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Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Titel: Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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seinen Vater erfahren wollte?
    Konnte er je Nicole wieder in die Augen sehen, wenn sie hörte, welch gefährliches Spiel mit dem Leben anderer Menschen er trieb?
    Konnte er sich je wieder selbst im Spiegel anschauen?
    Nein, niemals. Von Anfang an hätte er wissen müssen, dass er das nicht über sich bringen würde.
    Ehe er es selbst wusste oder gar die Folgen bedachte, war er aufgesprungen, zeigte auf die beiden Männer da vorn, die immer noch lauthals volle Mägen und Arbeit für alle versprachen, als ob die Gewährung dieser Dinge allein in ihrer Macht läge.
    „Zeigt uns die Waffen!“, schrie er. „Wir wollen sie sehen! Warum sollten wir euch glauben? Sollen wir einzig auf eure Versprechungen hin zur Westminster Bridge marschieren? Sollen wir der Königlichen Garde mit feinen Worten entgegentreten, uns damit verteidigen? Und wo werdet ihr sein, wenn wir marschieren?“
    Wie Lucas sofort feststellte, war diese Ansprache nicht gerade der Gipfel der Klugheit. Wo neulich im Klub seine Bekannten nur milde gelächelt und sich von ihm zurückgezogen hatten, waren die Zuhörer hier weniger feinsinnig.
    „Feigling!“
    „Besser als Mann fallen, als wie Vieh verrecken!“
    „Schmeißt den Mistkerl raus!“
    „Feigling! Feigling!“
    Die Leute hörten nur, was sie hören wollten, glaubten, was sie glauben wollten. Als hätte ich das nicht immer gewusst, dachte Lucas. Vereint in ihrem heißen Wunsch, zu glauben, wandten sich alle Anwesenden wie ein Mann gegen ihn und gaben ihm einen Vorgeschmack darauf, wie der Marsch zum Parlament verlaufen könnte, wenn er je stattfand.
    Unwillkürlich duckte er sich, als ihm etwas entgegenflog, während er im gleichen Moment von jemandem am Arm zur Tür gezerrt wurde.
    Er wollte sich losreißen, doch ein hastiges „Se nehm’ besser die Beine in die Hand, Meister!“, erschreckte ihn genügend, um sich rasch, mit eingezogenem Kopf, zu der Treppe und ins Freie führen zu lassen.
    „Da entlang!“, sagte der Mann, der ihn gerettet hatte.
    Mehr Ermutigung brauchte Lucas nicht; er begann zu rennen, folgte dem Mann und seinen beiden Begleitern, die immer tiefer in das Gewirr der umliegenden Gassen eintauchten, bis, als endlich einer kurz anhielt und lauschte, keine Verfolger mehr zu hören waren. Erst da blieben alle stehen, und Lucas betrachtete seine Retter genauer.
    „Heiße Johnny“, sagte der eine. Es war der Veteran vom Vormittag. Er zeigte auf seine Freunde. „Das sin’ Billy un’ Bertie. Bertie hier hat Sie erkannt. Sie gehör’n hier nich’ hin, Sir.“
    „Offensichtlich nicht“, entgegnete Lucas, während er versuchte, sich zu orientieren. „Meine Kutsche wartet am Lincoln’s Inn Field.“
    „Das geht da lang. Wir bring’n Se sicher hin.“
    „Wollt ihr nicht wissen, warum ich in diesem Aufzug da aufgetaucht bin?“
    Johnny schüttelte den Kopf. „Is’ mir gleich. Meine Kinder hatten heut endlich mal Fleisch im Bauch. Richtiges, gutes Fleisch. Seh’n Se, mehr müssen wir nich’ wissen.“
    „Ist euch klar, das diese Männer da hinten, die euch so viel erzählt haben, keine wahren Freunde sind? Die wollen euch nur zu Unruhen aufstacheln. Sie wollen Aufruhr, damit das Parlament noch schärfere Gesetze gegen das Volk erlässt.“
    Johnny sah seine Freunde an, dann zuckte er die Achseln. „So is’ es nu’ mal. Gibt immer welche, die drauf hören.“
    „Da hast du wohl recht. Ich glaube, ich habe mich ziemlich dumm angestellt, was?“
    „Sag ich besser nix zu, Sir.“ Johnny rieb sich die Nase und fuhr fort: „Nur eins sag ich, Sir, Sie riechen schlimmer als unser Billy hier, und der stinkt!“
    Lucas lachte, was die Spannung löste. So gut hatte er sich seit Tagen nicht gefühlt, nicht mehr, seit er sich mit Lord Frayne eingelassen hatte.
    Die drei Männer begleiteten ihn bis zu seiner Kutsche. Sie alle hielten sich bewusst im Schatten der baufälligen Häuser, aus deren Kamin kein Rauch stieg, aus deren Innerem kein Bratenduft strömte. Und die vor den Türen oder an den Wänden herumlungernden Menschen sandten ihnen nur leere oder feindselige Blicke hinterher.
    An der Kutsche angekommen, sagte Lucas, dass Johnny sich am nächsten Morgen bei seinem Stadthaus am Dienstboteneingang einfinden solle, und beschrieb ihm den Weg. Er werde seinem Butler Bescheid sagen. „Ich werde alles veranlassen, damit ihr drei mit euren Familien schon morgen Abend auf dem Weg zu meinem Landsitz seid. Ihr bekommt Unterkunft und Arbeit. Ich will, dass ihr euch aus dieser

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