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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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es bei Bedarf, ihre Begriffe in Bezug auf vorschriftsmäßiges Vorgehen ins Endlose zu dehnen, aber sie hatte ihre Grenzen. Die ich allerdings schon mehrmals überschritten hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht.“
    „Der Rote Hof“, sagte ich. „Die haben das Haus vor ein paar Jahren gekauft. Es war so verkabelt, dass sie es bei Bedarf in die Luft jagen können.“
    Murphy runzelte die Stirn. „Warum ausgerechnet jetzt? Warum haben sie dich nicht schon vor Jahren ins Jenseits gesprengt?“
    Ich grunzte. „Persönliche Ressentiments, schätze ich“, sagte ich. „Herzogin Arianna ist sauer darüber, was mit ihrem Ehemann geschah, als er mit mir aneinandergeriet. Sie gibt mir dafür die Schuld.“
    „Liegt sie damit richtig? War es deine Schuld?“
    „Irgendwie schon. Unter dem Strich.“
    Murphy schwenkte nachdenklich den letzten Rest Kaffee in ihrem Becher. „Warum hat sie dich nicht einfach beseitigen lassen? Knall, Peng?“
    „Ich weiß nicht“, sagte ich. „Vermutlich fand sie das nicht ausreichend. Knall, Peng ist was Geschäftliches. Was ich mit ihr laufen habe, ist eher persönlich.“
    In meinem Kiefer knackte es ein wenig, als ich die Zähne zusammenbiss.
    Murphys himmelblauen Augen entging so schnell nichts. „Persönlich?“ Wieder sah sie sich um. „Die Wohnung ist zu sauber und aufgeräumt. Wen hattest du zu Besuch?“
    „Susan.“
    Murphys Rücken wurde vielleicht einen Tick gerader, ansonsten ließ sie sich keine Überraschung anmerken. Sie wusste alles über Susan – und über mich und Susan. „Willst du darüber reden?“
    Nein, wollte ich nicht, aber es war notwendig, dass Murphy durchblickte. Mein Bericht bestand aus Sätzen, die drei, höchstens vier Worte enthielten. Als ich fertig war, hatte sie ihren Becher auf dem Couchtisch abgestellt und hörte mir reglos und konzentriert zu.
    „Heilige Maria, Mutter Gottes“, hauchte sie, als ich meine Erklärungen beendet hatte. „Harry!“
    „Ja.“
    „Diese … diese Schlampe!“
    Ich schüttelte den Kopf. „Schuldzuweisungen helfen Maggie auch nicht weiter. Das müssen wir auf später verschieben.“
    Murphy verzog das Gesicht, als hätte ich sie gezwungen, in einen sehr sauren Apfel zu beißen. Aber sie nickte. „Da hast du recht.“
    „Danke.“
    „Was willst du jetzt unternehmen?“, erkundigte sie sich.
    „Martin und Susan sehen zu, ob sie noch irgendwas von der Festplatte kratzen können. Sobald sie etwas wissen, setzen sie sich mit mir in Verbindung. Ich wollte mich eigentlich ein paar Stunden aufs Ohr hauen und dann anfangen, meine Kontakte anzuhauen. Zum Rat gehen und um Hilfe bitten.“
    „Dieser Haufen gefühlloser, feiger, rückgratloser alter Scheißer?“ Murphy hob spöttisch die rechte Braue.
    Ich schmunzelte in meinen Kaffeebecher – dabei war mir eigentlich gar nicht nach Schmunzeln zumute.
    „Du glaubst, die helfen dir?“, fuhr Murphy fort.
    „Vielleicht. Das ist irgendwie schwierig“, sagte ich. „Bringst du die Polizei dazu, mir zu helfen?“
    Ihre Augen wurden dunkel. „Vielleicht. Das ist irgendwie schwierig.“
    Ich zog die Schultern hoch und spreizte die Hände in einer „Siehst du?“-Geste. Sie nickte.
    Dann stand sie auf und ging zur Spüle, um ihren Becher abzustellen. „Wie kann ich dir helfen?“, wollte sie wissen.
    „Es wäre nett, wenn die Polizei mich mal eine Weile nicht heimsuchte. Früher oder später kriegt sie ja mit, dass der Sprengstoff in unmittelbarer Nähe meines Büros angebracht war.“
    „Versprechen kann ich nichts.“ Murphy schüttelte nachdenklich den Kopf. „Aber ich werde tun, was ich kann.“
    „Danke.“
    „Ich will dabei sein“, fuhr sie fort. „Susan und du, ihr seid emotional zu verstrickt, ihr braucht jemanden mit einem anderen Blickwinkel.“
    Ich wollte ihr schon etwas Hässliches an den Kopf werfen, klappte meinen blöden Mund dann aber wieder zu, weil sie wahrscheinlich ja nur zu recht hatte. Um kurz die Klappe halten und mich weiter abregen zu können, stand ich auf und trug auch meinen Kaffeebecher zur Spüle. „Ich hätte dich sowieso gefragt“, gab ich schließlich klein bei. „Ich brauche eine gute Schützin.“
    Murphy mochte winzig sein, hatte aber mehr Ärger mit Übernatürlichem überlebt als jeder andere zarte Sterbliche, den ich bisher kennengelernt hatte. Sie hatte in vielen Krisensituationen einen klaren Kopf bewahrt, selbst wenn es bei diesen Krisen um geflügelte Dämonen, kreischende Ghule, sabbernde Vampire und

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