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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Menschenopfer ging. Sie würde jeden – und damit meinte ich in diesem Fall ganz konkret Martin – daran hindern, mir hinterrücks ein Messer in den Leib zu jagen, im Ernstfall ihre Knarre zücken, losballern und die Hand erst wieder senken, wenn alles vorbei war. Das hatte ich schon mehr als einmal miterlebt.
    „Harry …“, setzte sie an.
    Ich winkte ab. „Ich werde dich nicht bitten, ein Gesetz der Stadt Chicago zu brechen. Oder der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich glaube, diesmal bleiben wir auch gar nicht hier in der Stadt.“
    Das musste sie erst einmal einen Moment lang sacken lassen. Sie hatte sich neben den Kamin gestellt und starrte mit verschränkten Armen ins Feuer. Mouse, der immer noch neben der Couch lag, ließ sie nicht aus den Augen.
    Schließlich hob sie den Kopf. „Ich bin deine Freundin, Harry.“
    „Woran ich nie gezweifelt habe.“
    „Du wirst Maggie zurückholen.“
    Mein Kiefer schmerzte inzwischen ziemlich. „Worauf du Gift nehmen kannst.“
    „Gut!“ Murphy nickte. „Ich bin dabei.“
    Ich musste den Kopf senken, weil mir mit einem Mal die Augen tränten und ganz neue Gefühle mit dem Gewitter in meinem Bauch kollidierten.
    „Das …“ Ich räusperte mich verzweifelt, ehe ich einen neuen Versuch wagte. „Danke, Karrin.“
    Einen Moment lang lag ihre Hand auf meiner, fest und warm.
    „Wir werden sie zurückholen“, sagte sie leise. „Wir werden es schaffen. Ich bin dabei.“

6. Kapitel
    I ch schlief nicht lange, aber dafür tief und fest, denn als mein uralter Micky-Maus-Wecker um sieben Uhr losrasselte, musste ich mich mühsam aus einem weit entfernten Ort auf der anderen Seite des Traumlandes loseisen. Am liebsten hätte ich noch einmal achtzehn bis zwanzig Stunden Schlaf drangehängt.
    Wieder einmal hatten meine Gefühle mich übermannt. Es war immer ein Fehler, der unter Umständen fatale Folgen haben konnte, Seelenfeuer instinktiv und aus reinem Reflex einzusetzen, wie ich es bei der Auseinandersetzung mit den Vampiren getan hatte. Zwar war ich mir ziemlich sicher, dass das Seelenfeuer die Effektivität meiner Zauber gesteigert hatte (hundertprozentig sicher konnte ich mir allerdings nicht sein), aber auf jeden Fall hatte es bei der ganzen Aktion meine Lebensenergie angezapft. So funktionierte Seelenfeuer nun mal, und wenn ich den Umgang damit übertrieb – na ja … keine Lebensenergie bedeutet ja irgendwie kein Leben mehr, nicht wahr, und wenn das, was ich als Lebensenergie bezeichnete, dasselbe war wie das, was andere für gewöhnlich Seele nannten, was bedeutete es dann, wenn diese Energie vollständig aufgezehrt war? Das totale Nichts?
    Gut – das würden wir wohl erst wissen, wenn klar war, was wirklich passierte, wenn man auf der anderen Seite ankam. Ich persönlich hatte in der Frage keinen blassen Schimmer, und bisher hatte ich auch noch kein Wesen getroffen, das sich anhörte, als wüsste es wirklich Bescheid.
    Etwas anderes wusste ich dagegen genau: Wenn man Magie wirkte, dann stellten mächtige Gefühle eine prima Quelle für zusätzliche Energie dar. Das funktionierte in etwa wie ein Turbolader: Wenn man total wütend war, während man einen zerstörerischen Zauber wirkte, dann knallte es beim selben Krafteinsatz einfach lauter, als wenn man denselben Zauber ganz entspannt auf einem Übungsgelände wirkte. Natürlich konnte man bei einem solchen gefühlsgeladenen Einsatz die Wirkung der Gefühle auf den jeweiligen Zauber nie genau berechnen und ging so zwangsläufig ein viel größeres Risiko ein, die Kontrolle über die eingesetzte Energie zu verlieren. Also konnten alle, die auf meinem Niveau operierten, mit dem kleinsten Fehler sich und andere umbringen.
    Vielleicht stammte Seelenfeuer ja aus einem ähnlichen Ort wie Gefühle, und vielleicht konnte man das eine nicht haben, ohne auch ein klein wenig vom anderen ins Spiel zu bringen. Vielleicht waren die beiden, das Seelenfeuer und die Gefühle, so eng miteinander verbunden wie Proteinpulver und Magermilch in einem Mixgetränk aus dem Bioladen.
    Aber eigentlich spielten diese Überlegungen gar keine Rolle. Was zählte, war die Einsicht, dass ich nach sechzig Sekunden Action in der Nacht zuvor immer noch vollständig erledigt war. Wenn ich dieses Seelenfeuer nicht in den Griff bekam, dann brachte ich mich damit noch um, und zwar im Wortsinne.
    „Harry, krieg deinen Kram auf die Reihe“, murmelte ich leise vor mich hin.
    Ich kroch aus dem Bett und hinüber ins Wohnzimmer, wo ich feststellen durfte,

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