Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Pyramide.
    Gerade noch rechtzeitig schaute ich auf, um mitzubekommen, wie Murphy am Herrn der äußeren Finsternis vorbeiraste und ihm im Vorüberlaufen mit der Flammenklinge einen einzigen, vertikal nach oben gerichteten Schlag versetzte.
    Dem Blutsauger fiel die Goldmaske vom Gesicht – und mit der Maske der vordere Teil seines Schädels. In seinen bloßgelegten, gewundenen Hirnlappen brannte Silberfeuer, und als nun Blut floss und sich mit dem Feuer vermischte, verwandelte sich das gesamte Hirn in einen Scheiterhaufen, über dem silberweiße Flammen züngelten. Irgendwie schaffte es der Fürst auch mit brennendem Hirn noch mehrere Sekunden lang zu schreien und in alle Richtungen mit Magie um sich zu werfen, bis er endlich in einem schwarzen, schmierigen Aschehaufen zusammensackte.
    Erst dann löste sich die Barriere auf, mit der sein Wille Sanya und mich festgenagelt hatte, und wir jagten hinter Murphy her die Treppe hinauf.
    Aber der Feind war uns immer noch dicht auf den Fersen – es waren einfach so verdammt viele dieser Krieger. Als ich die Treppe weit genug hinaufgelaufen war, um einen Blick zurückzuwerfen, musste ich erkennen, dass die Truppen des Roten Hofs sich inzwischen auf die Kenku eingestellt hatten und mit dem Einfall der Vogelwesen fertigzuwerden begannen. Noch immer tobte die Schlacht auf dem Spielfeld, und obwohl es die gefiederten Krieger locker mit je zwei oder drei Vampiren oder Halbbluten aufnehmen konnten, glich der Feind seine Verluste immer noch locker aus. Wir konnten nur dankbar sein, dass so viele seiner Zauberwirker sich gerade mit dem Grauen Rat herumschlugen und uns nicht auch noch in die Quere kommen konnten.
    „Verdammt!“ Hektisch schaute ich die Treppe hinauf, die zum Tempel an der Spitze führte. Im Tempel regten sich Schatten. „Verdammt!“ Ich sah mich wild nach allen Seiten um – was tun? Plötzlich spürte ich eine Hand auf der Hand, mit der ich Ebenezars Stab hielt.
    Murphy – sie zerrte an mir, bis ich sie ansah. „Sanya und ich bleiben hier“, stieß sie keuchend hervor. „Wir halten sie auf, bis du Maggie geholt hast.“
    Ich sah nach unten. Hunderte Roter Krieger stürmten die Treppe hinauf. Sie hatten die Fleischmasken abgelegt und zeigten sich als die Monster, die sie waren. Aufhalten? Das war Selbstmord. Die Schwerter verliehen denen, die sie schwangen, erstaunliche Kräfte, sie waren wunderbar, um gegen alle möglichen Dinge zu kämpfen, mit denen Alpträume bevölkert waren, aber sie machten niemanden zum Supermenschen. Sanya und Murphy kämpften jetzt seit zwanzig Minuten, waren unablässig in Bewegung – doch wir waren hier nicht im Sportstudio, sondern auf dem Schlachtfeld. Beide atmeten schwer und wurden langsam müde.
    Selbstmord.
    Aber ich musste da hoch!
    „Dresden!“, rief Martin. „Komm!“
    Ich hatte noch nicht einmal mitbekommen, dass Martin mich schüttelte, dass er versuchte, mich die Treppe hochzuziehen.
    Vermutlich wurde auch ich langsam müde.
    Konzentration – ich konzentrierte mich nur noch auf Martin und den Weg nach oben, auf die Treppe, die vor uns lag, versuchte, das Brennen in meinen Armen, Beinen, in der Brust nicht zu beachten. Als ich Luft holte, war es, als atme ich kalten, reinen Wind. Jemand schien mir in einer Sprache, die ich nicht verstand, etwas zuzuflüstern. Aber ich erkannte die Stimme meiner Königin. Eine Wolke aus feinem, weißem Dunst sammelte sich um mich, Raureif legte sich um meine Rüstung, die heiße, feuchte Luft Yukatans brodelte, wenn sie damit in Berührung kam, und ich stellte fest, dass ich schneller ging.
    Die Kälte wusch die Erschöpfung aus meinen Gliedern, bis ich das Eis tief in mir fließen spürte, unerbittlich, gnadenlos, unaufhörlich. Stark und gleichmäßig wie die Kolben eines frisch eingestellten Motors stapften meine Beine die Treppe hoch. Eine Stufe pro Schritt reichte mir nicht mehr, zwei mussten es mindestens sein, ich flog praktisch die Treppe hinauf, ließ Martin weit hinter mir.
    Oben an der Spitze stürzte sich ein halbblütiger Jaguar-Krieger auf mich. Zischend fegte mein Schwert das seine beiseite, ich holte aus und trat ihn mit voller Wucht gegen die Brust.
    Sein Brustbein ging mit hörbarem Knacken zu Bruch. Mein Tritt schleuderte den Krieger so weit nach hinten, als hätte ihn ein LKW gerammt. Als er gegen die Tempelmauer krachte, löste sich Mörtel aus dem Dach über ihm, und er sackte wie ein zerbrochenes Spielzeug in sich zusammen. Mann, war ich stark – so stark, wie

Weitere Kostenlose Bücher