Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
Vom Netzwerk:
wurden heller und heller.
    Falsch!
    »Paula!«
    Völlig verwirrt schüttelte sie den Kopf. Die Farben verschwanden, und alles wurde schwarz. Schwarz wie der Weltraum.
    Schwarz wie ein Stythe.
    »Gut. So ist es besser.«
    Das war Tanoujins Stimme, und sie wartete darauf, daß er weitersprechen würde. Wo war er?
    Hier, in mir.
    Plötzlich konnte sie wieder sehen. Saba stand dicht vor ihr.
    Aber genauso plötzlich war er wieder fort. Es mußte eine Halluzination gewesen sein. Fort. Fetzen einer fremdartigen Melodie klangen in ihren Ohren. Farbflecken. Seltsame Gerüche. Meine Fantasie geht mit mir durch. Sehe Hände, die riesige Apfel aus Wolle von Bäumen pflücken.
    Sie dachte an den Mella Square in Havanna, ans Heimgehen in blauer Dämmerung. Der Gehsteig war in Steinquadrate aufgeteilt.

    Ich wünschte, ich hätte ein Eis.
    »Darf ich dir ein Eis kaufen?«
    »Oh, danke.«
    Sie leckte an dem Eis. Und jedesmal hatte es einen anderen Geschmack. Pflaume, Vanille, Schokolade, Minz-Schokolade. Gegen Schokolade war sie allergisch. Sie bekam einen häßlichen Hautausschlag davon. Als Kind hatte sie immer Angst gehabt, daß niemand sie haben wolle. Sie ritt auf einem sattellosen Pferd eine Landstraße entlang. Die Sonne schien hell, und das Pferd galoppierte. Wie eine Rakete schoß es die Straße entlang. Die Bäume, an denen sie vorbeirasten, wirkten wie die Latten eines gigantischen Zauns. Immer schneller wurde das Klappern der Pferdehufe. Das Tier stolperte und warf sie ab. Sie flog in einem riesigen Bogen durch den strahlend blauen Himmel und landete sanft (es ist ja nur ein Traum) im Gras.
    Sie richtete sich auf. Sie fühlte sich gelangweilt und etwas desorientiert. Wo war sie? Wo immer sie sein wollte. In einer plötzlichen aufsteigenden Panik ließ sie Erinnerungsbilder an sich vor-beilaufen, bis sie sich darauf besann, daß sie sich auf der Ybix befand, in dem kleine Beobachtungsraum, und daß Tanoujin sie besaß.
    Das gefällt mir nicht!
    Sie versuchte zu sehen. Saba konnte doch sehen, wenn er in diesem Zustand war. Er konnte sehen, hören und sagar mit dem anderen Wesen sprechen, das sich in ihm aufhielt. Sie konzentrierte sich auf das, was sich um sie herum befand: der Bugraum, Saba und die Sterne. Sie fühlte eine leichte Berührung auf ihren Lippen und wußte, daß Tanoujin sie wieder küßte. Das Gehör kehrte zurück. Sie vernahm das monotone Schiffsgeräusch. In ihrem Mund war ein kupfriger Geschmack. Sie sah Tanoujin, erst wie durch einen Gazeschleier, und dann wieder klar. Er trat von ihr zurück und wandte den Kopf ab.
    Sie fuhr mit den Händen über ihre Ärmel. Ihr Körper zitterte.
    Saba griff ihr mit der Hand unter das Kinn.
    »Du hast so verändert ausgesehen. Du sahst aus wie er. Es hat nicht weh getan, nicht wahr? Du hattest keine Angst?«
    »Ich werde nach David sehen«, sagte sie mit zitternden Lippen und verließ hastig den winzigen Raum.
      
      

CROSBYS PLANET
Mai-Juni 1857
    Saba erklärte, daß er sechs Mitglieder seiner Mannschaft auf Crosbys Planeten mitnehmen wolle. Die Männer zogen Lose.
    Dann kämpften die Verlierer höherer Dienstränge und die Gewinner der unteren, bis die vier Männer von Sabas Wache, und Marus und Kany von Tanoujins Wache im Besitz der begehrten roten Lose waren.
    »Warum läßt du sie überhaupt erst Lose ziehen?« fragte Paula, als sie im Raumbus saßen.
    »Weil mir dann niemand vorwerfen kann, daß ich jemanden bevorzuge.«
    Unter dem Fenster drehte sich der kegelförmige künstliche Planet im Sonnenlicht. Seine silbrig glänzende Haut bestand aus Sonnenzellen. Saba setzte sich neben sie und zog David auf seinen Schoß. Der ungewohnte Andruck lastete wie ein Gewicht auf ihr, und sie fragte sich, wie der Junge ihn ertrug.
    Die Männer hinten unterhielten sich laut über den künstlichen Planeten. Sril behauptete, daß man die Silberhaut mit Raketen durchbohren könne. Paula lehnte sich zurück, die Hände im Schoß verschränkt. Sie hatte gehört, daß eine Rakete sich im Magnetfeld des Planeten auflösen würde, lange bevor sie ihr Ziel erreichte. Sie waren die einzigen Passagiere in dem Bus. David starrte mit offenem Mund aus dem Fenster. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter auf Tanoujin, der zwei Reihen weiter hinten auf der anderen Seite des Gangs saß. Er hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und starrte vor sich auf den Boden. Sie wandte den Blick wieder nach vorn. Sie fieberte vor Aufregung. Crosbys Planet war der erste irdische Planet, den

Weitere Kostenlose Bücher