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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Feuerspeer hatte ich das Biest wahrscheinlich in zwei Teile zerlegt oder seine Körpermasse anderweitig halbiert, und es wand sich jetzt als qualmendes Häuflein unter Höllenqualen auf dem Boden und konnte nichts anderes mehr tun als schreien.
    Was mir sehr recht war.
    „Wir stehen hier nicht einfach so rum, oder?“, fragte Tilly.
    Durch die Luftschächte und Kamine drangen gleichzeitig und einander überlagernd zwei außerordentlich laute Schreie. Sie waren nicht nur schriller als alles, was wir bislang gehört hatten, sie dauerten auch länger. Kurz darauf heulte zur Antwort ein ganzer Chor etwas leiserer Schreie.
    Wahrscheinlich waren das die Eebs, die als Generäle den Überfall koordinierten und ihre Leute gerade dorthin dirigierten, wo ein verletztes Mitglied der Truppe sich lautstark bemerkbar machte.
    „Nein, wir stehen nicht einfach so rum“, antwortete ich. „Ihr drei verduftet. Folgt Murphy, und wenn ihr hier lebend rauskommen wollt, solltet ihr verdammt noch mal tun, was sie sagt.“
    Murphy schnitt eine Grimasse. „Sei vorsichtig, Dresden.“
    „Du auch“, sagte ich. „Wir sehen uns in der Kirche.“
    Sie nickte mir zu, winkte Tilly, und die beiden schleppten Rudolph hinter sich her einen Flur entlang, der zu einem der seitlichen Treppenaufgänge führte. Wenn wir Glück hatten, hatten die Eebs gerade ihre gesamten Truppen hierher beordert, wo wir sie erwarteten. Wenn nicht, rechnete ich trotzdem fest damit, dass Tilly und Murphy es höchstens mit einem vereinzelten Wachposten zu tun bekamen, wobei die Chancen für Murph, damit klarzukommen, fünfzig zu fünfzig standen. Das mochte nicht nach viel klingen, war aber deutlich mehr, als sie zu erwarten gehabt hätten, wären sie bei uns geblieben.
    Susan sah den dreien nach. „Mit dir und Murphy ist das nie was geworden?“
    „Das fragst du mich jetzt?“, verlangte ich zu wissen.
    „Soll ich uns dafür in unserer so reichlich bemessenen Freizeit eine schöne Tasse Tee machen?“
    Ich verdrehte die Augen. „Nein, Karrin und ich hatten nie was miteinander.“
    „Warum nicht?“
    „Jede Menge Gründe. Schlechtes Timing, andere Beziehungen, du weißt schon.“ Ich holte tief Luft. „Pass jetzt sehr gut auf. Ich muss was abziehen, was nicht gerade leicht ist.“
    „Gut.” Susan wandte sich wieder der Düsternis zu, das Tischbein schlagbereit in der Hand.
    Es wurde Zeit für ein kleines Täuschungsmanöver. Ich schloss die Augen und bündelte meinen Willen.
    Trugbilder stellten einen faszinierenden Zweig der Magie dar. Es gab zwei Möglichkeiten, sie zu erzeugen. Bei der ersten schuf man ein Bild und projizierte es in den Kopf eines anderen, wo es nicht eigentlich als sichtbares Objekt auftauchte, aber dem anderen Hirn signalisierte, dass da etwas war, und zwar in Lebensgröße, ein Phantasma. Mit dieser Methode bewegte man sich hart am Rande der Gesetze der Magie, sie konnte aber höchst effektiv sein.
    Die zweite Methode bestand darin, eine Art Hologramm zu erschaffen – ein wirklich sichtbares Objekt oder Wesen. Das war schwieriger und erforderte unter anderem wesentlich mehr Energie, und während man das Phantasma am Laufen hielt, indem man den Verstand dessen nutzte, in dessen Hirn man es projiziert hatte, musste man das Bild bei der Holomantie auf die harte Tour selbst aufrechterhalten.
    Murphys Bild in meinem Kopf zu fixieren war einfach. Auch Rudolph gelang mir auf Anhieb, obwohl ich gern zugebe, dass ich ihn vielleicht ein wenig dünner und buckliger schuf als das Original. Meine Holomantie – meine Regeln.
    Tilly entpuppte sich als schwierigster Brocken. Ich brachte ihn immer wieder mit dem einen Schauspieler aus Akte X durcheinander, weswegen das Endresultat irgendwie magisch wurde. Aber ich war ja schließlich in Eile.
    Endlich hatte ich meine drei Bilder, so gut ich es eben schaffte, im Kopf beisammen und konnte mich daran machen, mit Hilfe meines Willens und ein bisschen Seelenfeuer mein Trugbild zu erschaffen.
    Im Grunde war Seelenfeuer keine vernichtende Kraft, vielmehr das genaue Gegenteil. Obwohl ich es auch beim Kämpfen einsetzte, um Offensivzaubern größere Kraft zu verleihen, verhalf es mir eher zu Brillanz, wenn ich damit Dinge erschuf.
    „Lumen, Camerus, Factum“, zischte ich und schickte Energie in die mentalen Bilder. Die Hologramme Murphys, Tillys und Rudolphs erwachten schimmernd zum Leben – so real, dass sie mir selbst wie Materie vorkamen.
    „Sie kommen!“ Susan drehte sich zu mir um und wäre fast aus

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