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Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen

Titel: Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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sanft. Er ließ sie los und stand auf. Er konnte nicht still sitzen.
    „Ich habe keinen Hunger mehr.“ Sie sah ihn fest an. „Lucas, erzähl mir nur das, was ich deiner Meinung nach wissen muss, nicht mehr. Und danke, dass du mir schon so viel erzählt hast. Es kann dir nicht leichtgefallen sein. Und ich verspreche, ich werde nie einer Menschenseele etwa davon weitersagen.“
    Ihr Bruder dachte, sie sei noch ein Kind? Nein, sie war zwar jung, doch sie war nicht blind, war vertraut mit seelischer Pein, und das hatte sie reifen lassen.
    „Danke. Was ich dir jetzt allerdings noch erzählen werde, könnte leider deine Meinung über mich ändern. Als man mir vergangene Woche den Namen des Mannes anbot, der meinen Vater des Verrats bezichtigt hatte, griff ich natürlich mit beiden Händen zu. Ich versprach, im Gegenzug etwas zu tun, das mir anfangs weder Zweifel noch auch nur einen Hauch von Gewissensbissen verursachte. Ich bin nicht gerade stolz auf das, was ich tun wollte, und auch nicht darauf, dass ich dich, wenn auch nur am Rande, mit da hineinzog.“
    Verwundert schaute Nicole ihn an. „Ich verstehe dich nicht.“
    „Ich will dir die öden Einzelheiten ersparen und auf den Punkt kommen. Letzte Woche im Klub hielt ich nach einer Diskussion über die augenblicklichen Zustände plötzlich, zu meiner eigenen Verblüffung, einen leidenschaftlichen Vortrag darüber, wie sehr viele unserer Mitmenschen unter den quälenden Folgen des Krieges, des elenden Wetters, des Nahrungsmangels und der hohen Getreidepreise leiden, und prophezeite, dass es hier in London und vielleicht in ganz England zu Aufruhr kommen könnte, wenn die Regierung nicht ein Hilfsprogramm auflegt.“
    Nicole nickte. „Wir sahen ja diese armen Veteranen letztens.“
    „Ja, genau. Lord Frayne hörte mich, fand, dass ich ihm nützlich sein könnte, und bot mir, wenn ich ihn unterstützte, den Namen des Mannes, der meinen Vater damals beschuldigt hatte. Ich sollte ihm einen Dienst erweisen, und wenn das erfolgreich abgeschlossen war, würde Frayne mir den Namen nennen.“
    Als Nicole, ein wenig bleich geworden, schwieg und nur die Zähne in ihre Unterlippe grub, fuhr er rasch fort. Er schilderte ihr, wie er zugestimmt hatte, sich in eine Versammlung einzuschleichen wie die dieser Bürger für Gerechtigkeit , von der sie ja schon gehört hatte. Dort sollte er die Anwesenden mit einer flammenden Rede dazu anzustacheln, sich zusammenzurotten und Aufruhr zu üben, und damit Lord Frayne und seinen Gesinnungsgenossen den Grund dafür liefern, strengere Gesetze durchzudrücken und das Volk die eiserne Hand der Regierung spüren zu lassen.
    Und schlimmer noch. Beinahe zu spät hatte er erkannt, dass Frayne ihn als Werkzeug benutzen wollte, um einen persönlichen Feind auszumerzen. Denn indem er den Namen preisgab, wäre er vermutlich eine Person losgeworden, die ihm auf seinem Weg zu höchster Macht im Wege stand.
    „Was hättest du denn getan, Lucas, wenn du den Namen bekommen hättest? Wolltest du den Mann töten? Es klingt ja, als hätte Frayne genau das erwartet.“
    „Er wird mit einem Duell gerechnet haben, ja, das wäre die offensichtliche Lösung. Und ich bin kein schlechter Schütze. Natürlich wäre mir, wenn ich den Mann getötet hätte, nur die Flucht aufs Festland geblieben, doch um meinen Vater zu rehabilitieren und meiner Mutter Seelenfrieden zu schenken, wäre mir der Preis nicht zu hoch gewesen. Ich war wirklich darauf eingerichtet.“
    Wagte er hinzuzufügen, „bis ich dich traf“? Nein, das wäre eine zu große Last für sie.
    Sie nickte. „Ich verstehe, Lucas, ich hätte genauso gehandelt. Was deinem Vater angetan wurde, war nichts anderes als Mord. Dieser Unbekannte verdient den Tod. Was wäre dir anderes übrig geblieben?“
    „Wann lerne ich endlich, dass du manches sein magst, aber bestimmt kein Hasenherz.“
    „Nein, das bin wohl nicht. Oft genug habe ich gesagt, wie viel lieber ich ein Mann wäre. Aber das gehört nicht hierher. Erzähl weiter.“
    Lucas setzte sich wieder neben sie und nahm ihre Hand. „Ich ging wirklich an jenem Abend zum ‚Broken Wheel‘, immer noch bereit, mein Versprechen zu erfüllen. Ich hörte, wie die von Frayne eingeschleusten Männer mit ihren aufwiegelnden Reden sich bei den Versammelten anbiederten. Frayne war es wichtig, dass ich so harmlos wie möglich auftrat, deshalb hatte ich dich ja gebeten, mitzuspielen. Ich wollte von der Aufmerksamkeit, die meine vorherige Rede erregt hatte, ablenken,

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