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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gegenüberstanden – und ihr König. Allerdings kam destruktive Energie hier nicht in Frage, wo doch Maggie zwischen uns auf dem Altar lag. Sie spielten ein Spiel mit mir, dachten wohl auch, sie hätten es schon gewonnen.
    Aber dieses Spiel konnten auch zwei spielen.
    Ich zog Kraft aus meinem eigenen Willen und hob den geliehenen Stab – als vier weitere dieser Wesen in Goldmasken den Tempel betraten.
    Wo kriegten sie all diese Affen bloß her?
    „Haltet den Magier!“, zischte der Rote König, woraufhin feindlicher Wille sich mit doppelter Kraft auf mich legte. Mein linker Arm bebte heftig, der Stab darin senkte sich langsam. Meinem rechten Arm ging einfach der Sprit aus: Das Schwert landete mit leisem Klappern auf dem Boden.
    Der Rote König war aufgestanden und sah den Altar mit der Lichtsäule darüber an. Währenddessen rappelte sich auch seine verdammte Hand auf, wand sich wie eine Spinne, drehte sich ohne fremde Hilfe und fing tatsächlich an, zu ihm zurückzukriechen. Ansonsten stand der König einfach nur da und starrte das Licht an, während ich mit der dunklen Masse rang, die gegen mich gerichtet war und die mich lähmte.
    Das Licht konnte nur von Susan und Amoracchiusstammen – wie viele unsichtbare Quellen heiligen Lichts trieben sich denn sonst noch in Chichén Itzá herum und hatten ein Interesse daran, meine Tochter zu schützen? Susan hatte die ganze Zeit nicht in die Konfrontation eingegriffen, weil sie hinter einem der erstaunlichen Schleier Leas verborgen über Maggie gewacht hatte. Aber jetzt war Zeit zum Handeln. Wenn ich doch nur hätte schreien können. Susan musste den Roten König ausschalten, jetzt war ihre einzige Chance dazu. Wenn sie jetzt nicht zuschlug, würde er es tun. Er und seine Fürsten konnten Susan ebenso rasch und effektiv ausschalten wie ich den Jaguar-Krieger eben.
    Nur dass er nicht angriff, und seine Goldmaskenträger auch nicht, und plötzlich verstand ich, warum.
    Der Rote König wusste nicht, was für ein Licht er da vor sich hatte.
    Er wusste nur: Als er versucht hatte, das Kind zu töten, hatte das Licht ihm wehgetan. Was sollte er davon halten? Da oben konnte ein Erzengel Wache stehen oder ein Geistwesen aus Licht, so schrecklich, wie der Ick hässlich gewesen war. Ich erinnerte mich an die Stimme, die dem Roten Hof durch Murphys Mund den Tag des Jüngsten Gerichts verkündet hatte – der Rote König fürchtete, wie mir schlagartig klar wurde, da über dem Altar könnte jemand wachen, an dessen Existenz er eigentlich nicht glaubte. Vielleicht sogar der echteKukulcan.
    Weswegen er schlicht und einfach Angst hatte.
    Susan konntenichts tun. Das hätte ihre Identität enthüllt, und mit der Verunsicherung des Feindes wäre es vorbei gewesen, die Konfrontation wäre sofort mit aller Schärfe weitergegangen. Was sie, zahlenmäßig unterlegen wie sie war, auf keinen Fall riskieren durfte.
    Aber sie wusste um die Qualität dessen, was sie in Händen hielt: Furcht und Verunsicherung. Eine Waffe, so mächtig und schlagkräftig wie der Wille der Halbgötter selbst, hatte sie es doch geschafft, den Roten König zu paralysieren. Aber es war auch eine fragile Waffe, ein Schwert aus Glas. Unwillkürlich fühlte sich mein Blick zu dem Stück Obsidian auf dem Boden hingezogen.
    Aber ich konnte mich nicht rühren, und die Zeit war in diesem Fall so gar nicht unsere Verbündete. Jeder Augenblick, der verstrich, gab dem zahlenmäßig so haushoch überlegenen Feind Gelegenheit, sich zu fangen, sich von dem Schock zu erholen, den die plötzliche Invasion einer kleinen Armee in seine hübsche Festtagszeremonie ihm beschert hatte. Maggie musste aus diesem Schlamassel raus, und zwar schnell. Was tun? Was tun?
    Gut – ich konnte mich nicht bewegen, aber ich konnte mich mit aller Kraft gegen den Willen der Herren der äußeren Finsternis stemmen und dafür sorgen, dass ihnen für nichts außer meiner Wenigkeit Kraft blieb. Mein Blick glitt über die goldenen Masken. Ich sah sie mir genau an, einer nach der anderen, und dann, angefangen bei der letzten, sah ich sie mir noch einmal an. Wessen Wille war stark, wessen eher schwach, wo war der Punkt, an dem ich angreifen konnte, wenn die Gelegenheit kam?
    Da schlich sich Martin durch die vierte Tempeltür, leise und unauffällig wie ein Gespenst. Kein Geräusch machte der Mann – und mir kam es so vor, als wäre es jetzt bald soweit, als würde gleich der alles entscheidende Moment kommen, auf den ich wartete. Die Herren der äußeren

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