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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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unbeholfenen menschlichen Körper gesteckt.
    Wir waren schnell wie der Wind. Wir legten diese acht Kilometer nicht in der Hälfte der eingeplanten Zeit zurück. Wir brauchten nicht statt zwei Stunden eine.
    Wir brauchten, wenn es hochkam, höchstens zehn Minuten.
    Als wir anhielten, konnten wir die Trommeln bereits hören. Sie schlugen einen schnellen, monotonen, gleichmäßigen Rhythmus – so trommelte, wer andere in Trance versetzen wollte. Der Himmel im Nordwesten wurde vom Licht großer Feuer erhellt, und es roch nach Menschen, nach Wesen, die nicht ganz Menschen waren, und nach noch anderen Wesen, deren Geruch mich knurren ließ – und wünschen, ich könnte jemanden beißen. Von Zeit zu Zeit erklang der schrille Schrei eines Vampirs, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Lea stand vor uns auf einem umgestürzten Baum und sah angestrengt nach vorn. Mouse trabte zu ihr.
    „Grr. Wuff, grr!“, rief ich ihm nach.
    Er blieb stehen, drehte sich um und warf mir einen gereizten Blick zu. Ja, ich verstand diesen Blick. Vielleicht lag es an der Körpersprache meines Hundes, vielleicht war es Osmose: Jedenfalls kapierte ich genau, dass mir Mouse befahl, mich hinzusetzen und die Klappe zu halten, sonst würde er kommen und mir schon beibringen, wie man parierte.
    Ich setzte mich. Eigentlich wollte ich nicht, aber als ich mich umsah, durfte ich feststellen, dass auch meine Gefährten folgsam Sitz gemacht hatten. Da fühlte ich mich gleich viel besser.
    Weiter vorn, bei Lea, gab Mouse zum zweiten Mal sein vollkommen klar verständliches Englisch von sich: „Sehr witzig! Jetzt mach sie wieder so, wie sie gehören.“
    Lea wandte sich zu ihm um. „Wagst du es, mir Befehle zu erteilen, Hund?“
    „Nicht dein Hund.“ Ich wusste nicht, wie Mouse das hinkriegte, sein Maul bewegte sich jedenfalls nicht. „Mach sie wieder zu dem, was sie sind, oder ich reiße dir den Arsch ab. Das kannst du wörtlich nehmen.“
    Die Leanansidhe legte den Kopf in den Nacken und lachte leise. „Du bist hier mächtig weit von den Quellen deiner Kraft entfernt, mein lieber Dämon.“
    „Ich lebe bei einem Magier, ich schummle.“ Mouse trat einen Schritt vor, die Fangzähne gebleckt. „Wandelst du sie wieder um? Oder muss ich dich töten und sie mir auf die Weise zurückholen?“
    Lea kniff die Augen zusammen. „Du bluffst doch.“
    Der große Hund grub eine seiner riesigen, krallenbewehrten Pfoten in die Erde und knurrte so laut, dass die Erde zu beben schien. Nein – verwundert sah ich zu Boden: Sie schien nicht zu beben, sie bebte tatsächlich. Mouse brachte durch sein Grollen die Erde um sich herum zum Beben, mehrere Meter in jede Richtung. Aus seinem Maul lösten sich himmelblaue Lichtfädchen, als sabbere er Kraft. „Kannst es gern drauf ankommen lassen.“
    Die Leanansidhe schüttelte langsam den Kopf. „Wie hat Dresden dich bloß für sich gewinnen können?“
    „Gar nicht“, entgegnete Mouse. „Ich habe ihn für mich gewonnen.“
    Lea zog verblüfft die rechte Braue hoch, zuckte dann aber ohne jeden weiteren Kommentar die Achseln. „Wir müssen eine Queste vollenden. Dieses Gezänk nützt niemandem.“
    Sie wandte sich unserer kleinen Meute zu. „War das nicht schön?“, flüsterte sie mit einer schnellen Handbewegung, die alle einbezog. „Wenn ihr es irgendwann noch mal wollt, ihr Lieben, fragt einfach. Ihr gebt wunderschöne Jagdhunde ab.“
    Wieder fraß sich dieser unglaubliche Schmerz durch meinen Magen, nur fühlte ich mich diesmal zum Schreien zu schwach. Eine gefühlte Ewigkeit später hatte er sich verzogen, und ich lag schwitzend und schwer atmend auf der Seite.
    Mouse kam herbeigetrottet, um mir unter glücklichem Schwanzwedeln die Nase ins Gesicht zu stecken. Dann ging er ein paarmal um mich herum und stieß mich auffordernd an. Aber es dauerte noch ein wenig, ehe ich mich aufrappeln konnte, wobei ich mich ernsthaft an seinem großen, zotteligen Rücken festhalten musste. Ich sehnte mich heftig nach einem guten, soliden Magierstab, und sei es auch nur, um mich darauf zu stützen. So klar war mir die psychologische Bedeutung eines solchen Stabes eigentlich nie gewesen. Aber meiner war mit meinem Auto zusammen umgekommen – er hatte im blauen Käfer gelegen, als der Ick Sondermüll daraus gemacht hatte, und einen neuen würde ich erst wieder haben, wenn ich mir in mühevoller Kleinarbeit einen geschnitzt hatte, was mindestens einen Monat dauerte.
    Dank der Hilfe meines Hundes war ich eher wieder auf

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