Wandel
ein Winterritter eben sein sollte. Als ich den armen Idioten zu Boden gehen sah, spürte ich nichts als tiefe Zufriedenheit.
Der quadratische Tempel hatte, wie gesagt, vier Eingänge. Aus dem, der unmittelbar rechts von mir lag, trat ein Vampir, der seine Fleischmaske abgestreift hatte, über der Schulter aber immer noch das Jaguarfell trug. Das musste der sein, den der König losgeschickt hatte, um Maggie zu töten. In der Hand hielt er das blutbefleckte Obsidian-Messer.
„Leicht verwirrt?“, fragte ich ihn, ein breites Grinsen im Gesicht. „Mein lieber Scholli, Mann, bist du zur falschen Zeit durch die falsche Tür gegangen!“
Sein Blick huschte für einen Augenblick zum Boden links von uns. Ich folgte seinem Blick. Dort, zwischen der Tür und dem Altar, kauerte zitternd Maggie, dicht an den Boden gedrückt, als hoffe sie, so übersehen zu werden.
„Mach schon!“ Ich fixierte den Vampir, ließ mein Schwert leicht in der Hand auf und ab hüpfen, wobei sich von der Klinge weiße Nebelschleier und ein paar Schneeflocken lösten. „Los, mach, bist doch ein harter Bursche! Ein Schritt Richtung Mädchen, und du wirst sehen, was geschieht.“
Im Türrahmen vor mir wurde es dunkel.
Dort standen der Rote König und nicht weniger als vier seiner Herren der äußeren Finsternis. In den goldenen Masken schimmerten bizarr die Reflektionen der flackernden Lichter und Feuer draußen in der Dunkelheit.
Mit wutverzerrtem Gesicht starrte der Rote König mich an, während sein Wille und der seiner Fürsten wie die wuchtigen Schläge von fünf Vorschlaghämmern auf mich eindroschen. Ich schwankte, und nur der Stab meines Mentors verhinderte, dass ich hinfiel.
„Jetzt“, sagte der Rote König, seine Stimme war vor Zorn halb erstickt. „Legt diese kleine Hure auf den Altar.“
Einer der Fürsten trat vor und bückte sich, um das Kind bei den Haaren zu packen. Maggie schrie laut.
„Nein!“, rief ich.
Der Rote König ging zum Altar und trat die Leiche der toten Frau herunter. „Sterblicher“, spie er. „Immer noch so sicher, dass sein Wille eine Rolle spielt. Doch du bist nichts. Ein Haar im Wind bist du, ein Schatten. Eben noch hier – gleich wieder fort. Vergessen. Das ist dein Schicksal im Lauf des Universums.“ Er riss dem Krieger das Ritualmesser aus der Hand und warf mir einen zornigen Blick zu. Unter seiner Haut wand und krümmte sich sein wahres Wesen. Der Fürst schleppte mein weinendes, gefesseltes Kind zum Altar, was die glitzernden Augen des Roten Königs erregt verfolgten.
„Du hast nur eine Rolle, Sterblicher“, sagte er. „Nur eines ist dir bestimmt.“ Geifer rann ihm aus dem Mund, als er Maggie anstarrte, seine Fangzähne ragten weit über seine Lippen. „Zu sterben.“
48. Kapitel
D er Rote König hob das Messer. Maggie stieß einen zittrigen, halb erstickten Schrei aus, einen hilflosen, verzweifelten Jammerlaut, der mir fast das Herz gebrochen hätte, und so sehr ich mich auch anstrengte, so sehr ich auch rang mit dieser neuen, mir von Mab verliehenen Kraft, unter dem Schutz, den die Rüstung meiner Patin mir schenkte: Ich konnte nichts tun, um ihr beizustehen.
Das brauchte ich auch nicht.
Über den Altar ergoss sich aus unsichtbarer Quelle weißes Licht. Der Rote König schrie auf, und die Fesseln, die sein Wille mir angelegt hatten, verschwanden, als sich seine Rechte, die das Steinmesser hielt, vom Arm löste und in einem wilden Wirbel durch die Luft flog. Mit einem Knall schlug sie auf dem Steinboden auf, sämtliche Finger immer noch um den lederumwickelten Messergriff verkrampft, und die Klinge zerschellte wie ein Teller, der auf den Boden geknallt war.
Ich brüllte, als der Wille des Roten Königs mich freigab. Die anderen Herren der äußeren Finsternis hielten mich immer noch fest, aber mir war klar, dass ich mich trotzdem bewegen, trotzdem kämpfen konnte. Noch während der Rote König taumelnd vom Altar zurückwich, hob ich die Hand, zischte „Fuego!“und schickte eine Feuerwelle nach rechts, wo dicht neben der Tür immer noch der Jaguar-Krieger stand. Der versuchte zu fliehen, aber zu spät: Als lebende Fackel stürzte er die Stufen der Pyramide hinunter und endete in einem Scheiterhaufen.
Den Krieger hatte ich als Erstes ausschalten müssen, stellte er doch eine unmittelbare Bedrohung dar und hätte mir locker die Kehle durchschneiden können, hätte ich mich auf die Vampirelite gestürzt. Aber jetzt waren die Fürsten dran, die mir auf der anderen Seite des Altars
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