Wandel
sich tief ins Fleisch und setzte es in Brand. Wieder wand sich das riesige Monster vor Schmerz, auch diesmal, ohne einen Laut von sich zu geben. Nur der Ghettoblaster-Herzschlag legte noch einen Zahn zu, als das Biest stürzte, Mouse loslassen musste und sich zuckend am Boden wälzte.
Als ich aufstehen wollte, trug mich das verletzte Bein nicht mehr. Völlige Kraftlosigkeit ließ mich die Arme senken, ich konnte einfach nicht mehr. Unfähig, mich zu bewegen, keuchend und vollkommen hilflos lag ich da, während Mouse sich langsam und mit hängender Zunge schwankend aufrappelte. Hinter mir ächzte jemand. Unter großen Schmerzen drehte ich den Kopf – Thomas setzte sich gerade auf, die rechte Schulter seltsam verdreht, die Kleidung nur noch Fetzen. Direkt unter dem Bauchnabel ragte ihm ein Metallstück aus dem Unterleib, und seine eine Gesichtshälfte war blutverschmiert, wobei das Blut ein wenig zu blass war, um das eines Menschen zu sein.
„Thomas!“, rief ich laut. Besser gesagt: Ich versuchte zu rufen, aber rings um mich schien sich ein Tunnel gebildet zu haben, der jeden Laut bis zur Unkenntlichkeit verzerrte. „Steh auf, Mann!“
Er warf mir einen verständnislosen Blick zu: Anscheinend hatte sein Kopf mehr abbekommen, als man auf den ersten Blick annehmen mochte.
Das Monster wand sich inzwischen langsamer, und auch der Trommelschlag seines Herzens wurde wieder gleichmäßiger. Je mehr es sich entspannte, je ruhiger es dalag, desto genauer konnte ich es mir anschauen. Bisher hatte ich es nur in rasend schneller Aktion erlebt und keine Einzelheiten ausmachen können.
Eins war schon mal klar: Das Vieh war groß, bestimmt so groß wie ein ausgewachsener Bulle, und roch auch nach Rindfleisch – was allerdings daran liegen mochte, dass ich es gerade einen Tick zu lange hatte braten lassen. Der Körper war ziemlich eigenartig konstruiert: das Biest konnte sich auf zwei Beinen ebenso schnell und effektiv fortbewegen wie auf allen Vieren. Sein Fleisch war schwarz und schwammig, ähnlich wie das eines Vampirs des Roten Hofes in seiner wahren Gestalt, und der Kopf zeigte eine gewagte Mischung aus Gesichtszügen: teils Mensch, teils Jaguar, teils Krokodil. Oder Schwein? Wie auch immer: Das Gesicht war einheitlich schwarz, einschließlich der Augen, der Zunge und des Mundes.
Gerade machte es Anstalten aufzustehen – trotz der Prügel, die ich ihm vor ein paar Sekunden verpasst hatte.
„Thomas!“ Meine Stimme klang hoch und pfeifend.
Kopfschüttelnd richtete das Monster schwarze Augen, die Augen des Todes, auf mich und kam auf mich zu, wobei es nur kurz einmal Halt machte, um mit einer raschen Geste meinen immer noch benommenen Hund aus dem Weg zu schleudern. Mouse landete in einer Rolle vorwärts, versuchte, auf die Beine zu kommen, schien aber sein Gleichgewicht nicht finden zu können.
Kraftlos hob ich den Sprengstock, um mich zu wehren. Aber ich war einfach zu fertig, in mir war kaum noch ein Funken Saft. Der Sprengstab brachte gerade mal eine müde Dampfwolke zuwege.
Da segelte aus dem Nichts ein Stein herbei und traf das Biest direkt auf die Nase.
„He!“, schrie Molly. „He, Captain Asphalt! He, Teerbaby! Hier bin ich!”
Das Monster und ich drehten gleichzeitig die Köpfe. Keine zwanzig Meter entfernt holte Molly, voll sichtbar, gerade aus, um einen weiteren dicken Stein zu werfen, der von der breiten Brust des Monsters abprallte. Dessen Herzschlag legte sofort einen Zahn zu, wurde schneller und lauter.
„Los, mein Hübscher!“, schrie Molly. „Jetzt spielen wir. Nur du und ich.“
Sie wandte dem Biest ihre Kehrseite zu, wackelte aufreizend mit den Hüften und tat so, als würde sie sich selbst den Hintern versohlen. „Komm schon, hol dir was Schönes!“
Das Monster spannte die Muskeln und sprang los, auch diesmal wieder so schnell, dass man kaum zusehen konnte.
Molly war weg.
Wo sie eben noch gestanden hatte, bohrte das riesige Biest seine mindestens ebenso riesigen Fäuste zwanzig Zentimeter tief in die Erde.
Aus dem Nichts hörte man hämisches, frohlockendes Lachen, und wieder prasselten dicke Steine auf das Biest ein, diesmal von links. Es war inzwischen echt wütend. Wieder fuhr es herum, setzte zum Sprung an, um seine Peinigerin zu erwischen – aber die war auch diesmal einfach weg, und das Monster durfte erneut auf den Boden eindreschen. Dann ging es von vorn los: Ein Stein flog, Spötteleien folgten, das Biest griff an – und verprügelte den Boden.
Jedesmal rückte Molly
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