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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Leute, die so höflich sind. Darf ich?“
    „Nein!“ Nur mit Mühe schaffte ich es, mir meinen Groll nicht anmerken zu lassen. Ich nahm Alamaya das Messer ab und ließ es in meine Schärpe gleiten, wo es neben dem improvisierten Stoffbeutel ruhte, den ich mir aus einem zusammengeknoteten Rolling-Stones-T-Shirt gebastelt hatte. Ich hatte es in der Sporttasche mit meinen anrüchigen Besitztümern gefunden, wo es gelegen hatte, seit die Sporttasche noch schlicht eben dieses gewesen war, die Tasche eben, die mich zum Sport begleitete. Jetzt diente es als Behältnis für die eine Sache, die ich bei dieser Konfrontation unbedingt hatte dabeihaben wollen, und ich hatte es an die graue Schärpe geknüpft, die meinen Umhang zusammenhielt.
    Als ich die junge Frau sanft am Arm packte, um sie hochzuziehen, verspürte ich um sie herum keine Aura der Kraft. Sie war eine gewöhnliche Sterbliche, wahrscheinlich eine Dienerin der Vampire.
    Sie schnappte vernehmlich nach Luft, als sie meine Finger auf ihrer Haut spürte, und war so schnell auf den Beinen, dass ich gar nicht nachhelfen musste. „Wenn du mich zu schänden wünschst, mein Herr, so steht dir auch das als Gast durchaus zu.“ Ihre dunklen Augen sahen mich sehr direkt an. „Mein Körper gehört dir ebenso wie mein Blut.“
    „Ist es denn zu fassen?“, murmelte Murphy. „Was ist bloß aus dem Fisch ohne Fahrrad geworden?“
    Ich räusperte mich und warf ihr einen strengen Blick zu. „Ich hege keinen Zweifel an der Integrität deines Fürsten, Prinzessin. Bitte führe mich zu ihm, damit ich mit ihm sprechen kann.“
    Bei meinen Worten sank die junge Frau erneut vor mir auf die Erde und verneigte sich so tief, dass ihre dunklen Haare meine Füße bedeckten. „Ich danke dir für mein Leben, Magier, und dafür, dass ich weiter meinem Herrn dienen darf.“ Sie stand auf und befahl mit einer Handbewegung einen der Jaguar-Krieger zu sich, der sofort herbeieilte, ihre Kleidung aufhob und ihr beim Ankleiden half. Der Federumhang senkte sich auf ihre Schultern – ich wusste, wie schwer das Ding war, aber sie trug ihn ohne ein Zeichen der Anstrengung. „Hier entlang, mein Herr.“
    „Ich liebe meinen Job“, murmelte Sanya. „Ach, Leute. Ich liebe ihn einfach.“
    „Man sollte öfter mal wen zum Duell fordern, scheint sich zu lohnen“, pflichtete Thomas ihm bei.
    „Männer sind Schweine“, sagte Murphy.
    „Amen“, sagte Molly.
    Lea warf mir einen bösen Blick zu. „Ich habe schon ewig keine Jungfrau mehr geopfert.“
    „Total unprofessionell“, murrte Martin.
    „Klappe!“, sagte ich leise, während ich Mouse die Hand auf die Schulter legte. „Das gilt für euch alle. Folgt mir und seht bloß nicht zu lecker aus.“
    So betraten wir hinter der Priesterin mit ihrer Laterne die Stadt Chichén Itzá.

43. Kapitel
    C hichén Itzá roch nach Blut.
    Der Geruch von Blut war unverwechselbar, man erkannte ihn auch dann, wenn man ihn noch nie in der Nase gehabt hatte. Wir alle kannten den Geschmack von Blut, und sei es aus der Kindheit, als wir unsere Milchzähne verloren. Von daher war uns auch der Geruch vertraut.
    Die größte Pyramide in Chichén Itzá war bei den meisten Leuten, die sie heute besuchen, als El Castillo bekannt – was wörtlich übersetzt „die Burg“ bedeutete. Genau wie eine Burg ragte sie auch vor uns auf, als wir aus dem Säulengang aufstiegen, eine riesengroße Erhebung aus behauenem Stein, bestimmt so groß und eindrucksvoll wie die europäischen Festungen, nach denen sie benannt war. Es war eine ganz aus quadratischen Steinblöcken erbaute Zikkurat: Eine Ebene türmte sich auf die andere, bis hoch zum Tempel auf der höchsten Plattform. Jede dieser Ebenen war mit Wachen besetzt, allerdings jede von unterschiedlichen.
    Am Fuße der Pyramide stand die größte Gruppe an Wachposten, und zwar die Jaguar-Krieger, von denen wir schon drei zu sehen bekommen hatten. Es waren Männer mit den Muskeln von Panthern, was auf Kraft und Schnelligkeit schließen ließ. Sie trugen Jaguar-Felle und waren bis an die Zähne bewaffnet, manche mit eher traditionellen Waffen, darunter viele Schwerter, von denen einige modernster Machart zu sein schienen, technisch gesehen denen aus der Vergangenheit überlegen. Die meisten Krieger waren außerdem mit einer Kalaschnikow ausgerüstet – auch hier wieder die modernste Version dieser Waffe aus Stahl und Polymer, wiederum unter Garantie allem, was früher in dieser Richtung hergestellt worden war, haushoch

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