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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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„Sie treibt sich dauernd mit irgendwelchen Typen rum.“
    „Sie liebt dich, habe ich gesagt. Ich habe nicht behauptet, sie sei klinisch tot.“ Das Lachen verschwand. „Oder halbtot.“ Susan starrte dem Wagen nach, der langsam aus unserem Blickfeld verschwand. „Darf ich dir etwas anvertrauen, was ich in den letzten Jahren gelernt habe?“
    „Warum nicht?“
    Sie sah mich an, inzwischen ohne jede Spur von Belustigung im Blick. „Das Leben ist kurz, und es gibt einfach nicht genug Freude darin. Wenn du Freude findest, schnapp sie dir. Ehe sie wieder weg ist.“
    Es fiel Susan schwer, das zu sagen. Sie verbarg es gut, doch wer sie gut kannte, bekam das mit, obwohl sie es nicht wollte. Die Worte auszusprechen tat ihr weh, bereitete ihr Schmerz. Ich wollte ihr widersprechen, überlegte es mir jedoch noch einmal anders. „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben“, flüsterte ich. „Habe nie gewollt, dass du fort bist.“
    Susan wandte den Kopf ab und ließ ihre Haare wie einen Vorhang vor ihr Gesicht fallen. „Geht mir genauso“, sagte sie mit leicht schwankender Stimme. „Heißt aber nicht, dass wir wieder zusammenkommen können.“
    „Wohl nicht“, flüsterte ich. „Wahrscheinlich nicht.“
    Plötzlich richtete sie sich kerzengerade auf und ballte die Fäuste. „Ich kann das nicht. Nicht jetzt. Wir müssen uns konzentrieren. Ich …“ Mit einem resignierten Kopfschütteln ging sie los, bis sie die nächste Straßenecke erreicht hatte. Dort blieb sie stehen und ich konnte sehen, wie sie langsam und tief Luft holte.
    Ich warf einen Blick zu Martin hinüber. Der lehnte an einer Hauswand und sah zu mir her, sein Gesichtsausdruck wie immer neutral und nichtsagend.
    „Was?“, blaffte ich ihn an.
    „Du hältst das, was du deiner Tochter wegen fühlst, für Zorn, Dresden. Ist aber keiner.“ Er wies mit dem Kinn auf Susan. „Das da ist Zorn. Susan kannte die Mendozas, Maggies Pflegefamilie, sie hat sie geliebt, als wäre es ihre eigene. Sie ging in das Haus und fand die Kinder. Die Vampire hatten ihnen wortwörtlich alle Gliedmaßen ausgerissen. Eins der Kinder der Mendozas war drei Jahre alt. Zwei waren ungefähr in Maggies Alter.“
    Ich brachte kein Wort über die Lippen – in meinem Kopf spulte sich ein grässlicher Film ab.
    „Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, bis wir alle Teile gefunden hatten“, fuhr Martin gelassen fort. „Wir mussten sie wieder zusammenfügen, wie ein Puzzle, und die ganze Zeit drohte der Blutdurst uns in den Wahnsinn zu treiben. Auch Susan – obwohl sie diese Menschen kannte. Trotz der Angst um Maggie. Stell dir das mal einen Augenblick lang vor: Du stehst da, getrieben von dem Verlangen, die Zähne in den blutigen Körperteil eines Kindes zu versenken, obwohl du genau weißt, dass das kleine abgerissene Bein, der winzige Arm, von deiner Tochter sein könnte. So ist es Susan ergangen. Stell es dir einfach mal einen Augenblick lang vor.“
    Natürlich stellte ich mir das inzwischen nur allzu lebhaft vor, was sich an diesem Punkt wohl kaum mehr vermeiden ließ. „Erst als das Puzzle fertig war“, fuhr Martin immer noch leise und höflich fort, „wurde uns klar, dass Maggie fehlte, dass sie sie mitgenommen hatten. Susan hat sich im Griff, aber auch nur gerade so eben. Wenn sie die Kontrolle verliert, sterben Leute. Sie könnte selbst darunter sein.“ Martins Blick wurde hart und eisig. „Von daher würde ich es verdammt noch mal sehr begrüßen und als Geste der Höflichkeit empfinden, wenn du nicht fünf Minuten vor unserem gemeinsamen Sturm auf eine Hochsicherheitsanlage loszögst und ihre Gefühle aufwühltest.“
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Susan stand immer noch mit dem Rücken zu uns, war aber gerade damit beschäftigt, sich mit kurzen, knappen Bewegungen die Haare zum Pferdeschwanz zu binden.
    „Das habe ich nicht gewusst“, sagte ich.
    „Deine Gefühle sind in dieser Situation eine Belastung“, sagte Martin. „Sie werden Rodriguez nicht helfen, sie werden Maggie nicht helfen. Ich schlage vor, du stellst sie hintan, bis alles vorbei ist.“
    „Bis was alles vorbei ist?“ Susan war zu uns zurückgekommen.
    „Die Reise.“ Ich drehte mich um und führte die beiden weiter in die Gasse. „Die dauert nicht lang. Wir gehen etwa dreißig Sekunden lang einen Flur entlang. Der Boden ist eben, also unkompliziert. Aber es ist dunkel und wir müssen die ganze Zeit über die Luft anhalten.“
    „Warum?“, fragte Susan.
    „Weil der Flur voller Gase

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