ihm den Laufpass gegeben? Nicole, ich dachte, du magst ihn. Du hast ihn geküsst!“
„Er hat mich geküsst! Das ist ein Unterschied.“
„So? Wieso denn?“
War ihre Schwester je zuvor so hartnäckig gewesen?
„Ich weiß es nicht. Aber es ist einer. Wie auch immer, du solltest froh sein, dass ich mein schlechtes Betragen eingesehen habe. Deshalb, ja, deshalb habe ich ihn weggeschickt.“
Die beiden Mädchen verließen den Laden, Renée folgte mit dem Bücherpaket. Draußen auf dem Gehweg empfing sie ein Groom mit einem großen Schirm, denn es regnete wieder einmal. „Hast du ihm das Herz gebrochen, Nicole? Immerhin hattest du ja gemeint, es könnte Spaß machen, ein paar Herzen zu brechen. ‚Köstlich‘ war, glaube ich, dein Wort.“
„Bevor wir herkamen, habe ich eine Menge gesagt, und du tätest mir einen Gefallen, wenn du alles vergäßest. Manchmal bin ich wirklich ziemlich dumm und kindisch.“
„Nun, ja … aber gemein bist du nie.“ Lydia hakte sich bei ihrer Schwester ein. „Ich weiß, dass du mich oft nur schockieren willst. Andere merken das vielleicht nicht, aber mir entgeht es nicht.“
„Danke, Schwester. Aber jedenfalls sind der Marquis und ich übereingekommen, dass wir nicht zusammenpassen, und so ist es vorbei. Wir … wir trennten uns freundschaftlich.“
Sie waren an der Kutsche angekommen und stiegen ein. Lydia ließ sich Nicole gegenüber nieder. Forschend schaute sie sie an. „Aber es macht dich traurig. Möchtest du heute Abend trotzdem auf den Ball gehen? Wenn du lieber absagen möchtest, könnte ich das verstehen, und es würde mir auch nichts ausmachen, mit dir zu Hause zu bleiben.“
Nicole setzte eine fröhliche Miene auf. „Zu Hause bleiben? Unsinn! Ich käme nie auf den Gedanken, unseren ersten Ball zu verpassen. Wie anders wird er sein als die harmlosen ländlichen Tanzgesellschaften, die wir bisher kannten. Stell dir nur vor, der Ball beginnt erst um zehn! Da gehen wir auf Ashurst Hall fast schon zu Bett.“
„Du weiß, Lord Yalding hat sich als unser Begleiter angeboten. Doch vielleicht wird uns Rafe stattdessen begleiten, da er wieder zurück ist.“
„Aber du magst Lord Yalding?“
„Ja, er ist sehr nett, wenn auch vielleicht ein wenig jung. Aber mehr als Freundschaft ist da nicht, falls du das denkst. Ich bin mir sicher, wir werden ihn heute Abend auf jeden Fall dort treffen. Also können wir ruhig Rafe bitten, uns hinzuführen.“
„Nein, das geht nicht; da er doch gerade erst wiedergekommen ist, wird er bei Charlotte bleiben wollen. Aber ich weiß, was du meinst. Es könnte Lord Yalding vielleicht unangenehm sein, dass Basingstoke uns nicht begleiten soll. Schreib ihm doch eine kurze Nachricht.“
„Ja, das ist wohl besser. Aber wer soll dann mitkommen? Mrs Buttram hat einen Gichtanfall.“ Lydia bezog sich auf die Anstandsdame, die im vorigen Jahr bei ihnen geweilt hatte und für diese Saison wieder eingestellt worden war, da Charlotte in ihrem Zustand nicht in Gesellschaft gehen mochte. „Da wäre nur noch … Mama.“
Nicole sank das Herz. Das war also die Strafe für ihren Eigensinn, ihre Widerspenstigkeit, für ihr Bedürfnis, sich schützen zu wollen, obwohl sie wusste, dass sie, indem sie ihr Herz abzuschirmen versuchte, noch mehr Schmerz erleiden würde. Das war die Strafe.
„Ja, da ist wohl noch unsere liebe Maman “, sagte sie, und jedes Wort fiel ihr unsäglich schwer. „Welch ein Glück.“
Leidenschaftslos lauschte Lucas seinem Freund, der ihm erläuterte, was Lydia hatte mitteilen lassen. Sie freue sich, ihn bei Lady Cornwallis zu treffen, sei jedoch mit ihrer Schwester zu dem Schluss gekommen, dass es schicklicher sei, von ihrer Mutter begleitet zu werden.
„Weißt du, was
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