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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sein. Nur ein Viertel meiner Explosionen trafen, während der Rest gegen das grüne Feuer des Erlkönigs prallte, wo es zischend grell aufzuckte. Das Adrenalin schärfte meine Sinne, ich hörte und sah alles um mich herum kristallklar, rein und kalt – und plötzlich wusste ich, wo mein Gegner am verwundbarsten war.
    Der Ick humpelte. Obwohl man das auf den ersten Blick kaum sah, da er sowieso sehr merkwürdig lief, erkannte ich jetzt deutlich, dass er eine Seite seines Körpers stärker belastete als die andere. Ich wagte mich ziemlich dicht an ihn heran, was mich beinahe den Kopf gekostet hätte, als seine Faust unversehens nach mir griff, mir aber neue Einsichten bescherte: Das eine Hinterbein des Ick hatte unlängst eine Verletzung erlitten. Die Wunde saß tief unten an der Kehrseite seines Schenkels, das dunkle Fleisch wirkte übel zugerichtet, die Haut darüber ganz verzerrt. Bei menschlicher Haut und menschlichem Gewebe hätte ich sofort an schwere Verbrennungen gedacht – nur dass in diesem Fall glühend heiße, spitze Gegenstände die Verbrennungen verursacht hatten. Das sah verdächtig nach Mouses Zähnen aus. Anscheinend hatte der Foo-Dog bei der Stierkampfnummer mit Molly und Thomas zupacken und dem Ick eine empfindliche und dauerhafte Verletzung verpassen können. Deshalb hatte sich das Biest an jenem Abend zurückgezogen. Wäre es geblieben und Mouse hätte noch einmal zubeißen können, dann hätte sich das Monster nicht mehr rühren können. Was hatte Thomas an dem Abend gesagt? Zwei Beine musste man ausschalten, dann war alles gelaufen.
    „Na dann, Großer!“, rief ich laut in die Runde. „Diesmal kannst du nirgends hin.“
    Ein Teil meines Verstandes funktionierte alles in allem noch ziemlich normal und fand diese Bemerkung leicht durchgeknallt, möglicherweise sogar dumm. Denn immerhin jagte der Ick hier michund nicht umgekehrt. Wenn er mich einmal mit diesen riesigen, krallenbewehrten Klauen traf, würde er die Knochen im entsprechenden Körperteil in Brei verwandeln. (Mit einer möglichen Ausnahme: mein Schädel. Meiner Meinung nach deuteten alle Anzeichen darauf hin, dass irgendwer irgendwann mal meinen Schädel ohne mein Wissen mit Adamantium aufgerüstet hatte.)
    Ich duckte mich, ich rannte, ich schoss um mich, was das Zeug hielt, ahnte aber bereits, dass ich dieses Tempo nicht endlos würde durchhalten können. Der Ick musste den einen oder anderen Schlag einstecken. Vielleicht schaffte ich es ja auch, ihn noch langsamer zu machen, aber unter dem Strich reichte das einfach nicht aus. Von Umbringen konnte jedenfalls keine Rede sein.
    Es lief eigentlich alles auf eine recht simple Frage hinaus: Wer war besser, der Ick im Einstecken oder ich im Austeilen? War der Ick besser als ich, dann lebte ich nur noch auf Pump und zahlte mit der Magie, die ich kontinuierlich in hohen Mengen auf das Biest abfeuerte, ziemlich deftige Zinsen.
    Aber ehe sich diese Frage beantworten ließ, änderte sich die ganze Ausrichtung des Kampfes.
    Der Ick setzte mir weiter zu, was ihm allerdings Schmerzen zu bereiten schien. Einmal hätte er mich um ein Haar erwischt. Ich entkam in letzter Sekunde, stolperte, wäre fast hingefallen, fing mich in mehreren kleinen Drehschritten, rannte weiter. Der Ick drehte sich um, wollte mir folgen – dabei wandte er der fettigen Rauchwolke den Rücken zu, und Susan kam herausgeschossen.
    Ihre Tätowierungen waren nicht mehr schwarz, sondern leuchteten tiefrot. Sie bewegte sich vollkommen lautlos und ebenso anmutig. Ohne einen Laut holte sie mit dem Tischbein gegen das Kniegelenk des Monsters aus – noch dazu bei seinem unverletzten Bein – und traf es seitlich. Der Ick hatte mit diesem Angriff weder gerechnet, noch hatte er ihn kommen sehen.
    Es krachte erschreckend laut, als ginge ein frisch gefällter Baum zu Boden oder als hätte jemand eine Salve aus einem Kleinkalibergewehr abgefeuert. Der Stahl trieb das Kniegelenk des Ick nach innen, bis sein ganzes Bein in einem Winkel von dreißig Grad eingeknickt war.
    Der Ick brüllte lautstark seinen Schmerz heraus, holte jedoch gleichzeitig zu einem Rückwärtstritt aus, der Susan, obwohl sie das Monster überrumpelt hatte und es eigentlich schon halb am Boden lag, drei Meter weit schleuderte. Klirrend fiel ihr der Stahlknüppel aus der Hand, überschlug sich ein paarmal mit leisem Scheppern wie ein kleiner Gong und landete in den Flammen des Kreises.
    Die heißen grünen Flammen zerteilten das Tischbein säuberlicher, als es ein

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