Wandernde Welten
schwarzen Rocks zwischen den scharfen Zähnen der Maschine verschwinden.
»Aber warum hassen sie mich so, wenn sie mich überhaupt nicht kennen?«
»Weil Sie auf der Seite der Schwarzen stehen, gegen Ihre eigenen Leute.«
Wütend ging sie ins Wohnzimmer.
»Du reißt mir ja die Haare mit den Wurzeln aus!«
»Alles, was eine Frau schön macht, tut etwas weh.« Uly fuhr mit einer harten Bürste durch Paulas Haar. David lag in dem neuen Kinderbett, das in dem kleinen Raum gegenüber von Paulas Schlafzimmer stand, und schrie. Pedasen kam aus der Küche, um nach dem Jungen zu sehen. Ulys Hände strichen Paulas Haar zurecht. »Sieht es so nicht viel schöner aus?« Sie küßte Paulas Schulter.
»Wunderbar. Kann ich mich jetzt anziehen?«
»Du bist unmöglich«, sagte Uly und küßte sie noch einmal.
»Aber ich glaube, alle intelligenten Menschen sind irgendwie ein bißchen komisch.«
Pedasen war in Davids Zimmer und sang dem Kleinen etwas vor. Paula versuchte, die Worte des Liedes zu verstehen. Während sie sich anzog, hörte sie Sabas Stimme aus dem Wohnzimmer rufen. Uly umklammerte angstvoll ihre Schulter.
»Was will er denn hier? Du hast mir doch gesagt, daß er niemals herkommt.«
»Das habe ich nicht gesagt.« Paula zog Schuhe an und stand auf. Sie hatte Uly einmal erzählt, daß Saba niemals mit ihr schliefe.
Saba trat ins Zimmer. »Hast du noch irgendwelche Fragen? Ich starte in drei Stunden.«
In der Halle sah sie Dakkar auftauchen. Sabas ältester Sohn würde Matuko während seiner Abwesenheit regieren. Uly trat auf die andere Seite des Zimmers und verhüllte ihr Gesicht mit der linken Hand.
Paula schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. So lange ich deinen Computer benutzen darf, komme ich auch allein zurecht, denke ich.«
»Setz alle Preise in den Kontrakten so hoch wie möglich an«, sagte er. Uly übersah er völlig. »Denk daran, daß ich von allem zehn Prozent bekomme.« Er sah sich um. »Wo ist Vida?«
»Er schläft.« Sie hörte, daß Pedasen noch immer leise sang.
Saba wandte sich um und deutete auf Dakkar, der in der Tür stand, eine Schulter an den Türrahmen gelehnt. »Ich habe ihm befohlen, gut auf dich aufzupassen. Mach es ihm nicht zu schwer.«
Er nickte ihr kurz zu und verließ den Raum. Dakkar folgte ihm aus dem Haus.
»All diese Anweisungen«, sagte Uly. »Du mußt ihm sehr wichtig sein.« Ihre Hände fuhren streichelnd über Paulas nackte Arme.
»Aber er hat dir nicht einmal gesagt, wie hübsch du aussiehst.«
Der Kragen von Paulas neuem Kleid scheuerte. David lag schwer in ihren Armen. Vor ihr stand Boltiko inmitten einer Horde jüngerer Kinder und blockierte ihren Blick in den Hof. Sie wußte, daß Saba irgendwo in der Nähe des Bilyobio-Baums sein mußte, weil sie aus dieser Richtung ein ständiges, monotones Murmeln hörte.
Diese Zeremonie mußte äußerst wichtig sein, weil Ketac nur ihretwegen aus Vribulo gekommen war.
Dies also war jetzt ihre Familie, diese Menschen, die um sie herum waren. Durch David war sie eine der ihren geworden, gehörte sie zu Boltiko und Uly, die bei ihr standen, zu den jüngeren Kindern und den älteren Knaben, die alle an der Zeremonie teilnahmen, und zu den Männern, die hier so feierlich und förmlich von ihnen verabschiedet wurden. Sie fühlte sich ihnen nicht verbunden. Und das fand sie völlig normal. Sie war für sie doch nur ein fremdrassiger Eindringling, ein Gast oder eine glorifizierte Sklavin. Wenn sie wirklich sehen würde, was sie taten, würde sie vielleicht vor Angst sterben. Wie der Reiter überm Bodensee fühlte sie sich, zitternd vor Furcht am anderen Ufer.
Uly wandte den Kopf. Ihr Gesicht war verdeckt, wie auch Boltikos, und nur ihre wunderbaren Augen waren sichtbar. Sie warf Paula einen verstohlenen Blick zu, trat einen Schritt zurück und griff nach ihrer Hand. Paula gab den Druck ihrer Finger zurück.
Saba flog die Ybix zu den Asteroiden. Die Hälfte der rAkellaron wollte jetzt Handelsverträge mit den Mittleren Planeten abschließen, und die Stythen verstanden nicht, daß Paula mehr Zeit als eine Wache brauchte, um sie vorzubereiten. Sie begann mit dem Vertrag für Melleno, weil sie annahm, daß sie mit ihm am leichte-sten zurechtkommen würde, da er Sabas Verbündeter war. Aber das war ein Irrtum. Er weigerte sich, ihr Auskünfte zu geben, die sie brauchte, und ignorierte einige ihrer Fragen völlig. Anfangs war sie darüber wütend, bis sie einsah, daß es keineswegs Feindseligkeit oder Bösartigkeit
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