Wandernde Welten
bei der Hintertür von Ulys Haus. Er hielt David auf dem Arm. Als das Baby Paula erblickte, verzog sich sein pechschwarzes Gesicht zu einem breiten, fröhlichen Lächeln.
Sie nahm ihm das Kind ab und nebeneinander gingen sie zur Tür des Männerhauses.
»Boltiko sagte eben, wenn er schreit, bedeutet es, daß er hungrig ist«, sagte sie zu Pedasen.
Der zuckte die Achseln. Auf den Stufen vor der Tür des Männerhauses nahm er ihr das Kind wieder ab.
»Sie scheint zu glauben, daß Hunger das einzige ist, was Menschen bedrücken kann«, sagte er.
Paula lachte. Er verachtete die Stythen. Sie blickte ihm eine Weile nach, als er mit dem Kind zu ihrem Haus zurückging. Dann trat sie in das Männerhaus. Saba war in dem großen, ovalen Versammlungsraum. Er stand vor der grünen Karte des Planeten und starrte sie an, die Hände in die Hüften gestemmt. Paula trat in den Raum und schloß die Tür hinter sich.
Saba wandte sich zu ihr um. »Wie geht es Vida?«
»Gut. Er schreit nur ziemlich viel.«
»Das bedeutet, daß er einen starken Willen hat«, sagte Saba.
Er wandte sich wieder der Karte zu. Sie konnte ihm nicht mehr ins Gesicht sehen. »Ich muß nach Vribulo. Hast du Lust mitzukommen?«
»Ja, natürlich.« Sie setzte sich auf den thronartigen Sessel. Saba .
schritt einige Male im Raum auf und ab und blieb schließlich hinter ihr stehen.
»Ich habe gerade eine Nachricht von einer Bank auf Luna bekommen«, sagte er. »Ich habe ein Guthaben von einer Million Dollar. In Eisen.« Seine Hand strich über ihr Haar.
»Und wieviel kriege ich als Provision?«
»Frauen bekommen bei uns kein Geld«, sagte er. Seine Finger fuhren durch ihr Haar. »Ich sorge doch für dich und Vida. Ich gebe dir alles, was du brauchst, oder nicht?«
»Ja, das tust du.« Sie mußte unwillkürlich lächeln.
»Wozu brauchst du dann Geld?«
»Eigentlich brauche ich keins.«
»Du bist eine sehr einsichtige Frau«, sagte er.
VRIBULO - MACHOUS AKELLARAT
Vribulo war dunkler als Matuko und bitter kalt. Die Luft roch ranzig. Die Straßen waren voller Menschen. Sie gingen hier rascher als in Matuko. Paula hielt sich dicht neben Saba. Wenn sie sich hier verirrte, würde sie nie den Rückweg finden. Ketac war mit ihnen gekommen, zusammen mit Sril und Bakan. Der junge Mann ging neben ihr, sein Bett über die Schulter geschlungen, und blickte immer wieder neugierig umher.
Die Gebäude der alten Stadt - es war die älteste des Imperiums - waren von der Zeit geschwärzt. Die oberen Geschosse hingen über die Gehwege und stießen an einigen Stellen fast mit den gegenüberliegenden zusammen, so daß man wie unter einer Arkade ging. Hinter ihr ertönte eine Sirene. Sie wandte den Kopf. Die Straße wand sich durch das Dunkel, das nur von dem blau-weißen Licht von Kristallampen erhellt wurde. Sie hatte den Eindruck, daß sich mindestens eine Million Menschen in der engen Straßenschlucht drängten. Sie war froh, in der Begleitung von vier ihr bekannten Männern zu sein.
Die Sklaven trugen auch hier weiße Kleidung, genau wie in Matuko, und fielen dadurch in der Dunkelheit und unter ihren dunkel gekleideten Herren noch mehr auf. Wieder hörte sie das Heulen einer Sirene. Hoch über sich konnte sie den anderen Teil der Stadt erkennen: vage Umrisse von Straßen, Plätzen und Gebäuden, das sanfte Schimmern von Wasser. Sie gelangten in eine Straße, auf deren Mittelstreifen dicke Büschel dunkelblauen Grases wuchsen.
Sril berührte ihre Schulter. »Sehen Sie mal dort oben, Mendoza.«
Sie kamen zum Rand am Ende des Doms. Er wurde von irgend etwas bedeckt, das sie zunächst für eine natürliche Formation hielt, eine Art stythischen Felsgesteins, das terrassenförmig vom unteren Domrand anstieg.
»Das ist das Haus des rAkellaron«, sagte Sril.
Jetzt konnte sie auch die Fenster erkennen, die hervorragenden Balkons, und die riesige Treppe, die zu einer weit oben gelegenen offenen Veranda führte. Menschen gingen dort, aber sie wirkten so klein, daß man sie fast übersah. Sril lachte, als er ihr erstauntes Gesicht sah. Er nahm ihren Arm und half ihr die Stufen einer Arkade hinauf. Saba und die beiden anderen Männer waren schon ein Stück voraus und hatten den Fuß der riesigen Freitreppe fast erreicht.
»Wir nennen es die Scheune«, sagte Sril. »Alle Mitglieder des rAkellaron haben ihre Büros hier.« Er deutete auf die Türen, an denen sie vorbeigingen. Die Arkade zog sich an der ganzen Front des Gebäudes entlang. In Abständen von etwa fünfzig Fuß
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