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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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„Hat zufällig jemand Wasser dabei?“
    „Ich“, meldeten sich Murphy, Martin, Sanya, Molly und Thomas.
    „Damit eins klar ist“, fügte Thomas hinzu, während ich mir wieder einmal ein bisschen blöd vorkam, „ich gebe niemandem was ab.“
    Sanya schnaubte und warf mir seine Wasserflasche zu. Ich streckte Thomas die Zunge heraus, trank und warf die Flasche zurück. Susan trank aus der Flasche, die Martin ihr gab, dann stapften wir mit schweren Schritten weiter. Es war nicht allzu weit von einem Ende Machu Picchus zum anderen, aber der Weg führte die ganze Zeit bergauf, was einem in den Anden einiges mehr abverlangte als in Chicago.
    „So“, sagte ich und blieb neben einer großen, aus mehreren Ebenen bestehenden Erhebung stehen, die wie eine Pyramide im Zikkurat-Stil aussah. Allerdings nur, wenn man die Augen weit genug zusammenkniff und geradewegs nach oben sah. Zikkurat oder absurd große, komplizierte Hochzeitstorte, uns konnte es egal sein, Hauptsache, wir waren hier richtig. Ich sammelte die anderen um mich. „Wenn ich den nächsten Weg geöffnet habe, landen wir unter Wasser. Wir müssen drei Meter im Dunkeln schwimmen. Dann öffne ich das nächste Tor, und wir sind in Mexiko.“ Inzwischen bereute ich die im Reich des Erlkönigs verplemperte Zeit heftig. „Hat jemand an Kletterseile gedacht?“
    Sanya, Martin, Murphy – Sie sehen schon, worauf das hinauslief. Die anderen waren alle besser vorbereitet als ich, dabei hatte bei ihrer Taufe keine Fee Patin gestanden, und sie hatten keine wunderbaren, todschicken Geschenke erhalten. Dafür besaßen sie Grips, was mich auf ernüchternde Art wieder einmal daran erinnerte, was eigentlich zählte.
    Wir seilten uns an, immer hübsch einer an den anderen. Mit Ausnahme meiner Patin, die das Seil verweigerte und bei der Vorstellung, an eine Gruppe Sterblicher gefesselt zu sein, nur verächtlich die Nase rümpfte. Nachdem ich mir ordentlich Luft in die Lungen gepumpt hatte, öffnete ich den nächsten Weg.
    Mutters Notizen hatten eines nicht erwähnt: wie kaltdas Wasser war, und damit meine ich nicht in dem Sinne, dass die Mitbewohner mal wieder schneller gewesen waren und das ganze heiße Wasser weg war, wenn man in die Wanne wollte. Ich meine kalt in dem Sinn, dass ich mich plötzlich fragen musste, ob ich nicht gleich auf eine Robbe, einen Pinguin oder einen Narwal treten würde.
    Die Kälte traf mich wie ein Presslufthammer, und plötzlich konnte ich mir nur noch mit Mühe einen Schrei der Überraschung verkneifen – dabei war ich der verdammte Winterritter , wie ein Teil meines Gehirns anmerkte.
    Auch wenn meine Arme regelrecht danach schrien, schützend um Brust und Herz geschlungen zu werden, zwang ich die Ärmsten zum Paddeln. Ein Schwimmzug. Zwei. Drei. Vier. Fünf – Peng. Ich war mit der Nase an einen Felsen gestoßen. Hektisch suchte ich nach meinem Willen, fand ihn und blubberte mein „Aparturum“in Form aufsteigender Blasen, die an meinen Wangen und Brauen entlangrollten. Wahrscheinlich hatte ich den Weg ein bisschen zu verzweifelt aufgerissen, jedenfalls schwappte außer uns auch noch jede Menge Wasser durch das Tor, als sei es hoch erfreut, endlich entkommen zu können.
    So landete ich in einer Welle aus ektoplasmischem Schleim im Dschungel Yukatans, dicht gefolgt von allen anderen, die das zwischen uns gespannte Tau mit höchster Eile durch das Tor schleppte. Der arme Sanya, der letzte am Seil, war durch das eiskalte Wasser geschleift worden, als hätte ihn ein Jotun die Toilette hinuntergespült, und landete auf allen vieren auf dem schlammbedeckten Waldboden. Peru-Mexiko in dreieinhalb Sekunden, eine reife Leistung.
    Ich tastete mich zurück zum Tor, um es zu schließen und weiteres Ektoplasma am Vordringen zu hindern. Aber da hatte die ekelhafte Flut schon im Umkreis von drei Metern jegliche Vegetation plattgedrückt, und im weiteren Umkreis von sechzig Metern begehrten sämtliche Dschungelbewohner lautstark zu wissen, was zum Henker das da eben gewesen sei. Es war ein Heidenspektakel. Murphy zückte ihre Pistole, Molly hielt in jeder Hand so fest einen Zauberstab, dass ihre Knöchel schneeweiß schimmerten.
    Was Martin betraf, so gab der urplötzlich einen höchst merkwürdigen Laut von sich, halb Bellen, halb Husten. Es hörte sich an, als hätten sich in seiner Brust entscheidende Teile gelockert, und war sehr laut. Dafür wurde es im Dschungel um uns herum auf einen Schlag still.
    Sämtliche Anwesende starrten Martin verdutzt

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