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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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menschliche Unvollkommenheit. Ich spürte den Rhythmus ihres Körpers, spürte ihren Atem, ihren Puls. Ich spürte den Stein unter mir, den uralten Hügel, die Erde des Tales, das uns umgab – und alles pulste im Takt zum Rhythmus, den Mab vorgab. Wolken, die über den Himmel rasten, hellten sich auf, als Mab sich bewegte, bis ich erkennen musste, dass das geheimnisvolle Leuchten um uns die ganze Zeit über nichts anderes gewesen war als eine schwache, gedämpfte Reflektion von Mabs Schönheit, die sie aus Rücksicht auf mich schwachen Menschen verschleiert hatte, damit sie mir nicht den Verstand raubte.
    Als ihr Atem immer schneller ging und mich verbrannte, weil er so rein war, verschleierte sie nichts mehr.
    Sex war das nicht, was wir da trieben, auch wenn es danach ausgesehen haben mag. Man hatte keinen Sex mit einem Gewitter, einem Erdbeben, einem wütenden Wintersturm. Mit einem Berg, einem Eissee, dem eiskalten Wind schlief man nicht.
    Einige Augenblicke lang erkannte ich das ganze Ausmaß von Mabs Macht, und einen flüchtigen Moment lang, während sich unsere zuckenden Körper der Vollendung ihrer Lust näherten, erhaschte ich auch einen kurzen Blick auf das, was ihre Bestimmung ausmachte. Ich schrie. Eigentlich schrie ich sowieso schon eine ganze Weile.
    Dann gesellten sich Mabs Schreie zu meinen, unsere Stimmen wurden eins. Ihre Nägel gruben sich ins Fleisch meiner Brust, Eisbröckchen schoben sich unter meine Haut. Ich sah, wie sich ihr Körper aufbäumte, wie sich die grünen Katzenaugen öffneten, wie sich ihr Blick in meinen bohrte …
    Sie öffnete den Mund. „Mein!“, zischte ihre Stimme.
    Absolute Wahrheit ließ meinen Körper vibrieren wie die Saiten einer Gitarre. Ich zuckte hoch, mein Körper spannte sich.
    Mabs Hände fuhren meine gebrochenen Rippen entlang, in denen ich plötzlich wieder heftig brennenden Schmerz spürte – bis die eisigen Hände sich schlossen. „Mein!“, zischte Mab.
    Erneut verzog sich mein Körper zuckend zu einem Bogen. Jeder einzelne Muskel, so kam es mir vor, wollte sich von den Knochen lösen.
    Keuchend legte Mab die Hände um meine Hüften, ertastete den Punkt, an dem das Rückgrat gebrochen war. Ich schrie und kämpfte, hatte jegliche Kontrolle über meinen Körper verloren.
    Mabs Katzenaugen fingen meinen Blick auf, hielten ihn in ihrer eisigen Kälte gefangen. Ein süßes, schreckliches, eisiges Gefühl durchströmte mich, wo ihre Fingerspitzen lagen. „Mein!“, flüsterte sie, ihre Stimme ganz samtene Liebkosung.
    ***
    „Noch einmal!“, schrie eine Stimme, die mir vage vertraut vorkam.
    Etwas Kaltes, Metallenes wurde gegen meine Brust gedrückt.
    „Zurück!“, rief die gleiche Stimme.
    Ein Blitzschlag, der meinen Körper hochriss, bis er sich aufbäumte, traf meine Brust. Das tat verdammt weh. Ich fing an zu schreien, und noch ehe meine Hüften wieder gelandet waren, hatte ich genügend Kraft beisammen und entfesselte sie mit einem gebrüllten „Hexus!“
    Irgendwer rief etwas, jemand anderes fluchte laut, und überall um mich herum explodierten Funken. Außerdem explodierte auch noch die Glühbirne, die direkt über mir hing.
    Ein paar Sekunden herrschten im Raum Dunkelheit und Stille.
    „Haben wir ihn verloren?“, erkundigte sich Mollys ängstliches Stimmchen. „Harry?“
    „Alles in Ordnung.“ Meine Kehle war unbeschreiblich trocken und rau. „Was zum Teufel treibt ihr hier mit mir?“
    „Dein Herz war stehengeblieben“, sagte die vertraute Stimme, die ich immer noch nicht genau zuordnen konnte.
    Hastig tastete ich meine Brust ab: nichts. Dann den Hals: auch nichts. Erst als meine Finger ihre Suche auf das Spineboard, auf dem ich lag, und von dort aus auf das Feldbett ausgedehnt hatten, entdeckte ich meine Kette und das Pentagramm, immer noch mit dem Rubin darin. Prima Klebstoff. Ich packte die Kette, ließ ein bisschen von meinem Willen hineingleiten, und schon war das Zimmer in kaltes, blaues Licht getaucht.
    „... nur getan, was jeder anständige Leichenbeschauer an meiner Stelle auch getan haben würde.“ Butters – die bekannte Stimme war die von Butters. „Habe dir hiermit eins übergebraten und versucht, dich wiederzubeleben.“ Er streckte mir zwei Elektroden-Pads hin, allerdings ohne Kabel, die wohl zerschmolzen waren. Mein drahtiger, kleiner Freund mit dem wirren, schwarzen Haar, den schmalen Schultern und dem ruhelosen Körper tat, als wolle er die Pads noch einmal einsetzen. „Es lebt!“, verkündete er mit düsterer,

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