Wandel
Männer verschreckt, wenn sie mit ihr im Dojo trainierten. Mit diesem Schrei auf den Lippen warf sie sich in die Masse der Roten Krieger wie eine Schwimmerin, die sich kopfüber in die Wellen wirft.
Sanya zwinkerte verdutzt.
Heilige Scheiße! So hatte ich das nicht gemeint.
„Klein.“ Sanyas Lachen kam tief aus seinem Bauch, als er sich nun auch in Bewegung setzte. „Aber oho.“
„Ihr spinnt doch alle!“, schrie ich und stürmte den anderen nach, Martin dicht hinter mir, der den Rückenschwimmer gab und versuchte, mit uns Schritt zu halten, während er gleichzeitig die Vampire abwehrte, die sich uns von hinten näherten.
Murphy schaffte, was kein Sterblicher hätte schaffen dürfen: Sie schlug eine Bresche in eine Horde Vampirkrieger. Mehr noch: Sie rauschte durch sie hindurch, als wäre sie nicht mehr als eine Rauchwolke. Fidelacchiusloderte, und keine Waffe, sei es moderner Stahl oder lebende Reliquie, konnte seiner Klinge Widerstand entgegenbringen.
Dabei sah es nicht einmal so aus, als griffe Murphy direkt jemanden an. Sie lief einfach voran, und wer sie angriff, mit dem schienen schlimme Dinge zu passieren. Schwerter in ihrem Weg glitten sanft beiseite, damit sie weiterstürmen konnte, während ihre eigene Waffe ganz natürlich und scheinbar ohne Murphys Zutun wie ein Blitz im Zickzack durch die Körper der Angreifenden sauste und beinahe anmutig schnell ungeheuren Schaden anrichtete. Wer sich auf sie warf, musste feststellen, dass sein Fäuste ins Leere griffen und er in die Luft geschleudert wurde, während das schreckliche Schwert des Lichts ihm Wunden zufügte, in denen das Blut vor Hitze zischte und die Wundränder sich schwarz färbten.
Die Jaguar-Krieger taten sich zusammen, fielen zu zweit und einmal sogar zu dritt über sie her, aber auch das nutzte ihnen nichts. Gefährliche Konfrontationen mit üblen Schlägern, die größer und stärker waren als sie, gehörten schon seit ihrer Ausbildung als ganz junge Polizistin zu Murphys Alltag. Die Vampire und Halbblute mochten zwar rasend schnell und ungeheuer kraftvoll sein, kamen aber letztlich ebenso wenig gegen sie an wie all die anderen Killer und Schurken in all ihren Dienstjahren. Denn obwohl ihre Feinde in diesem Fall um vieles stärker waren als meine feingliedrige Freundin, schien das flammende Licht des Schwertes sie zu beeinflussen, ihnen Schnelligkeit und Entschlossenheit zu rauben. Nicht viel, aber doch entscheidend. Murphy duckte sich unter Angriffen weg, täuschte Gegenangriffe vor, schleuderte Krieger gegeneinander, nutzte deren Stärke zu ihrem eigenen Vorteil. Als die Dreiergang sich auf sie warf, wurde es fast schon unfair: Einer der drei Jaguar-Krieger, mit einem riesigen Knüppel bewaffnet, zerschmetterte letztlich mit freundlicher Unterstützung der Interimsritterin seine beiden Komplizen und fand noch dazu, als Murphy längst viel weiter war, seinen Knüppel fein säuberlich in drei Teile gespalten neben seinem abgetrennten Bein.
Karrin Murphy führte die Attacke, Sanya und ich brauchten eigentlich nur halbwegs mit ihr Schritt zu halten. Wie ein kleines Schnellboot pflügte sie durch das Meer der Feinde, und wen sie in ihrem Kielwasser zurückließ, der drehte sich torkelnd um die eigene Achse oder wälzte sich verwirrt auf der Erde. Sanya und ich hackten uns auf unfeine, wenig elegante Weise unseren Weg durch einen Teppich aus halbbetäubten Gegnern, wobei der irre Russe die ganze Zeit auch noch schallend lachte.
Bei der Treppe angekommen ließ der Widerstand des Gegners merklich nach. Murphy stürmte voran – als der Fürst der äußeren Finsternis die juwelenbesetzte Hand gegen sie erhob. Die Kraft seines Willens ließ die Luft Wellen schlagen und so dicht werden, dass Sanya und ich daran abprallten wie an einer Ziegelmauer. Wir stolperten, unfähig weiterzulaufen, aber an Murphy schien auch dieser Angriff abzugleiten. Ihr Heiligenschein leuchtete noch heller. Panisch schickte der Fürst drei Lanzen aus Zauberkraft gegen sie, eine direkt nach dem anderen, aber flink wie ein Boxer, der seine Beinarbeit trainiert hat, hüpfte Murphy über die heulenden Waffen hinweg, die ihr nicht den geringsten Schaden zufügten.
Dafür jaulte neben mir Sanya leise auf und ließ sich in letzter Sekunde fallen, sonst hätte ihn eine der Lanzen am Kopf erwischt. Ich blockte eine mit meinem Schild ab, und die dritte erwischte mich am gut gepanzerten Schienbein. Verletzt war ich nicht, ich knallte nur ziemlich unsanft auf die Stufen der
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