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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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eigenen Leute aus dem Bett holen, ihnen erklären, welcher Job anstand, und sie losschicken – wobei das allgemeine Durcheinander am Ort der Explosion die Sache nicht einfacher machte.
    Am Morgen, wusste ich, würde sich die Explosion bei den Medien herumgesprochen haben. Überall würden Journalisten herumkriechen, ihre Theorien verbreiten und haufenweise Augenzeugen interviewen, die alle gehört haben wollten, wie es geknallt hatte, oder die eine Staubwolke gesehen hatten. Hier ging es um keinen normalen Brand, wie ihn Chicago schon öfter miterlebt hatte, hier ging es um eine Explosion, einen Sprengstoffanschlag, einen Akt der geplanten, mutwilligen Zerstörung. Das würde den Feuerwehrleuten und der Polizei rasch klar sein.
    Bestimmt waren auch schon Rettungsmannschaften unterwegs.
    Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf ans Autofenster. Höchstwahrscheinlich hatte sich außer uns niemand im Gebäude befunden, da es ein Bürohaus gewesen war. Sämtliche Mieter waren Geschäftsleute, und keiner meiner Mitmieter neigte dazu, die Nacht durchzuarbeiten. Andererseits besaßen alle Schlüssel, so wie ich, und konnten kommen und gehen, wie es ihnen passte. Dann waren da auch noch die Leute vom Hausmeisterservice und das Reinigungspersonal, die vielleicht nachts arbeiteten. Allesamt Angestellte des Roten Hofs, was ja aber keiner von ihnen ahnen konnte. Wer informiert denn auch schon seine Hausverwaltung darüber, dass sie eigentlich für eine finstere Organisation tätig ist, die nach globaler Machtergreifung und totaler Kontrolle strebt? Man sagte ihnen nur, sie sollen die Böden schrubben.
    Es war also durchaus möglich, wenn auch hoffentlich unwahrscheinlich, dass sich unter den Trümmern Tote befanden. Menschen, die noch hätten leben können, hätte sich dort im fünften Stock nicht mein Büro befunden.
    O Gott.
    Ich spürte Susans Blick auf mir. Keiner von uns hatte vor dem Taxifahrer gesprochen. Nach einer Weile wies Martin diesen an, rechts ranzufahren.
    Ich sah auf. Das Taxi stand vor einem billigen Motel.
    „Wir sollten zusammenbleiben“, meinte Susan.
    „Wir müssen die Festplatte durchsehen“, widersprach Martin. „Hier ist das möglich, in seiner Wohnung nicht. Ich brauche deine Hilfe, er nicht.“
    „Geht nur“, sagte ich müde. „In meiner Wohnung tauchen sowieso bald jede Menge Leute auf. Es ist einfacher, wenn die nur mit einer Person reden müssen.“ Mit jeder Menge Leute meinte ich in diesem Fall: jede Menge Polizeibeamte.
    Susan holte tief Luft und atmete ein wenig zu laut durch die Nase aus, nickte dann aber. Die beiden kletterten aus dem Auto, und Martin nannte dem Fahrer, nachdem er ihm einen Geldschein hingestreckt hatte, meine Adresse.
    Ich ließ mich nach Hause fahren, ohne mich mit dem Taxifahrer zu unterhalten. Der ließ das Radio laufen und hörte Nachrichten, während ich ziemlich erledigt war, nachdem ich gerade mit reichlich Magie um mich geworfen hatte. Magie konnte ziemlich cool sein, schlauchte aber ungemein. Reste der verbrauchten Energie summten immer noch um mich herum, aber immerhin nicht so viel, dass es das Radio gestört hätte, in dem man bereits heftig über die Ursachen der Explosion spekulierte. Der Taxifahrer, der aussah, als hätte er seine Wurzeln irgendwo im Nahen Osten, machte einen leicht unglücklichen Eindruck.
    Ich spürte es deutlich.
    Wir hielten vor meinem Haus. Martin hatte den Fahrer auch für meinen Teil der Strecke bezahlt, aber ich steckte dem Mann noch zusätzlich einen Zwanziger zu. „Sie heißen Achmed?“, erkundigte ich mich mit ernstem Blick.
    Der Name stand auf der Taxilizenz, die vorn am Armaturenbrett klebte. Der Fahrer nickte zögernd.
    „Haben Sie Familie, Achmed?“
    Er starrte mich wortlos an.
    „Sie haben mich nie gesehen, klar?“ Ich legte den Zeigefinger an die Lippen, die allgemein bekannte Geste dafür, hübsch den Mund zu halten.
    Achmed verzog gequält das Gesicht, ehe er langsam nickte.
    Mir war ein bisschen übel, als ich aus dem Wagen stieg. Natürlich hätte ich der Familie dieses Mannes nie im Leben etwas getan, aber das konnte er ja nicht ahnen, und selbst wenn: Weder meine kleine Bestechung noch die Drohung würden den Mann vom Reden abhalten, wenn die Bullen bei ihm auftauchten. Aber immerhin konnte ich jetzt wohl darauf bauen, dass er nicht gleich loszog und irgendwelche Infos verbreitete. Wenn Häuser in die Luft flogen, zog man als vernünftiger Mensch doch den Kopf ein und wartete, bis alles vorbei war,

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