Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Herzlich wenig – höchstens Befriedigung darüber, dass es endlich vorbei war, dass die Würfel gefallen waren.
    Soll ich ehrlich sagen, was ich fühlte? Mir war kalt.
    Eine Minute oder eine Stunde später hob die Leanansidhe die Hand und schnippte mit den Fingern. Aus den Nebelschleiern tauchten, so leise wie sie vorhin verschwunden waren, die Diener in den dichten Umhängen auf. Schweigend hoben sie auf, was von Slate noch geblieben war, schweigend trugen sie ihn davon, in den Nebel.
    „Da“, flüsterte ich Mab zu. „Meinen Teil habe ich getan. Jetzt wird es Zeit, dass du den deinen tust.“
    „Nein, Kind“, entgegnete Mab durch Leas Lippen. „Dein Teil hat gerade erst angefangen. Aber sorge dich nicht, denn ich bin Mab, und eher fallen die Sterne vom Himmel, als dass Mab ihr Wort bricht.“ Sie deutete mit dem Kopf auf meine Patin: „Ich gebe dir diese Beraterin mit auf deine letzte Queste, Herr Ritter. Meine Dienerin gehört zu den mächtigsten Wesen in meinem allumfassenden Winter, nur ich bin stärker als sie.“
    „Meine Königin?“ Leas Stimme klang wärmer und träger als die Mabs. „Wie weit erlaubt Ihr mir, frei zu handeln, wie ich es für richtig halte?“
    Auf Mabs Zähnen schien todbringendes Licht zu schimmern, als sie Leas Lippen für sie sprechen ließ: „Du darfst dich ruhig richtig gehen lassen.“
    Leas Mund weitete sich zu einem breiten, gefährlichen Grinsen, das ganz ihr eigenes war, als sie Kopf und Oberkörper vor der Königin des Winters neigte.
    „Nun, mein Ritter“, Mab hatte sich mir ganz zugewandt, sprach aber immer noch durch Leas Mund, „werden wir uns um deinen verletzten Leib kümmern, und du wirst mein werden.“
    Ich musste schlucken.
    Mab entließ Lea mit einer Handbewegung. Die Leanansidhe verbeugte sich ein letztes Mal.
    „Ich werde hier nicht länger gebraucht, Kind“, murmelte sie. „Ich stehe bereit, mit dir zu gehen, sobald du mich rufst.“
    Meine Kehle war inzwischen so trocken geworden, dass Sprechen schwerfiel. „Ich brauche so schnell wie möglich die Sachen, die ich bei dir gelassen habe. Kannst du das arrangieren?“
    „Natürlich.“ Lea verneigte sich auch vor mir, trat ein paar Schritte zurück und ließ sich vom Nebel verschlucken.
    Ich war allein mit Königin Mab.
    „Also.“ Ich räusperte mich in die Stille, die uns umgab. „Ich nehme mal an, es gibt … eine Art Zeremonie für uns beide?“
    Mab trat dichter an mich heran. Keine riesige, einschüchternde Gestalt, nein, sie war um einiges kleiner als ich und sehr schlank. Aber sie bewegte sich mit so absolutem Selbstvertrauen, dass kein Zweifel darüber bestehen konnte, wer hier Beute und wer Raubtier war. Ich wich zurück – eine spontane Reaktion, die ich ebenso wenig unterdrücken konnte wie das Zittern in der Kälte dort beim Steintisch.
    „Aber wie sollen wir Schwüre tauschen, wenn du nichts sagst?“ Meine Stimme klang trostlos, hoch und zittrig. „Hm. Oder regeln wir das durch Papierkram?“
    Bleiche Hände krochen aus dem Umhang, um die Kapuze zurückzuschieben. Ein rasches Kopfschütteln, und weiße, sehr helle Locken, bleicher als das Mondlicht oder die Haut des toten Lloyd Slate, quollen hervor.
    Mir verweigerte erst einmal meine Stimme den Dienst. Meine nackte Hüfte stieß gegen den Steintisch hinter mir, und da mir die Knie zitterten, setzte ich mich rasch.
    Mab kam weiterhin mit schwingendem Schritt auf mich zu. Der Umhang glitt ihr von den Schultern, tief, immer tiefer …
    „Du …!“ Ich wandte den Blick ab. „Ist dir nicht kalt?“
    Leises Gelächter perlte zwischen ihren Lippen hervor, die gefrorenen Waldbeeren glichen. Wenn Mab ärgerlich war, vermochte ihre Stimme lebendem Fleisch körperlichen Schaden zuzufügen. Dieselbe Stimme, brodelnd vor Verlangen, stellte ganz andere Dinge mit einem an.
    Das mit der Kälte wurde zur geringsten meiner Sorgen.
    Als Mab ihren Mund auf meine Lippen legte, gab ich jeglichen Versuch auf, noch etwas sagen zu wollen. Was sie im Sinn hatte, war keine Zeremonie, sondern ein Ritual, und zwar eines, das so uralt war wie Himmel und Erde, Tiere und Vögel.
    Was nach dem Kuss geschah, habe ich etwas unscharf in Erinnerung.
    Unvergesslich ist mir Mabs Leib über mir, rein, kalt, weich, ganz Weiblichkeit in höchster Perfektion. Mir fehlen die Worte, ihn zu beschreiben. Übernatürliche Schönheit. Elfengleiche Grazie. Animalische Sinnlichkeit. Als ihr Körper auf meinem lag, mischte sich unser Atem, mischten sich süße Kälte und

Weitere Kostenlose Bücher