Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
wollte demonstrativ zeigen, dass ich anderes im Sinn hatte, als meinem momentanen Mitgefühl für das einfache Volk Taten folgen zu lassen. Verstehst du? Umso besser konnte ich die schmutzige Arbeit für ihn erledigen. Also benutzte ich dich, um Spuren zu verwischen.“
„Wenn du dich erinnerst, war ich nicht unwillig.“ Sie drückte seine Hand. „Du brauchst mir nicht mehr zu erzählen. Habe ich recht? Du brachtest es nicht fertig, Fraynes Auftrag zu erfüllen, oder?“
„Nein, ich brachte es nicht über mich, weder für meine Eltern noch für meinen Wunsch nach Rache. Als mir im ‚Broken Wheel‘ diese Erkenntnis dämmerte, bedachte ich zu meinem Pech die Folgen nicht. Und so sitzen wir hier mit Lord Fraynes gefährlich ehrgeizigen Plänen. Aber komm“, er warf einen Blick auf die Uhr, „wir müssen los, wir reden in der Kutsche weiter.“
Sie stand auf, nahm dann jedoch die Serviette und wickelte ein paar Scheiben Fleisch, Brot und Käse hinein und reichte ihm das Päckchen. „Nimm das mit. Mir scheint, mein Appetit kehrt zurück. Weißt du, du hattest mich ganz schön erschreckt. Ich fürchtete schon, ich würde dich nach deiner Beichte verabscheuen müssen.“
„Das könnte noch kommen, denn du weißt noch nicht alles. Oh, und so hinreißend du auch aussiehst damit, willst du nicht die Schürze abnehmen?“
Sie sah an sich herab, dann lächelte sie koboldhaft. „Oder eine neue Mode einführen! Aber nein, ich habe Charlotte versprochen, mich nicht danebenzubenehmen, wenn ich Mrs Drummond-Burrell vorgestellt werde.“
Er führte sie durch den Küchentrakt wieder hinaus zu den Stallgebäuden, wo der Wagen wartete. Während sie sich nebeneinander in die weichen Polster fallen ließen, lachte Nicole entzückt auf. „Du weißt, was dein Groom und dein Kutscher jetzt von uns glauben?“
„Ich kann es mir denken. Und das amüsiert dich?“
„Ja, weil deine Dienstboten vermutlich anders über deine amourösen Fähigkeiten denken werden, wenn sie erst das Tablett mit den Speiseresten gefunden haben.“
„Ah, und das amüsiert dich!“ Nun verstand Lucas ihre Art Humor besser. „Nicole“, fuhr er fort und wandte sich ihr zu, um sie anzusehen, konnte jedoch im Dunkeln nur die weiche Linie ihrer Wange erkennen, „ich danke dir noch einmal dafür, dass du mich nicht verurteilst, für das, was ich beinahe getan hätte, doch du kennst noch nicht die Folgen meines Fehlers.“
„Aber sicher; Lord Frayne schäumt vor Wut, vielleicht fürchtet er sogar, dass du seine Pläne durchkreuzen könntest. Er muss übrigens unglaublich arrogant oder unglaublich dumm sein, weil er sie dir überhaupt verriet. Und wie stellen wir es nun an? Ich meine, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen.“
„Wir?“
„Ja, natürlich. Warum sonst hättest du mir das alles erzählt? Du wirst meine Hilfe doch jetzt nicht mehr ablehnen, oder?“
„Willst du nicht wissen, warum ich es dir letztendlich erzählt habe?“
„Dann sag es mir.“
„Zuerst muss ich dich bitten, mir zu sagen, was du über den Tod deines Onkels und seiner Söhne weißt.“
Sie riss die Augen auf. „Warum interessierst du dich dafür?“
Herrgott, das würde nicht leicht werden. Bisher hatte sie nicht so reagiert, wie er befürchtet hatte, als er seine Dummheit vor ihr ausbreitete. Vermutlich empfand sie dies alles als das Abenteuer, das zu suchen sie nach London gekommen war. Nun aber war seinetwegen ihre Familie darin verwickelt.
„Weil du nun da hineingezogen wurdest. So dumm ist Frayne nicht, um mein Interesse an dir nicht zu bemerken.“
„Du meinst, er sah, dass du mich wie ein Mondkalb angestarrt hast. Ich ahnte ja nicht, wie überzeugend du warst!“
„Nicole, das ist kein Spaß! Es ist todernst. Mir kann er kaum mehr antun, als was meiner Familie schon widerfuhr, deshalb droht er nun, deine Familie zu ruinieren, wenn ich wage, ihm auf irgendeine Weise in die Quere zu kommen. Und er steckt nicht allein in dieser Geschichte, was bedeutet, wenn ich seine Absichten in Regierungskreisen melde, könnte per Zufall einer seiner Mitverschwörer davon erfahren.“
Nicole schwieg einen Moment und schaute ihn nur eindringlich an. „Dein Treffen heute Nachmittag mit Rafe – da ging es nicht um meine Hand, sondern um Fraynes Drohung!“
„Genau. Aber jetzt sag mir, was du über die Sache mit deinem Onkel weißt.“
„Rafe hat nichts dazu gesagt?“
„Nur, dass der Duke und seine Söhne bei einem Sturm ertranken.“
Sie wich
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