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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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spiegelte sich das wilde Licht der Ein-Frau-Rave-Show.
    „Die Kenku schuldeten mir noch einen Gefallen“, kommentierte Ebenezar lässig. „Schien mir ein guter Zeitpunkt, den einzufordern.“
    Mit Wutgeschrei und schrillen Pfiffen stürmten die Kenku über das Spielfeld.
    Danach geschah zu viel auf einmal, als dass ich Details hätte bemerken können. Magie und Kugeln flogen durch die Gegend, wie ich es noch nie erlebt hatte. Stein knallte auf Stahl, Blut floss in Strömen: das dunkle der Vampire, das blaue der Kenku, aber mehrheitlich doch rotes, menschliches Blut. Dieses Szenario barg zu viele Schrecken – ich glaube, mein Hirn reagierte schlicht und einfach, indem es ausblendete, was nicht direkt mein Leben bedrohte oder mehr als ein paar Meter von mir entfernt geschah. Die Schlacht tobte – sie konnte gut ohne mich auskommen.
    „Maggie!“ Ich packte Ebenezar bei den Schultern. „Ich muss sie holen.“
    Er verzog das Gesicht. „Wo ist sie?“
    „Im großen Tempel.“ Ich deutete zur Pyramide. „Etwa vierhundert Meter nördlich vom Tempel steht ein großer Viehtransporter, bewacht – jedenfalls vorhin noch. Da drin sind noch Gefangene.“
    Ebenezar grunzte und nickte. „Hol Maggie. Wir kümmern uns um den Roten Hof und ihre Herrscher der Nacht.“ Der Alte spie auf den Boden, seine Augen leuchteten hell vor Aufregung. „Wollen doch mal sehen, wie diesen schleimigen Bastarden die Suppe schmeckt, die wir für sie gekocht haben.“
    Ich nahm seine Hand und legte ihm meine andere auf die Schulter. „Danke.“
    Einen Moment lang standen Tränen in seinen Augen. Er schnaubte, als er meinen Händedruck erwiderte. „Hol dir deine Kleine, Hoss.“
    Er zwinkerte – ich zwinkerte. Uns beiden stand Wasser in den Augen. Dann drehte ich mich um.
    Die Zeit lief ab – für Maggie und für mich.

47. Kapitel
    P atin!“, rief ich und wandte mich der Pyramide zu.
    Lea tauchte an meiner Seite auf, ihre Hände erfüllt von smaragd- und amethystfarbenem Licht – ihre eigene, tödliche Hexerei. „Willst du die Queste jetzt weiterverfolgen?“
    „Ja. Bleib dicht bei mir. Wir sammeln unsere Leute ein.“
    Molly erreichten wir zuerst. „Komm!“, schrie ich meinem Lehrling ins Ohr. „Das können die Vogelleute übernehmen. Wir müssen weiter.“
    Sie schien mich erst gar nicht zu hören, aber als der Angriff der Kenku immer weiter in die Reihen des Rotes Hofes vordrang, was uns an den Flanken den Druck nahm, ließ sie die Stäbe sinken. Beide waren aus Elfenbein, hatten beim Rave aber gelitten: Sie wiesen Risse auf und waren an einigen Stellen zersplittert. Auch Molly wirkte sehr mitgenommen, als sie die Arme senkte, noch bleicher, als sie es vorher schon gewesen war. Mit einem zittrigen Lächeln drehte sie sich zu mir um – und sank bewusstlos zu Boden.
    Eine Sekunde lang stand ich benommen da, konnte die reglose Gestalt nur entsetzt anstarren. Dann warf ich mich neben ihr auf den Boden, mein Amulett in der Hand, um im Schein seines Lichts nach Verletzungen zu suchen. Mollys rechter Oberschenkel war eine einzige, blutüberströmte Masse, eine der wild umherfliegenden Kugeln der Sicherheitsleute hatte sie unterhalb ihrer genialen Westenkonstruktion getroffen, was ich im Eifer des Gefechts gar nicht mitbekommen hatte. Molly verblutete. Sie starb.
    Noch während ich hilflos die todbringende Wunde anstarrte, tauchte neben mir Thomas auf, riss sich den Gürtel vom Leib und band Molly mit rasender Geschwindigkeit das Bein ab. „Ich habe die Sache im Griff.“ Er sah mich an, sein Ausdruck ruhig, fast entrückt. „Geh jetzt! Geh!“
    Aber Molly war mein Lehrling, meine Verantwortung. Was sollte ich tun?
    Thomas sah mich an. Eine Sekunde lang zeigten sich in seiner gefassten Miene erste Risse, ließen mich die Anspannung sehen, unter der er stand, seine Angst. Auch Thomas fiel es schwer, angesichts einer Schlacht von solch epischen Ausmaßen Ruhe zu bewahren. „Ich schütze sie mit meinem Leben. Das schwöre ich dir.“
    Ich nickte, ballte eine Faust, sah mich um. All das Blut – bald würden hier Vampire auftauchen wie Bienen, die den Honig wittern. Thomas konnte sich nicht gleichzeitig um Molly kümmern und kämpfen. „Mouse?“, rief ich. „Bleib bei den beiden.“
    Mein Hund kam herbeigerast und stellte sich über Mollys Kopf, Augen und Ohren praktisch überall. Ein überaus fähiger Wächter und fest entschlossen, nicht zu versagen.
    Murphy und Sanya waren als Nächste dran. Beide hatten kleinere Schnittwunden

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