Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
kann Ihnen nichts versprechen.“ Sie wollte an ihm vorbeigehen, offensichtlich der Ansicht, dass es nichts mehr zu sagen gab, doch er wollte verdammt sein, wenn er das ebenso sah!
Er fasste sie beim Arm und wirbelte sie zu sich herum, sodass sie ihn anschauen musste. Ihre Augen glühten auf – warnend, vor was auch immer, vermutlich aber davor, dass sie gleich explodieren würde.
„Was heißt das denn nun? Gestern Abend konnten Sie sich vor Fragen kaum halten und wollten unbedingt alles erfahren.“
„Ja, aber inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber keine Antworten möchte. Anschließend hätte ich nur noch mehr Fragen. Und da Sie keine Hilfe von mir wünschen, außer indem ich Ihnen gestatte, mich wie ein verliebtes Mondkalb anzustarren, werde ich eben mit meinen unbeantworteten Fragen leben. Es ist mir schon zu viel, von Ihrer Unternehmung am heutigen Abend zu wissen. Danach – falls Sie lebend da herauskommen – mag ich mir einfach nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, was Sie tun, wenn ich nicht dabei bin.“
Lucas wusste nicht, was er sagen sollte. Ursprünglich hatte er nicht vorgehabt, ihr mehr zu erzählen als das, was sie schon wusste oder erraten hatte. Das war gestern gewesen. Anders heute; heute wollte er alles vor ihr ausbreiten. Heute wünschte er, dass sie verstand, warum er auf Lord Fraynes Forderungen eingehen wollte.
„Nicole“, er zögerte, suchte nach Worten. „Nicole, ich möchte Ihnen aber alles erzählen.“
Wieder blitzten ihre Augen auf, und dieses Mal war er sich sicher, dass Zorn darin glühte.
„Nun, das ist dann Ihr Pech. Sie ziehen in den Krieg – Sie brauchen gar nicht die Brauen zu heben! – es ist doch quasi so. Wenn ich also nicht an Ihrer Seite kämpfen kann – und Sie haben deutlich gemacht, dass Sie mich nicht dabei haben wollen –, dann will ich über diesen Feldzug lieber nichts erfahren, bis er vorbei ist. Oder finden Sie die Vorstellung so prickelnd, dass ich aus Sorge um Ihren dummen, sturen Kopf schlaflose Nächte verbringe? Fast glaube ich, ja. Ich denke mir, dass es Männer, die in den Krieg ziehen, immer irgendwie tröstet, zu wissen, dass jemand zurückbleibt und für sie betet, um sie trauert, so wie Lydia um ihren Captain.“
„Nicole …“
„Nein! Schluss damit! Andere Frauen mögen dasitzen und warten können, meinetwegen Socken stricken, was weiß ich! Aber ich nicht, Lucas. Nicht ich! Ich kann das nicht, will es nicht! Ich habe wirklich, wirklich lange darüber nachgedacht, und ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht sein kann wie … wie diese …“
Er wunderte sich nicht einmal darüber, dass er ihren Ausbruch mit einem Kuss unterbrach. Anscheinend war ihm beschieden, sie immer nur zu küssen, damit sie den Mund hielt.
Er genoss ihren Zorn, denn es bedeutete, dass sie etwas für ihn empfand, wenn sie es auch niemals ihm – oder sich selbst – eingestehen würde. Und mit ihrem Zorn war ihre Leidenschaft erwacht, sodass sie sich an ihn klammerte und seinen wilden Kuss heiß erwiderte.
Als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang, drückte er sie umso fester an sich, umfing ihren Körper und schob die Hände in die Lücke, die zwischen ihrem Rock und ihrem Jackett entstand, weil sie sich auf die Zehen reckte, um ihm näher zu sein. Nur noch ein duftiges Nichts von Hemdchen trennte ihn von ihrer warmen, weichen Haut, und als er sie dort streichelte, stöhnte sie leise auf und presste sich gegen ihn. Es kostete ihn seine ganze restliche Beherrschung, ihr nicht die Kleider vom Leib zu reißen. Sie musste seine Erregung spüren, und eigentlich hätte ihn sie ob der intimen Nähe empört von sich stoßen sollen.
Doch sie tat es nicht. Nicole tat nie das Erwartete.
Er wusste, sie war unschuldig. So leidenschaftlich sie ihm begegnete, war es doch nicht Wissen, sondern sie folgte einfach ihren Gefühlen, begierig, jede Erfahrung zu kosten, die das Leben ihr bot, und zum Teufel mit der Gesellschaft und ihren Konventionen!
So viel war ihm während seiner schlaflos verbrachten Nacht klar geworden.
Nur eines fragte er sich, verdreht, wie es war, doch immer wieder: Gehörte er für sie einfach nur zu dem Abenteuer?
Sanft schob er sie von sich, um ihr in die nun nicht vor Zorn, sondern vor Erregung dunklen Augen zu schauen. „Nicole, dein Groom wird dich suchen.“
„Mehr hast du nicht zu sagen?“
„Nein, da gibt es nichts zu sagen. Ich muss mit Rafe sprechen.“
„Warum?“
Über ihre
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