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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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verspeisen.
    „Was zur Hölle …?“ sagte Susan und sah sich verwirrt um.
    „Hehe“, sagte ich. „Das ist das Bass Pro in Bolinbrock. Glaube ich. Wäre auch irgendwie logisch, nehme ich mal an.“
    „Das meinte ich nicht“, sagte sie ungeduldig. „Sieh doch!“
    Ich folgte ihrem Blick zu einer großen Uhr an der hinteren Wand des riesigen Ladens.
    Die verkündete, es sei einundzwanzig Uhr dreißig.
    Dreißig Minuten nach dem Zeitpunkt, den wir für den Aufbruch nach Chichén Itzá angesetzt hatten.
    „Wie kann das sein? Wir waren da doch höchstens eine halbe Stunde. Hier – nach meiner Uhr ist es vierzehn Uhr.“ Susan hielt mir ihre Armbanduhr hin.
    Mein Herz begann zu rasen. „Herrjemine, daran habe ich überhaupt nicht gedacht.“
    „Woran?“
    Ich ging mit Riesenschritten los. Susan warf ihren Knüppel hinter ein Regal und folgte mir. Wir müssen ein allerliebstes Paar abgegeben haben, beide abgerissen und mit blutenden Schnittwunden und Kratzern übersät. Die paar Einkäufer, die so spät noch unterwegs waren, blieben stehen, um uns anzustarren, aber niemand schien bereit, uns anzusprechen.
    „Manchmal vergeht die Zeit im Niemalsland anders als hier“, sagte ich. „Jeder kennt doch die Geschichten von irgendeinem Depp, der kurz mal mit den Feen die Nacht durchgefeiert hat und dann in einem ganz anderen Jahrhundert aufwachte – das passiert wegen dieser Zeitsache.“ Noch ein Mosaiksteinchen schob sich in eine Lücke, in der ich es gar nicht haben wollte. „Verdammt!“
    „Was?“, fragte Susan.
    „Bis Chichén Itzá brauchen wir drei Stunden“, flüsterte ich. „Wir schaffen es nicht bis Mitternacht.“ Bleikugeln begannen, sich in meinem Magen, auf den Schultern und in meinem Nacken zu sammeln. Ich senkte den Kopf, einen bitteren Geschmack im Mund. „Wir kommen zu spät.“

38. Kapitel
    N ein!“, widersprach Susan erregt. „Die Monster organisieren ihre Rituale nicht nach koordinierter Weltzeit, die arbeiten nach den Sternen. Wir haben nur eine ungefähre Zeitangabe, es könnte auch nach Mitternacht passieren.“
    Oder eine halbe Stunde davor – aber das ließ ich lieber ungesagt. Susan hatte ja recht, meldete mein Verstand – auch wenn mein Bauch das anders sah und ein Stimmchen irgendwo in meinem Ohr ständig etwas von Niederlage faselte. Ich zwang mich, nicht hinzuhören.
    „Gut.“ Ich nickte. „Aber trotzdem sollten wir uns beeilen. Wir müssen in die Kirche und die anderen abholen.“
    Susan nickte und sagte: „Das dauert maximal eine halbe Stunde, wenn uns der Verkehr keinen Strich durch die Rechnung macht.“ Sie wirkte nach wie vor optimistisch.
    „Wenn man ein Auto hat, was leider auf uns nicht zutrifft.“
    Susan grinste. „Wir haben da drüben einen ganzen Parkplatz voll. Das passt doch ganz gut.“
    Ich hielt ihr die Ladentür auf und folgte ihr hinaus auf den Bürgersteig, wo mich um ein Haar eine alte, grüne Stretchlimousine überfahren hätte, deren Heckflossen, langgezogene Motorhaube und chromglänzender Kühler sie als Produkt der extravaganten Jahre gleich nach dem Zweiten Weltkrieg auswiesen. Das glänzende Gefährt hielt mit quietschenden Bremsen, und der Fahrer stieg aus, ein mittelgroßer, schlanker junger Mann in einem schlichten schwarzen Anzug und von überaus angenehmer Gesamterscheinung, der gut als Schauspieler oder Model hätte durchgehen können. Wenn ich es recht bedachte, sah der Typ für einen gewöhnlichen Sterblichen viel zu gut aus.
    Kaum war mir dieser Gedanke durch den Kopf geschossen, als sich mir der hübsche Jüngling auch schon als das präsentierte, was er wirklich war: ein junger Sidhe-Fürst in einer smaragdgrünen Tunika mit dunkellila Akzenten und dazu passenden Pantalons, das sonnengelbe Haar zu einem festen, bis über die Taille reichenden Zopf geflochten, die bernsteingelben, katzenartigen Augen wach und aufmerksam. Er hatte mitbekommen, wie ich ihn anstarrte, und gönnte mir eine spöttische kurze Verneigung, ehe er um die Limo herumeilte, um eine der hinteren Türen zu öffnen.
    Die Leanansidhe saß hinten auf der Fahrerseite und musste sich weit vorbeugen, um mit mir reden zu können. Sie sah genervt aus. „Hier finde ich dich endlich! Ein Höflichkeitsbesuch beim Jäger – was hat dich denn geritten? Er hegt einen Grollgegen dich. Weißt du denn nicht, was das bedeutet?“
    Susan war einen Schritt zurückgewichen, sie wirkte gespannt und wachsam. Meiner Patin war das nicht entgangen. Sie schenkte ihr ein Lächeln, bei

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