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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hochwertiger Schneidbrenner hätte tun können. Rauchfähnchen in den Farben Bernstein, Lila und Kupferrot zeigten sich kurz in den Flammen, dann rollte das abgetrennte Ende wieder aus dem Feuer heraus und blieb mit weißglühender Unterseite auf dem Steinboden liegen.
    Das alles nahm ich nur aus den Augenwinkeln wahr, aber man darf nicht vergessen, wie scharf meine Sinne geworden waren.
    Susan war unglücklich aufgekommen und lag mit verdrehtem Rückgrat reglos da.
    Der Anblick versetzte mir einen solchen Schock, dass ich mich einen Moment lang nicht zu rühren vermochte. Zeit genug für meinen Gegner, aufzuholen, mit einer einzigen Bewegung die Krallen in mich zu schlagen und mich sechs Meter weiter quer durch den Kreis zu schleudern.
    Die Zauber in meinem Mantel taten wieder mal hervorragende Dienste und verhinderten das Schlimmste, was die direkten Auswirkungen der Monsterkrallen betraf. Aber diesmal war der Ick nicht nur über mich gestolpert, sein Schlag hatte mich nicht einfach eben mal gestreift: Er hatte voll zugeschlagen und getroffen, und zwar mit der Wucht eines Presslufthammers – mit einem solchen Schlag hatte er wahrscheinlich dafür gesorgt, dass mein kleiner blauer Käfer und der schicke Sportwagen meines Bruders zu einer einzigen Stahlmasse wurden. Mit anderen Worten: Das war genau der Schlag, vor dem ich mich gefürchtet hatte. Als mein Körper auf den Boden krachte und erregte Kobolde heftig Beifall brüllten, überkam mich eine Art stoischer Ruhe.
    Ich war ein toter Mann, so einfach war das. Blieb eigentlich nur die Frage, ob ich lange genug leben würde, um mitzubekommen, wie der Schock nachließ und der Schmerz einsetzte. Ach ja: Ich musste mich noch entscheiden, wohin ich meinen Todesfluch richten wollte.
    Ich landete also auf dem Boden, rollte noch ein bisschen mit schlapp herumwirbelnden Armen und Beinen weiter, bis ich schließlich mit verdrehter Hüfte auf dem Rücken liegen blieb. Der Ick warf den Kopf zurück und ließ den Teekessel mächtig gurgeln. Sein Herzschlag ähnelte surrealem Donnerschlag, und mir war mit einem Mal so kalt, als sei ich in einer Pfütze mit Eiswasser gelandet. Dem Ick waren jetzt deutlich die Schmerzen anzusehen, unter denen er litt, aber er rückte erbarmungslos vor, hob sich heulend auf die Hinterbeine, die Vorderbeine nach oben gereckt, zum letzten, entscheidenden Schlag, der mir den Schädel zertrümmern sollte. Ein Stimmchen in meinem Kopf mahnte den Todesfluch an. Viel Zeit dafür blieb mir nicht mehr.
    Aber da meldete sich eine andere Stimme, dröhnend und wütend, die gegen meine Resignation anbrüllte, die ganze absurde Situation nicht wahrhaben wollte. Bilder von Maggie huschten mir durch den Kopf, die wenigen, die ich von meiner Tochter gesehen hatte. Sie mischten sich mit Bildern fürchterlicher Folterszenen, zeigten mir, was Arianna mit meiner Tochter anstellen würde, wie die Kleine starb. Maggie. Wenn ich hier verreckte, gab es niemanden, der sie dem Dunkel entreißen konnte.
    Ich musste es einfach versuchen.
    Also donnerte ich beide Fäuste gegen das relativ unverletzte Bein des Ick und schlug mit jedem mir noch verbliebenen Energiering voll zu.
    Für einen Außenstehenden musste das so ausgesehen haben wie einer dieser Doppelfaustschläge im Kung-Fu, obwohl meine Fäuste eigentlich nichts weiter taten, als sich eine neue Sammlung Abschürfungen und kleinerer Narben zuzulegen. Die Energie in meinen Ringen jedoch fegte dem Ick das Bein unter dem Körper weg, und das Biest kippte um.
    Mit einer verzweifelten Seitenrolle in letzter Sekunde gelang es mir, nicht unter dem gigantischen Körper zerquetscht zu werden, als das Monster schrill pfeifend zu Boden ging.
    Nur weil ich eben noch flach auf dem Rücken gelegen und nach oben geschaut hatte, wusste ich jetzt endlich, wie ich es umbringen konnte.
    Ich hob meinen Sprengstock und richtete ihn dorthin, wo sich weit über uns in den Schatten kaum sichtbar die Decke der Halle befand. Es war die natürliche, unbearbeitete Decke einer Höhle, nur den Boden hier in der Halle hatte man geglättet, um den Anforderungen eines königlichen Speisesaals gerecht zu werden. Über uns hingen Stalaktiten, so groß wie Stadtbusse. Ein rascher Blick in die Runde – Susan befand sich auf der anderen Seite des Kreises, weit genug von dem Stalaktiten entfernt, den ich gleich herunterholen wollte.
    Dann schleuderte ich meine Angst und meinen Zorn auf den Ursprung eines riesigen Fangzahns aus Stein, der fast direkt über

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