Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
an.
    „Jaguar“, erklärte der mit ruhiger, leiser Stimme. „Die sind hier längst ausgestorben, aber die Tiere wissen das nicht.
    „Oh!“ Lea freute sich wie ein kleines Kind. „Das gefällt mir.“
    Es dauerte gut eine Minute, bis wir alle wieder halbwegs beieinander waren. Mouse wirkte wie ein feuchter Schatten seiner selbst und konnte gar nicht mehr aufhören zu niesen. Bei jedem Niesen spritzte Ektoplasma umher. Thomas, der fast so übel herumgeschleudert worden war wie Sanya und wohl einiges an Wasser in der Nase hatte, erging es ähnlich, nur machte er wesentlich mehr Wind um seinen Niesreiz als mein Hund.
    „Patin?“ Ich wandte mich an Lea. „Ich hoffe, du weißt, wie wir jetzt möglichst schnell zum Tempel kommen.“
    „Natürlich, mein Kind.“ Leas Haare klebten ihr am Kopf, das Seidenkleid strotzte vor Schlabber, aber es gelang ihr trotzdem, absolut ruhig und königlich auszusehen. Mehr noch: Sie schnurrte vor Freude. „Das wollte ich immer schon mal tun.“ Ein spöttisches Lachen, sie wedelte mit der Hand – und mir zog sich der Magen zusammen, als hätten sich sämtliche Magen- und Darmviren, die mich je heimgesucht hatten, zufällig in einer Bar getroffen und beschlossen, mich gemeinschaftlich noch einmal zu beehren.
    Was verdammt wehtat.
    Vage bekam ich mit, wie ich hinfiel und auf der Seite liegenblieb. Es dauerte bestimmt eine Minute, bis der Schmerz nachließ und ich nach Luft schnappen konnte. Kopfschüttelnd richtete ich mich auf, erst mal auf alle Viere, und blaffte die Leanansidhe an: „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“
    Aber aus meinem Mund kamen keine Worte, nur unverständliches Knurren, ungefähr so: „Grrr wuff wuff arr grr.“
    Meine Patin, die gute Fee, sah mich an und lachte. Ein echtes, herzhaftes Lachen, tief aus dem Bauch, bei dem sie sich vor Freude hüpfend im Kreis drehte und fröhlich in die Hände klatschte.
    Da wurde mir klar, was passiert war.
    Sie hatte uns alle – alle bis auf Mouse – in große, magere, langbeinige Windhunde verwandelt.
    „Wunderbar!“ Fröhlich drehte Lea eine letzte Pirouette. „Kommt, Kinderchen.“ Sie verschwand geschwind, geschickt und leichtfüßig wie ein Kitz im Dschungel.
    Zurück blieb eine Hundemeute, deren Mitglieder einen Moment lang einfach nur herumstanden und einander leicht fassungslos anstarrten.
    Bis Mouse das Maul auftat, um sich in perfekt verständlichem Englisch zu äußern: „Die alte Schlampe!“
    Woraufhin nun alle ihnanstarrten.
    Mouse nieste ein letztes Mal und schüttelte sich den Schlabber aus dem Fell. „Mir nach!“ Mit diesen Worten setzte er der Leanansidhe nach, und wir anderen konnten nicht anders: Wir rannten ihm hinterher. Ohne zu zögern, ohne nachzudenken – reiner Reflex.
    Mich hatte mal jemand mit der dunklen Magie eines verfluchten Gürtels gestaltgewandelt, der noch dazu, wie ich stark vermute, so präpariert gewesen war, dass man sich total high fühlte, wenn man ihn trug. Ich hatte lange gebraucht, um die Erinnerungen an dieses Erlebnis loszuwerden, an die scharfe Klarheit aller Sinne, das Gefühl von Kraft und Stärke im ganzen Körper, absoluter Sicherheit in jeder Bewegung.
    Das alles hatte ich jetzt wieder, aber ohne die Euphorie, die damals jede Realität ausgeblendet hatte. Ich war mir intensiv der wohl hunderttausend Gerüche um mich herum bewusst, die alle unbedingt erforscht werden wollten, der reinen, klaren Freude, die es mir bereitete, hinter einem Freund her schnell wie der Wind über den Boden zu fliegen. Um mich herum hörte ich das Japsen der anderen, spürte ihre Körper, die mit mir durch die Nacht rannten, über Steine und umgestürzte Bäume setzten, eine Bresche durch das Dickicht aus Unterholz und Bodendeckern schlugen.
    Vor uns stoben kleinere Beutetiere in alle Richtungen davon, und ich wusste – ich vermutete es nicht nur, ich wusste–, dass ich schneller war als all diese sterblichen Wesen, schneller sogar als der junge Rehbock, der bei seiner panischen Flucht über einen sechs Meter breiten Bach hinwegsetzte. Ich spürte einen beinahe überwältigenden Drang, ihm nachzulaufen, aber der Leithund unserer Meute hatte sich für eine andere Fährte entschieden, und ich war mir nicht sicher, ob ich davon hätte abbiegen können, selbst wenn ich es gewollt hätte.
    Das Beste an dieser verwegenen Jagd aber war, dass wir als Meute alle zusammen wahrscheinlich weniger Lärm machten, als jeder einzelne von uns veranstaltet hätte, hätte er in seinem

Weitere Kostenlose Bücher