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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und Schrammen davongetragen, wollten sich aber allem Anschein nach gerade in den nächsten Abschnitt des Schlachtgetümmels stürzen. Martin ging hinter mir her, nach außen hin ruhig und gefasst, als bekäme er die um ihn herum tobende Schlacht gar nicht mit. Man mochte über Martin sagen, was man wollte, aber seine ganze unaufgeregte Art, die Attitüde, die so gar nicht auf einen Kämpfer schließen ließ, und seine generelle Unscheinbarkeit funktionierten in diesem Fall besser als jede Rüstung. Martin sah einfach nicht wichtig und gefährlich aus und hatte deshalb bislang nicht einen Kratzer abbekommen.
    Ich hatte meine Leutchen beisammen und sah mich nach einer Waffe um. Ein Krieger, den Murphy gerade erschlagen hatte, hatte seine fallen lassen, ich hob sie auf: ein einfaches chinesisches Schwert mit gerader, zweischneidiger Klinge, das unter dem Namen Jian bekannt war. Prüfend fuhr ich mit dem Finger über die Klinge – sie war an beiden Seiten schärfer als ein Rasiermesser. Genau das Richtige für mich.
    „Wir gehen zur Pyramide“, rief ich Murphy und Sanya zu. Gerade sprang eine Gruppe von dreißig Kenku-Kriegern über uns hinweg, ihre Umrisse zeichneten sich wie Schattenbilder gegen den mondbeschienenen Himmel ab. Sie stürzten sich in das Schlachtgeplänkel mit den Jaguar-Kriegern, die immer noch zwischen uns und dem Ausgang des Spielfeldes kämpften. „Mir nach.“
    Ich rannte auf die Öffnung in den Reihen der Gegner zu, die Ebenezars Verbündete für uns freikämpften. Vor uns ballte sich Magie, etwas schnell Fliegendes blitzte auf – einer der Roten Adligen hatte eine Fackel aus Kraft in meine Richtung geschleudert. Einen Teil des Blitzes fing ich mit dem Stab meines Mentors ab, der dicker und kürzer war als meiner. Die Energie schoss meinen Arm hinauf, über die Schultern, den anderen Arm hinunter bis zur Spitze meines neuen Schwertes und weiter zurück zu dem, der den Blitz geschleudert hatte. Bumm – den Roten Adligen zierte ein Loch im Bauch. Er schwankte, wollte mir ausweichen, aber ich holte im Vorüberlaufen mit dem Stab aus und versetzte ihm einen Hieb auf die Nase, der ihn auf die Erde schleuderte.
    Schon hatten wir Spielfeld und Tempel hinter uns gelassen. Draußen herrschte Chaos. Jaguar-Krieger und Priester waren praktisch überall, die meisten von ihnen schwer bewaffnet. Sterbliche Sicherheitsleute formierten sich zu Gruppen und rannten Richtung Spielfeld, um die Kämpfer dort zu unterstützen. Murphy rannte inzwischen neben mir. Ihre Kleider schimmerten in schneeweißem Licht, ihr Heiligenschein war zu einer Flamme aus geschmolzenem Gold geworden. An meiner anderen Seite lief Sanya. Der grelle Schein, der beide Schwerter umgab, war der blanke Horror für alle reinen Vampire, ebenso wie für die Halbblute, die vor der leuchtenden Aura aus Kraft und Bedrohung zurückschreckten. Nur war zurückschrecken nicht das Gleiche wie sich endgültig zurückziehen. Je mehr vor uns zurückwichen, desto mehr schlossen sich von hinten an, bis wir uns innerhalb eines großen, geschlossenen Kreises, der langsam immer enger wurde, auf die Pyramide zubewegten.
    „Das schaffen wir nicht!“, rief Murphy. „Gleich fallen sie von allen Seiten über uns her.“
    „Das machen sie immer so.“ Sanya klang fröhlich wie eh und je, wenn auch ein bisschen atemlos und vielleicht einen Tick verärgert. „Die lassen sich nie mal was anderes einfallen.“
    Die beiden hatten recht: Vorne zog sich der Feind immer langsamer vor uns zurück, hinten drängte er immer intensiver nach. Der Druck nahm zu.
    Mein Blick richtete sich unwillkürlich auf die Pyramide vor uns, unser Ziel. Dort stand auf der fünften Ebene eine Gestalt in goldener Maske, den Blick nach unten gerichtet. Anscheinend hatte Ebenezars Auftritt einen der Herren der äußeren Finsternis hier oben landen lassen, von wo aus er nun eifrig unsere Feinde beeinflusste. Diesmal setzte der Fürst seinen Willen nicht ein, um seine Gegner zur Reglosigkeit zu verdammen, diesmal flüsterte er seinen Truppen damit Selbstvertrauen ein und schürte ihre Aggressivität.
    „Dieser Typ da“, ich deutete mit dem Kinn auf den Maskierten. „Wenn wir den runterholen können, kommen wir durch.“
    Murphy kniff die Augen zusammen, bis sie den Adligen entdeckt hatte. Dann glitt ihr Blick kurz zum Fuß der Treppe, die hoch zur Spitze der Pyramide führte. „Gut!“ Sie nickte.
    Der Schrei, mit dem sie Fidelacchiushoch über ihren Kopf hob, hatte schon eine Menge

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